Nach grauenhaften Auftritt weitermachen?

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Das bei einem Schulkonzert normalerweise im Hören nicht geübte Publikum fand es vielleicht trotzdem gut und hat viele Fehler gar nicht gehört. Ist schon öfters vorgekommen.
Die heutige Jugend ist doch sowieso so drauf, dass jegliches Kritisieren pfuibäh ist und selbst die unbeholfene Bemühung schon was ganz Tolles ist, was man bittesehr ohne Ende zu loben hat.

Insofern ist in der Tat vom Publikum kein einziger kritischer Pieps zur missratenen Performance zu erwarten, und wenn man nachfragt "aber hat man meine ganzen Verspieler nicht gehört?", wird man nur so was hören wie: "Ich habe nichts gehört und war schwer beeindruckt, wie gut Du spielst, ich könnte das nicht." (Das kann natürlich entweder ehrlich oder gelogen sein.)
 
Wir hatten vor kurzem ein Schülervorspiel.
Ganz unspektakulär im Garten des Lehrers.
Alle Kinder sind gut durchgekommen, und die erste erwachsene Schülerin auch. Die hatte ein relativ leichtes Stück ausgesucht.

Alle anderen erwachsenen Schüler sind ins Straucheln gekommen, weil sie sich einfach übernommen hatten.

War in dem Fall nicht schlimm, die Veranstaltung war ja (auch) zum Lernen und sich selbst kennen lernen. Und zu wissen, wie man reagiert.
Beim nächsten Schülervorspiel werde ich ein deutlich leichteres Stück auswählen.
Übrigens war es trotzdem ein wundervoller Nachmittag.
 
Alle Kinder sind gut durchgekommen, und die erste erwachsene Schülerin auch. Die hatte ein relativ leichtes Stück ausgesucht.

Alle anderen erwachsenen Schüler sind ins Straucheln gekommen, weil sie sich einfach übernommen hatten.
Ich war einmal bei einem Vorspielabend an einer Musikschule als Zuhörer (sowohl Kinder als auch Erwachsene; verschiedene Instrumente, sehr unterschiedliche Niveaus) und hatte den Eindruck, dass die vorgetragenen Stücke durchwegs an der Grenze der jeweiligen Fähigkeiten lagen bzw. deutlich darüber.
Mir ist besonders der Vortrag des ersten Satzes des Haydn zugeschriebenen Oboenkonzerts eines erwachsenen Schülers (mit Korrepetitorin) in Erinnerung geblieben. Ich habe keine Ahnung, wie das Stück unter Oboisten eingestuft wird, aber schon den Eindruck, dass es sehr anspruchsvoll ist. Der Schüler hat es leidlich gespielt (Respekt!), aber man konnte sehen, wie sehr er kämpfen musste.
Am Klavier spielte ein jugendlicher Schüler das Prelude op. 23 Nr. 5 in g-Moll von Rachmaninoff und es war offensichtlich, dass es dabei noch einiges zu üben gegeben hätte.
Ich weiß nicht, wer die Stücke ausgesucht hat, ob es hauptsächlich der Wunsch der Schüler war und die Lehrer trotz teils gravierender Mängel nachgegeben haben oder die Lehrer diese eigentlich noch zu schwierigen Stücke vorspielen ließen, um zu demonstrieren, wie viel ihre Schüler draufhaben.
 
Nun ja. Ich sag mal so: wer bei einem öffentlichen Auftritt nie nervös ist, muss eine Mentalität wie der Glöckner von Notre Dame haben ( obwohl der in Wirklichkeit sicher äußerst sensibel war).
Betablocker können temporär (!) eine Hilfe sein. ( Ich habe aber schon eine Studie gelesen, die aussagte, dass sie die Konzentration/ Gedächtnisleistung stören können).
Habe ich vor zig Jahren ein paar mal gemacht, zu krisenhaften Zeiten. Bald aber buchstäblich vergessen, und alles war gut. Ist es immer noch.
Du schreibst von Puls 120 ? Ist das schon alles? Musiker mit Solostellen in großen Orchestern haben laut wissenschaftlicher Expertise in dieser Situation mehr.
Durch viel Erfahrung schafft man es, die Aufregung in positive Energie umzuwandeln.
Strategie vielleicht so:
Sich selbst vorspielen.
Aufnahme machen und nachhören.
Dem Partner/der Partnerin vorspielen.
Dem Lieblingsfreund ( - freundin).
Dem Lieblingsfeind (- feindin) vorspielen.
Mehreren Bekannten vorspielen.
Vor klelnem Publikum vorspielen.
Vor großem Publikum vorspielen.
In der Carnegie Hall vorspielen ( Kann jeder, der die Miete bezahlt).
Und wie hier schon andere gesagt haben: nicht unbedingt diese sauschwere Etüde. ( Nur op.10,2 ist schwerer, aber anders).
Übrigens, auch wenn bisweilen anderes behauptet wurde: ein Musikstück von gleißender Emotionalität.

