Motivation

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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Es soll Klavierlehrer geben, die mit motivierten Schülern einfach 10-15 Minuten länger arbeiten und den Unmotivierten, die im Anschluss Unterricht haben, eine Freude bereiten, wenn diese dann 10-15 Minuten weniger Unterricht haben.

Vielleicht eine Strategie, die sowohl Lehrer als auch Schüler glücklich(er) macht, nur vermutlich nicht die zahlenden Eltern der unmotivierten Schüler.
 
Ich oute mich mal, damit endete 1978 meine musikalische Karriere. Ich fand die Lehrerin einfach nur noch doof und andere Dinge viel spannender. Ich glaube das passiert einfach bei Jugendlichen, die Prioritäten verschieben sich und bis auf wenige Ausnahmen sind Erwachsene eh doof.
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😂 Danke Fruchtzwerg für dein Outing! War wahrscheinlich eine Erleichterung für dich damals, nicht mehr zum Unterricht zu müssen , oder?
 
Wenn ich so auf meine eigene Kindheit und den Start ins Musizieren zurückblicke und das mit der Situation meiner Tochter vergleiche, fällt mir ein großer Unterschied auf.

Zu meiner Zeit wurden eigentlich alle Kinder aus dem Kindergarten an der Städtischen Musikschule angemeldet, die meisten haben mit dem Instrumentalunterricht angefangen und diesen auch mindestens ein paar Jahre durchgezogen.

Heute gehört meine Tochter an der Grundschule zu einer Minderheit, auch die besten Freundinnen spielen kein Instrument, und ich muss öfter verständnislosen Eltern erklären, dass wir früher heim müssen, weil noch Klavierspielen auf dem Programm steht. Das war unser "Deal", wenn wir eine Instrument anschaffen und sie mit dem Unterricht beginnen darf, muss sie sich auch kontinuierlich sinnvoll mit dem Instrument befassen, also "üben".
Eigentlich macht sie das ganz gerne, aber natürlich setzen sie die "Freundinnen" schon erheblich unter Druck.

Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das bei Jugendlichen noch schlimmer wird, ich hoffe, wir bringen sie bis dahin auf ein Level, auf dem sie "coole" Sachen spielen kann, und dazu in eine passende Gruppe.
 
Es ist ganz faszinierend. Ich beobachte, dass es viel Interesse gibt an Klavierunterricht in meiner Gegend. Viel sanierer Altbau. Es gibt Geld und Interesse an Kunst.
Aber der lange Weg zum Klavierspiel ist anscheinend nicht das, was die Jugend erwartet.
Ich habe das mit der sich wandelnden Zeit und dem erhöhten Medienkonsum deshalb angesprochen, weil ich mich manchmal wirklich frage, ob der Musikunterricht so, wie er jetzt ist, noch lange Bestand haben kann.
Das lernen von Noten sehen viele meiner Schüler gar nicht ein. Man hat doch andere Möglichkeiten, z.B. über Youtube Tutorials oder über eine App. Das Spiel ohne Noten wird unheimlich nachgefragt.
Aber vielleicht hab ich auch einfach eine schlechte Phase.
 
Das Spiel ohne Noten wird unheimlich nachgefragt.
Aber vielleicht hab ich auch einfach eine schlechte Phase.

Mein Lehrer unterrichtet natürlich auch Noten. Aber ich fand und finde die Elemente mit Freispiel immer sehr motivierend.
Insbesondere ganz am Anfang: Er spielte die Begleitung und ich durfte (zunächst auf den schwarzen Tasten) improvisieren. Gerade in der Zeit, in der man selbst ja noch nicht wirklich Musik zustande bringt, hat man da schon eine Ahnung, wie schön es mal wird, wenn man mehr kann.
 
Charly, das ist super. Ich liebe Jazz und ich finde es sehr gut und auch wichtig dass man, zumindest einfache Melodien, auch nach Gehör spielen kann.
Nicht missverstehen: Man kann ganz toll ohne Noten Musik machen.
Das eine schließt das andere nicht aus.
 
