Wenn mit thmeks Methode erstmal das Interesse geweckt ist, wollen sie das (Oper, etc.) ja vielleicht sogar ...
Am sinnvollsten scheint mir die Verbindung von Theorie und Praxis zu sein - einerseits selbst musizieren, andererseits sich mit Musik analytisch zu beschäftigen. Es ist möglich, beides in einen Unterrichtsablauf zu integrieren. In meiner eigenen Schulzeit in Süddeutschland sind mir auffallend oft Schulmusiker begegnet, die durchaus beides gut abdecken konnten, mit ansteckender Begeisterung für ihr Fach ausgestattet, mit eigenen außerschulischen Musizieraktivitäten (Komposition, Chor- und Orchesterleitung, Konzerttätigkeit), mit zusätzlichen Bindungen an andere musikfachlich agierende Institutionen (Musikschulleiter, Lehrbeauftragter an der nächstgelegenen Musikhochschule etc.) - und gerade in den Kindheits- und Jugendjahren erfolgt die Weichenstellung, ob Musik in positiver oder negativer Weise eingeschätzt wird. Vermutlich erfolgt eine Positionierung schon im ersten Lebensjahrzehnt und diese wird im zweiten bereits so stark gefestigt, dass ein Wandel vom Negativen ins Positive sehr bald immer unwahrscheinlicher wird. Selektivwahrnehmungen spielen dann auch eine wichtige Rolle: Wer sich darüber im klaren ist, Musik doof und überflüssig zu finden, registriert irgendwann nur noch diejenigen Wahrnehmungen bewusst, die ihn in seiner Einschätzung bestätigen.
@LMG: Es gibt kindgerechte Adaptionen bekannter Repertoireopern an den meisten Häusern wie Zauberflöte ("Papageno spielt auf der Zauberflöte") oder Freischütz ("Der Freischütz und der Teufel") mit interaktiven Elementen unter Vermittlung durch professionelle Theaterpädagogen. Kirchengemeinden bieten beispielsweise Orgelführungen durch den eigenen Kantor an (Schülerstilblüte: "Kürzlich besichtigten wir die Orgel in der hiesigen Stiftskirche. Außer uns sah man viele, viele Pfeifen."), der auch Einblicke ins Innenleben gewährt (Zitat: "Auf die Orgel kann man viel machen. Deshalb nennt man sie auch die Königin der Instrumente.") - auch im Pressebereich, bei Festivals und im Multimediabereich gibt es genügend Kooperationsmöglichkeiten mit Schulen.
Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass es günstige Software gibt, die das Komponieren in allen möglichen Stilarten an jedem PC ermöglicht, frage ich mich allen Ernstes, wieso Musik als doof und uninteressant eingeschätzt werden kann. Vermutlich liegen die problematischen Aspekte eher bei den beteiligten Personen auf Schüler- und/oder auf Lehrerseite, denn wenn es an Einstellung und Kompetenz mangelt, das Terrain "Musik" mit positiven Inhalten zu besetzen, kann ein noch so groß dimensioniertes Angebot an Materialien und Anregungen den Musiksektor nicht zum erfolgreichen Selbstläufer werden lassen.
Wechselt man vom Schulbetrieb ins Vereinswesen der Laienmusikszene, kann man ähnliche Fehlentwicklungen aufspüren. Nicht institutionsgebundene Laienchöre existieren meist in der Gestalt eines Vereins ("Gesang(s)verein"). Die Nachwuchsproblematik ist seit Jahrzehnten bekannt - also hofften die Vereinsmitglieder, Vorstände und Chorleiter mit Maximen wie "Jeder kann singen", "Niemand braucht vorzusingen", "Vorkenntnisse sind nicht erforderlich" leichter an Mitgliederzuwachs zu gelangen. Wie sieht das Ergebnis aus?: Nachwuchs kommt trotzdem nicht, vereinzelt vorbeischauende Interessenten kommen schon zur nächsten Probe nicht mehr wieder, andere verlieren bald wieder das Interesse, sobald Chordisziplin eingefordert wird: Regelmäßige Probenteilnahme, Aufnahmebereitschaft, Motivation, Durchhaltevermögen und ähnliche Voraussetzungen sind auf dem Weg voran unverzichtbar, zumal der Chor ja öffentlich auftritt und sich dabei gut präsentieren sollte. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass die Problematik eng mit den oben erwähnten Maximen zusammenhängt: "Jeder kann singen" versteht mancher so, dass man auch ohne persönlichen Einsatz, ohne Leistungsbereitschaft, ohne Begabung und ohne Interesse erfolgreich sein kann. Maximaler Spaß bei totalem Nichtskönnen und Nullahnung gibt es aber nun mal nicht. Sicherlich wird diese Auffassung durch DSDS & Co. zusätzlich gefördert: Man kann ins Fernsehen kommen, ohne irgendetwas zu wissen und zu können - und seit dem ESC 2010 ist klar, dass man den Grand Prix gewinnen kann, ohne jemals das Singen und Tanzen gelernt zu haben. Inzwischen kann man den Vereinen nur zur Ehrlichkeit und Professionalität auch in kleinen Dingen raten: Musizieren ist nur etwas für begeisterungsfähige und begabte Naturen, die den Erfolg wirklich wollen und dafür auch bereit sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Leistung zu bringen. Mancher denkt, es käme dann erst recht kein Nachwuchs, da die ganze Menschheit nur aus Faulen und Doofen besteht, die nichts können und nichts wollen. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass das Gegenteil richtig ist.
LG von Rheinkultur