Viel Erfolg!
 
Op. 10,2 ist glaube ich ein bisschen Typsache. Gefühlt ist die für mich leichter als op. 10,1. Könnte aber auch an meiner Faulheit liegen. Ich habe wirklich nicht die geringste Motivation, op. 10,1 zu üben (weil ich sie leider auch für eine der langweiligsten Etüden halte... *duck und weg* )
 
@Maingold , das Hauptproblem liegt daran, dass Du still vergnügt für Dich geübt hast und daraus geschlossen hast, dass es das Gleiche ist, wie vor vielen Menschen spielen. Wenn Du Klavierunterricht nimmst, wirst Du merken, dass eine Person schon genügt, um Dich völlig aus der Bahn zu hauen. Sie hilft Dir dann aber, wieder auf die Gleise zu kommen. Mit der Zeit erlangst Du Zuversicht in Deinem Spiel, weil Du lernst, beim Üben kritisch zu hören.
Ich bin überzeugt (ich weiß, Unterstellung), dass Du beim Üben Dich immer über die schönen Klänge gefreut hast, aber nicht bemerkt hast, was alles nicht gut lief.
Mein Vorschlag: Ich bin ebenfalls gegen die Etüde, wenn Du überhaupt etwas spielen willst, dann etwas, das Du nachts um 3 ohne einen Mucks fehlerfrei und wohlfühlend spielen kannst.
Und Unterricht nehmen!
dann werden die zitternden Hände verschwinden, bzw. Du wirst lernen, dass nicht sie Dein Spiel behindern...
 
Liebe(r) Maingold,

obwohl hier schon fast alles richtig geschrieben wurde, nur meine Ergänzung dazu:

Erst einmal solltest du jetzt bitte nicht in Selbstzweifel verfallen. Jedenfalls meine ich, das aus deinen Zeilen herausgelesen zu haben. So wie ich das verstanden habe, bist du kein Profi, sondern Amateur, hast derzeit keinen Lehrer und hast keine regelmäßige Auftrittspraxis (ein wichtiger Punkt!). Dazu bist du bei Vorspielen vor Publikum regelmäßig nervös und zitterst.

Unter diesen Umständen aus dem Stand heraus die op. 10/1 vor großem Publikum zu spielen kann eigentlich gar nicht gut gehen. Es ist sogar fast die schlechteste Stücke-Auswahl, die man unter diesen Umständen treffen kann. Die Etüde ist sauschwer. Sie verzeiht vor allem aber keine Verspieler, alles ist hörbar und man "verheddert" sich (vor allem bei Aufregung) leicht. Überzeugend für ein Publikum ist die op. 10/1 (als Grundvoraussetzung!) eigentlich nur, wenn sie fast fehlerlos gespielt wird. Die meisten anderen Klavierwerke (selbst Stücke ähnlicher technischer Schwierigkeit) "verzeihen" in dieser Hinsicht deutlich mehr.

Ich kann dich übrigens auch doppelt beruhigen: Du bist mit diesem Erlebnis nicht alleine. Als Jungspund von 16 Jahren hatte ich vor vielen Jahren dieselbe Idee wie du und meinte, die Etüde op. 10/1 beim damaligen Schülervorspiel meines Lehrers vor größerem Publikum vorspielen zu müssen, obwohl ich die Etüde erst 4 Monate lang gelernt und noch keinerlei Auftrittserfahrung damit hatte. Es kam wie es kommen musste, das Ganze ging gehörig daneben. Zu viele falsche Töne, ich glaube an einer Stelle flog ich sogar komplett raus und musste neu ansetzen. Bei op. 10/1 hört dann selbst der größte musikalische Depp, dass das "nix ist".

Die op. 10/1 makellos und vorzeigbar vor Publikum zu spielen ist Sache von Profis, die sich auf diesen Moment extrem lange und gut vorbereitet haben. Das macht man nicht "einfach so".

