mick
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@mick :
Hab ich Dich da richtig verstanden? Aufgrund Deines Wissens über die Musiklehre und über einzelne Komponisten erfährst Du so viel auch vom Charakter und den Stimmungen des Komponisten, dass Du, wenn Du ein Stück einübst, dieses Stück weiter komponieren könntest, quasi eine Improvisation weiter führen könntest und einem unbedarften Zuhörer fiele das gar nicht auf. Das ist echt ein Geschenk Gottes.
Ich kann recht sicher Stilkopien anfertigen, ja. Das ist aber nichts Besonderes, das können viele. Ich meinte auch etwas anderes: wenn ich ein Stück einstudiere, dann versuche ich zu verstehen und nachzuvollziehen, wie ein Komponist mit dem Material umgegangen ist und warum er sich für diese oder jene Lösung entschieden hat. Es gibt ja fast immer rational begründbare Erklärungen. Und auch, wenn es die nicht gibt oder der Komponist einen anderen Gedankengang hatte als ich, muss ich für mich eine schlüssige Begründung finden. Zum einen, um mir ein Stück merken zu können (ist wie bei allen anderen Sachen auch: was ich nicht verstehe, kann ich mir nicht gut merken - jedenfalls nicht langfristig) und zum anderen, weil ich sonst gar kein schlüssiges Interpretationskonzept erarbeiten kann. Eine Aneinanderreihung irgendwie "schön" geratener Stellen ist zwar nett, aber wie jeder weiß, ist "Nett" die kleine Schwester von "Scheiße".
Noch wichtiger als am Klavier ist das übrigens mit dem Orchester. Ein wenig gebildetes Publikum kann man noch irgendwie blenden, ein gutes Orchester nicht. Das merkt sofort, ob ein Konzept Hand und Fuß hat oder ob es nur heiße Luft ist, die man da verbreitet.