Oder sollte man trotz Pedal immer versuchen genau so zu spielen, wie man das Stueck ohne Pedal spielen wuerde?
Nein, nicht
immer!
Z. B. bei den Anfangsakkorden wie beim h-Scherzo von Chopin, diese werden auch losgelassen und mit Hilfe des Pedals akustisch gebunden.
Auch z. B. bei Arpeggien kann man die Finger loslassen.
Das varriert. Man muß nur wissen,
wann ist es sinnvoll loszulassen und
wann ist es sinnvoll auch mit den Fingern zu binden.
Hier ein Beispiel aus dem bekannten Tarantella- Thema von Franz Liszt:
http://versuch288.12m.de/files/versuch288/dat.jpg
Hier steht es so z. B. im Notentext, und habe Dir die Ausführung, die in den Fingern stattfindet geschrieben.
2. Übe doch Mal die Pavanne von Maurice Ravel und die dritte Etüde von Chopin aus den "Trois nouvelles études". Hier geben die Komponisten in der Melodie ein Legato und in der Begleitung ein Staccato vor. (mit gedrücktem Pedal)
3. Spiele mal ein längeres C- Dur Arpeggio: c,d,e,c1,e1,g1,c2,e2,e3,...mit Pedal.
Beim ersten mal bindest Du mit Fingerlegato
Beim zweiten Mal bindest Du nur jeweils zwei Noten und spielst den zweiten Ton bewußt kurz, das ganze mit gedrücktem Pedal
Na, hörst Du den Unterschied?
Für den Anfängerunterricht und Schüler die zum ersten Mal Pedal lernen, mache ich es allerdings erst einfach. Hier werden erst leichte Akkorde im Pedal gebübt, die auch wirklich mit den Fingern losgelassen werden, um sich zunächst auf den reibungslosen Pedalwechsel zu konzentrieren und mache es genauso wie hier sehr gut geschrieben wurde:
Wird der neue Akkord angeschlagen, soll die Fußspitze kurz nach dem Anschlag das Pedal loslassen und wieder drücken. Wobei das Pedal nicht zackig, sondern weich und sanft betätigt werden sollte. ;)
Die Feinheiten, also ob man auch wirklich den richtigen Zeitpunkt erwischt hat, kann einem nur das Ohr verraten.
Zu der Frage von Torben:
Ist es denn umgekehrt ein Problem, d. h. die Taste bei gedruecktem Pedal vorher loslassen?
Wenn Du sehr lange auf einem Ton bleibst, wirst Du es nicht mehr hören, wenn Du mit dem Finger weggehst. Das ist auch einem Anfänger klar.
Bei manchen Stellen spielt es aber eine Rolle, ob Du Fingerlegato machst. Auch (denke ich) wird die Melodieführung leichter sein, wenn Du z. B. sie mit Fingerlegato ausführst, z. B. Schumann Von Fremden Menschen und Ländern, die obere Melodie auch mit Fingerlegato ausführst. Warum glaubst Du steht da ein stummer Fingerwechsel in der Henle- Ausgabe vom vierten zum fünften Finger?
Torben kannst Du mir den komischen Fingersatz dann erklären?
Ich weiß warum der Fingersatz!
Dann gibt es aber auch Stücke, bei denen wirklich mit Pedalleagto Melodieen gespielt werden. Ganz typisches Beispiel: Franz Liszt: Un Sospiro!
Nur eine feste Regel zu schaffen wie z. B.: Das Stück so zu spielen, wie man es ohne Pedal spielen würde, oder wenn man mit Pedal spielt alle Töne immer losgelassen werden, ist für mich zu einseitiges Klavierspiel.
Ich muß Dir ehrlich sagen, ich spiele nicht so
einseitig Klavier und benütze
mehrere Techniken. Und das Klavierspiel klingt meiner Meinung dann auch interessanter.
Einem versierten Pianisten ist nämlich sehr wohl wichtig, wann man auch Fingerlegato einsetzen sollte und wann nicht, bzw, wann der Ton breit zu spielen ist, und wann kurz.
Liebe Grüße, Mario