Abgesehen als Pflichtstück (z.B. in Wettbewerben und Aufnahmeprüfen) wird op. 10/1 üblicherweise auch nicht als einzelnes Konzertstück gespielt, es sei denn alle Etüden op. 10 werden als Zyklus gegeben. Ganz selten wird op. 10/1 auch mal als Zugabestück gespielt, das sind dann aber Pianisten, denen op. 10/1 technisch ohnehin gut liegt und die das sehr gut draufhaben.

Also Fazit: Mach dir nichts draus. Das konnte sowieso nicht gutgehen. Lass dich durch das Erlebnis nicht komplett verunsichern und vor allem nicht von deinem Weg abbringen. Lerne aus dieser wertvollen Erfahrung!! Schnappe dir fürs Vorspielen stattdessen ein anderes Stück und behalte op. 10/1 als Übung für zu Hause. Kopf hoch und viel Erfolg!
 
Hm, was ist mit Op. 25/6, Terzenetüde? Dagegen ist 10/1 doch ein Spaziergang.
Das ist wohl individuell sehr unterschiedlich. Ich habe op. 10 einmal als Zyklus aufgeführt. Nach den ersten beiden ist jede Nervosität weg - da weiß man, dass jetzt nichts mehr passieren kann. Op. 25 fängt relativ leicht an, dafür schwingt die Nervosität vor dem, was noch kommt, immer irgendwie mit. Für mich ist das in der Tat unangenehmer; deshalb habe ich die noch nie im Konzert gespielt. Werde ich aber irgendwann machen - musikalisch ist der Zyklus ja deutlich interessanter als op. 10.
 
habe op. 10 einmal als Zyklus aufgeführt.
Nach den ersten beiden ist jede Nervosität weg -

Das ging mir ähnlich! Und ein gewisser J. Kaiser hat das auch erkannt. Op. 25 wirkt aber m. E. als Zyklus mit den drei sich überbieten wollenden lauten Stücken nicht so schön wie op. 10.
Ich habe op. 25 noch nie als Zyklus gespielt, und ich habe auch keine schlüssige Idee, in welcher Reihung ich das tun wollte.
Zur (vergleichenden) Schwierigkeit der Etüden ist in anderen Fäden alles (oder fast alles) gesagt worden.
Ich empfinde op. 10,2 als sehr schwer, aber dann, wenn gut geübt und Flügel nicht extrem zäh, relativ risikolos, während op. 10,1 immer mit einem gewissen Restrisiko behaftet bleibt.
 

... Betablocker ...
Ich sollte vorher 1 Tablette nehmen.

Habe dann gedacht "ich nehm mal sicherheitshalber 3 Stück", und die Aufnahmeprüfung hat bestens geklappt
Einer meiner Klassenkameraden hatte damals in der Oberstufe sich angewöhnt, vor wichtigen Klausuren Valium zu nehmen. Irgendwann ging das schief, sein gewohntes Valium 2 hatte ihn während der Klausur sanft in Orpheus' Arme gewiegt. (Er hatte sich vergriffen, oder sein Apotheker, war bei Valium10 gelandet.)
Diese Nummer spach sich blitzschnell herum - eingepennt in der Mathe-Klausur ...
Dies Jahr bestand er dann auch nicht, machte eine Ehrenrunde.

Die Lehrer damals hatten eine fiese Tour drauf, die komplette Oberstufe vor dem Abi-Jahr zur Sieberei zu nutzen..., damit - wohl für die Statistik, anzunehmen - im Abi mit Sicherheit nur diejenigen landeten, die dann auch durchkamen. Alle anderen prüfte man vorher beiseite ... Und schon in die Oberstufe ließ man nur die rein, denen man das Abi auch in der längeren Frist zutraute. Letztlich waren von 100 Sextanern dann ca. 13-14 im Abitur - erfolgreich. Von meinen 12 Con-Abiturienten waren viere in einem Rutsch, d.h. ohne Ehrenrunde durchgekommen.

Verhältnisse, die man sich heute (mit "entfeinerten" Abi-Anforderungen) kaum noch vorstellen kann.

Ist aber mittlerweile längst Rechtsanwalt und Notar, sehr geachtet im Dorfe. Vorsitzer des Schul-Fördervereins. Wenn ihm auch min. ein Jahr fehlt am satten Notariatsverdienst, das er hinter mir im Abi war. Und war vorher auch schon "von oben reingeregnet", also Abi mit zwei Ehrenrunden. Das waren dann die Kollegen, die zum Abi längst dicke Motorräder fuhren... Führerschein war einfacher als Abi ... Er eine Doppelkolben-Puch, sein Nachbar Kalla G von der Hafenstraße (Rot-Weiß Essen) eine fette Kawasaki 900, das härteste, böseste, was es damals gab.

