Hallo liebe Clavio-Mitglieder,
zunächst möchte ich mich kurz bei euch vorstellen. Ich heiße Andreas, bin 39 Jahre alt und spiele seit fast 2 Jahren Klavier.
Das erste Jahr war eigentlich nur eine sinnlose Schnupperphase. In dieser Zeit habe ich ab und zu an einige Stücke mit Hilfe von YouTube-Videos auswendig gelernt. Dass mich das auf Dauer nicht weiterbringt habe ich schon nach einigen Wochen gemerkt. Ich werde nie vergessen wie ich stundenlang die Videos hin und her gespult habe um einigermaßen die richtigen Tastenanschläge zu erkennen. Am besten vergessen wir diesen kompletten Abschnitt ;)
Vor ca. einem Jahr habe ich mich dann endlich einer Klavierlehrerin anvertraut und komplett neu angefangen. Mittlerweile klappt das Notenlesen schon ganz gut, allerdings kommen nun so langsam einige Fragen auf.
Seit Anfang an wurden mir zur Erleichterung sämtliche Stücke auf dem Notenblatt mit Taktangaben und Notenwerten beschriftet. Neben den Notensymbolen werden mit Bleistift die Notenwerte (Buchstaben C,D,E,F,G,A,H, FIS, GIS usw.) aufgeschrieben. Früher hat es immer meine Klavierlehrerin gemacht, mittlerweile schreibe ich sie mir selbst auf. Auch die Taktangaben werden ebenfalls immer gekennzeichnet (z.B. 1 2 3 4 / 1+2+3+4+ usw.)
Irgendwie habe ich aber seit einiger Zeit das Gefühl, dass ich nur nach den Buchstaben Klavier spiele bzw. die Stücke übe. Ich achte so gut wie überhaupt nicht mehr auf die Lage der Notensymbole, sondern konzentriere mich nur auf die notierten Buchstaben.
Nun meine Fragen an Euch:
Wird diese Methode überhaupt so im Anfänger-Unterricht praktiziert?
Wann sollte man mit dieser Hilfestellung aufhören?
Ich würde dazu gerne auch mal eure Meinung hören.
Liebe Grüße
Andreas
Hallo Andreas, man sollte mit der Beschrifterei aufhören, bevor man anfängt..
die Leute, die hier geschrieben haben, haben 100% Recht!
Das Erlernen der Notenschrift ist doch keine Zauberei, und erheblich leichter als der Erlernen einer Fremdsprache. Wer als Lehrer von Anfang an die Notenbezeichnungen in die Notenschrift schmiert, gleicht Eltern, die ihr Kind von Anfang an in einen Rollstuhl setzen in dem Alter, wo es zu laufen beginnt, mit der Begründung, es sei ja leichter...
Jetzt praktische Tips für Dich: Nimm leichte Noten, die unter deinem Spiellevel liegen als reine Leseübung. Lies dir die Noten vor, nimm zur Kontrolle eine Notentabelle. 2.) Beschleunige nach und nach das Lesen, dazu kann man auch ein Metronom benutzen: pro Klick eine "entschlüsselte" Note (natürlich unabhänig von deren Notenwert, alle als Viertel: es geht ja nur um das Lesen). Dann beschleunige stufenweise...funktioniert in der Anfangsphase auch.
3.) Spiel dieses sehr leichte Stück ganz langsam vom Blatt, auch erst nur mit getrennten Händen.
4.) Nimm Pappkarten, mal sehr sauber auf jede einen Ton. Auf der Rückseite steht die Lösung: kannst du am Arbeitsplatz, in der Badewanne, oder an der roten Ampel üben. Natürlich in beiden Schlüsseln ...
5.) Für wenig Geld kann man ja auch Notentrainer mit steigerbarer Schwierigkeit aus dem Internet herunterladen, bzw. als Software erwerben. Vorsicht: bei Freeware ist, soweit ich geschaut habe, nur der Violinschlüssel vertreten, also besser ein bisschen was ausgeben und vernünftig üben.
6.) Klavierlehrer dringend wechseln und Rollstuhl bei Ebay verkaufen...