Kinder über die ich hier schreibe wollen einfach nicht,
… also - ich kann Deinen Frust nachvollziehen. Zum Unterricht gehören immer ZWEI; man scheint heutzutage verbreitet zu glauben, es genüge, die Sprösslinge beim Lehrer abzukippen. Und wenn es nicht klappt, dann war‘s halt der Lehrer.
Diese Vollkasko-Mentalität trifft nicht nur KL, sondern (Nachhilfe-)Lehrer, aber auch Ärzte, Ratgeber, ….
Wie geht man aber damit um? Schließlich ist das ja eine möglicherweise existentielle Frage für den Lehrer!
Meine Meinung: Nachgeben, keinen festen Standpunkt vertreten, das wäre tödlich. Das senkt auch den Wert des Lehrers. Und auch das hat existentielle Folgen, weil dem Lehrer jegliches Alleinstellungsmerkmal fehlt und er in einer grauen Masse von „Irgendwie-und-Sowieso-Dienstleistern“ verschwindet.
Wenn alle Hilfen, deren ein Lehrer mächtig ist, nicht angenommen werden (können), sollte man das benennen und nach einer durchdachten Kaskade von Maßnahmen im Mißerfolgsfall konsequent die Reißleine ziehen.

Meine erste Klavierlehrerin (wiedermal) hatte sich in einem 100.000 EW - Einzugsbereich diesen Ruf erworben. „Du lernst bei der ? Boah“
 
Wie geht man aber damit um? Schließlich ist das ja eine möglicherweise existentielle Frage für den Lehrer!
Evtl. mit beidseitiger Ehrlichkeit, Existenz hin oder her?
Wenn man als KL keinen Bock auf klein Lisa hat, dann sollte man ihr das so sagen. Und wenn Lisa keinen Bock auf KU oder einen bestimmten KL hat, sollte sie das auch so sagen (diese Ehrlichkeit darf man als Lehrer einfordern). Schüler kein Bock, Lehrer kein Bock... völlig bescheuert, da noch ein Unterrichtsverhältnis beizubehalten.

Mit Vollkasko-Mentalität muss das nicht unbedingt zu tun haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass Enttäuschung der Eltern, das Eingestehen des Scheiterns usw. eine sehr große Rolle bei Jugendlichen spielen und sie daher nicht ganz ehrlich sind, auch sich selbst gegenüber.
 
Ich bin bei der Frage immer noch hin und her gerissen. Klar mein Musikende 1978 war kein Highlight im Lebenslauf, aber nach den Dokumenten aus der Erinnerungskiste hatte ich 5 oder 6 Jahre Unterricht, um die ich heute froh bin. Es hat jetzt nach dem Wiedereinstieg nur so 3 Monate gedauert um wieder ungefähr dahin zu kommen wo ich schon mal war und ich bin heute froh drum. Bei Null anzufangen, wie die Schülerin (auch so etwa mein Alter) die den Slot vor mir hat, weiß ich nicht ob ich da Lust drauf hätte. Der Unterricht von damals hat immerhin ausgereicht dass ich mich jetzt mit Stücken beschäftigen kann die mir gefallen und der Lehrer findet auch immer was, was ins Beuteschema passt, und in Reichweite ist.
Von daher ist so ein bisschen Zwang wahrscheinlich nicht verkehrt, auch wenn man als Kind den Wert noch nicht begreifen kann.
 

Meine Kinder wollen Klavierspielen können. Der Druck ist nicht besonders groß aber da. Wenn sie ein Stück können, dann finden sie es gut.
Das Üben ist das Problem. Üben tun sie nicht so gern. Da muss Papa oft daran erinnern und auch mal daneben sitzen.
Bei der 14 Jährigen gehört das Üben jetzt aber zum Tagesablauf. Nicht viel, nicht besonders intensiv, aber das klappt von alleine.