Böser war nur, an das Abi zu kommen.

... Valium. Es lehrte mich, und wohl noch so etliche, sich niemals bei Prüfungen und Klausuren auf irgendwelche Chemie zu stützen.

Zum Chopin op10 #1, mich besuchte einst die liebe Lotusblume.
<klingel> kam sie rein, <grins> sah den Steinie, <zack> setzte sich ran, und <rumms> ging es los - Chopin op.10 #1.
Fehlerfrei.
Ausdrucksvoll.

Taffes Mädel. Profi eben.

Schade, jammer-jammer-schade, das irgendein dummdreister RIESEN-... sie aus Clavio mit rassistischen Sprüchen und Beleidigungen vertrieb.
 
Die ist aber doch recht selten ... und wagt sich noch viel seltener mit Sachen an der eigenen Leistungsgrenze auf die Bühne
So selten ist das nicht. Ich kenne viele Dirigenten, die in der Probe nicht so toll sind, aber am Abend Grandioses zeigen. Leonard Bernstein ist vielleicht das prominenteste Beispiel.

Auch unter den Pianisten gibt es etliche, die ohne die direkte Kommunikation mit dem Publikum nur halb so gut sind. Und selbstverständlich spielen die auch Stücke, die an der eigenen Leistungsgrenze sind. Für Profis ist die Leistungsgrenze allerdings etwas grundsätzlich anderes als für Amateure und bedeutet bestimmt nicht, dass man komplett aus der Kurve fliegt.
 
Schade, jammer-jammer-schade, das irgendein dummdreister RIESEN-... sie aus Clavio mit rassistischen Sprüchen und Beleidigungen vertrieb.
Da muss ich als Alt-Claviot aber mal intervenieren. Rassistisch war damals gar nix - chauvinistisch schon eher. Und Lotusblume hat das Forum eben leider mit einer Selbsthilfegruppe verwechselt und den harten Gegenwind nicht ertragen wollen/können. Ihr gutes Recht, aber noch keine Begründung für einen Glorienschein. Musikalisch ganz sicher ein großer Verlust für das Forum.
 
Da muss ich als Alt-Claviot aber mal intervenieren. Rassistisch war damals gar nix - chauvinistisch schon eher. Und Lotusblume hat das Forum eben leider mit einer Selbsthilfegruppe verwechselt und den harten Gegenwind nicht ertragen wollen/können. Ihr gutes Recht, aber noch keine Begründung für einen Glorienschein. Musikalisch ganz sicher ein großer Verlust für das Forum.
Du schreitest leider fehl ein.

Ein "Glorienschein" - tutto bene - so über alles - liegt mir fern zu ertheilen.

Ich jedoch war nächtlich Zeuge im Chat.
 
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So selten ist das nicht. Ich kenne viele Dirigenten, die in der Probe nicht so toll sind, aber am Abend Grandioses zeigen. Leonard Bernstein ist vielleicht das prominenteste Beispiel.

Auch unter den Pianisten gibt es etliche, die ohne die direkte Kommunikation mit dem Publikum nur halb so gut sind. Und selbstverständlich spielen die auch Stücke, die an der eigenen Leistungsgrenze sind. Für Profis ist die Leistungsgrenze allerdings etwas grundsätzlich anderes als für Amateure und bedeutet bestimmt nicht, dass man komplett aus der Kurve fliegt.
Im Jazz gehört es sogar zum guten Ton, dass man nicht das "Sichere" spielt, sondern sich beim Auftritt immer wieder "aus dem Fenster lehnt", auch auf die Gefahr hin, dass mal was daneben geht. Dieses Risiko gibt den "Thrill" beim Spielen! Allerdings gibt es dort natürlich nicht diesen Perfektionismus wie in der Klassik.
 
...und genau das ist der Reiz des Konzerts!
Sich vorher akribisch und streng vorbereiten und im Konzert loslassen und schauen, wohin die Reise geht.
Das ist wunderbar, es entstehen neue Facetten. Das ist in der Klassik auch so, sollte jedenfalls, denn das macht den Reiz einer Livedarbietung aus.
 

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