Wenn ich mir anschaue, was an älteren Schimmel-Instrumenten im Internet angeboten wird, scheint mir, dass die bis in die 1980er Jahren vorwiegend kleine Instrumente gebaut haben. Solche Instrumente werden heute nicht mehr gebaut, weil es (grob überschlagen) 100€ kostet, ein Klavier von einem chinesischen Hafen Rotterdam zu transportieren (20 Instrumente in einen 40 Fuß Container, der z. Zt. 2.000€ Frachtkosten hat).
Ich bin kein Experte, aber ich vermute, dass weder die neuen chinesischen, noch die älteren deutschen Kleininstrumente eine gründliche Generalüberholung bekommen werden, sondern dann, wenn größere Investitionen fällig sind, verschrottet werden.
Mein Eindruck in diesem Forum ist, dass häufig Äpfel mit Birnen verglichen werden. Mir ist unklar (dazu habe ich zu wenig Ahnung) ob die Butter- und Brot-Instrumente der deutschen Hersteller aus den 1960er-1980er Jahren wirklich so viel besser sind, als die Instrumente, die hier gern als Chinaschrott bezeichnet werden. Wohlgemerkt: Ich spreche nicht von den Oberklasseinstrumenten, sondern von einem Schimmel/Grotrian/Schiedermayer/you name it aus den 1960er Jahren, dass eine Bauhöhe von 100 cm. hat.
Wenn die deutschen Hersteller keine low budget Instrumente mehr verkaufen können, weil die jetzt wegen der billigen Logistik aus China kommen, können sie nur noch high end Instrumente verkaufen. Zum einen ist der Markt aber da sehr dünn und zum anderen sind die alten Instrumente so verdammt langlebig, bzw. lohnen eine große Investition nach diversen Jahrzehnten. Wenn aber die Oberklasse-Instrumente kaum vom Markt verschwinden, was sollen dann die deutschen Hersteller bauen?? Dazu muss Klavierspielen überhaupt nicht aus der Mode kommen, sondern es reicht, wenn von 10 sehr guten deutschen Instrumenten, die 50 Jahre alt sind, 9 überleben. Dann kann man (bei gleichbleibender Klavierspielerzahl) nur ein Instrument verkaufen statt 10 (wie vor 50 Jahren) oder vielleicht noch 1-2 exportieren.
Bitte vergesst auch bei allem Lokalpatriotismus nicht, dass die deutschen Klavierhersteller vor allem für das Ausland produzieren. Ich meine mit an Exportquoten von 80% zu erinnern. Wie das vor 50 Jahren war, weiß ich nicht, aber diese Quote macht doch deutlich, dass "wir" in Deutschland für den Umsatz der Hersteller keine große Rolle spielen.
NB: Wir haben ein Schimmel-Klavier. Neu gekauft. 100% Germany. Wir waren es also nicht ;)
Liebe Grüße