Vor Corona standen Wettbewerbe auf dem Programm, da wurde noch deutlich mehr geübt. Dann kam von der SKL der Hinweis etwas den Druck raus zu nehmen. Dabei bleiben wäre wichtig. Das sehe ich genau so. Dass Mama und Papa auch Musikunterricht nehmen, auf niedrigem Level, hilft wahrscheinlich. Die Kids sehen, dass es dazu gehört und man hat ein gemeinsames Thema mehr. Nur die Kinder in die Musikschule schicken und sich selber nicht für Musik interessieren hätte bei uns nicht so gut funktioniert. Und umgekehrt hat es auch mich motiviert wieder Unterricht zu nehmen.
 
Mein Gefühl ist, dass es immer schwieriger wird, Schüler zu motivieren.

Alleine dieser Satz ist schon so verkehrt, dass sich für mich fast alle anderen Überlegungen erübrigen.

Es ist doch nicht Aufgabe der Lehrperson die Motivation zu liefern, sondern zu unterrichten. Ohne Motivation Unterricht zu nehmen ist schon falsch.

Das ist schon so Falsch, dass alles Herumdoktern in dieser Situation es nur noch schlimmer macht.
 
Es ist doch nicht Aufgabe der Lehrperson die Motivation zu liefern,
Meine Noten in der Schule waren vom Fach aber auch vom Lehrer abhängig. Ein Lehrerwechsel konnte den Durchschnitt schonmal um +-2 verändern. Das lag nicht nur am Unterrichten sondern am an der Motivierung. Die Noten bewerten ja immer Schüler und Lehrer.
 
Ohne Motivation Unterricht zu nehmen ist schon falsch.
Da haben Kinder und Jugendliche leider oft nicht besonders viel Einfluss. Die werden von den Eltern beim Lehrer abgeliefert, und der soll sein Ding machen.
Wenn es dem Lehrer dann nicht gelingt, den Schüler für sich zu gewinnen, wird das Unternehmen nicht von Erfolg gekrönt sein.
Unterrichten ist keine Einbahnstraße, auch der Lehrer muss "investieren", kann aber auch viel zurückbekommen, wenn ein Schüler sich dann gut entwickelt.
Wenn es nicht funktioniert, sollte man aber tatsächlich über eine Beendigung des Unterrichtsverhältnisses nachdenken, sonst droht irgendwann der Burnout.
 
Es ist doch nicht Aufgabe der Lehrperson die Motivation zu liefern, sondern zu unterrichten.
Das eine schließt das andere doch nicht aus. Natürlich gehört Motivation zu einem guten Unterricht und leider kann schlechter Unterricht sehr demotivierend sein.
Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung:
Im Kindergarten ohne Instrument angefangen; "nur" Theorie und Noten im Gruppenunterricht gelernt. Wir wurden gut motiviert; hat tierisch Spaß gemacht.
Ab erster Klasse: Instrumentalunterricht beim allerbesten Lehrer der Welt. Vier Jahre lang habe ich geübt wie bekloppt, war begeistert, hatte bis zu 5x Unterricht die Woche, zu dem ich nicht einmal gegangen bin. Ich bin gerannt. Dann Lehrerwechsel: Von jetzt auf sofort ist aus Liebe zum Instrument Hass geworden. Nicht mehr geübt, Unterricht oft geschwänzt, alles nur noch gemusst und nichts mehr gewollt. Nach 6 Monaten wieder Lehrerwechsel, nach einem Jahr nochmal Lehrerwechsel, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Die Liebe zum Instrument war dahin.
Aus meiner Erfahrung weiß ich, wie wichtig, aber auch wie schlecht ein Lehrer für die Motivation sein kann. Das alles btw. ganz unabhängig vom Elternhaus; die hatten mich da relativ frei entscheiden lassen und meine Entscheidung dann gefördert.
 

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