setz doch nicht solche Ideen in die Welt. Leider sind in Donaueschingen und Darmstaddt-Kranichstein bereits fast alle Hemmschwellen gefallen.
Trotzdem bin ich ein absoluter Gegner der Präparierung von Flügeln. Generationen beschäftigen sich damit, das Instrument zu verbessern und die Intoneure (weiss nicht, ob die wirklich so heissen) sind richtige Künstler,
Die letzte sinnvolle Verbesserung am Flügel hat nach meiner Meinung FAZIOLI gemacht, die das 4. Pedal eingeführt haben.
Ob ich ein Gegner der Präparierung von Flügeln sei, weiß ich noch nicht. Ich beliebte es mal gelegentlich auszuprobieren. Aber ich kenne von einem YouTube-Video das unglaublich interessante Klangbild eines gepreppten Pianos eines amerikanischen Ragtime-Papstes, der wohl schlicht Heftzwecken in die Hammerfilze steckt, um den Honkytonk-Klang hartgespielter Hämmer zu erreichen.
Dass das akustische Piano auch 116 Jahre nach Einführung des Steinway-D-Konzerters 1884 noch erhebliches Potential zur Verbesserung hat, kann man nicht ernsthaft bestreiten.
In der erzkonservativen Branche („..haben wir schon immer so gemacht..“ / „,…haben wir noch nie so gemacht…“ / „..wenn man DAS machte, wo würde man denn DA hinkommen..“) ist nur auf weiter und breiter Flur niemand, der mal konsequent den etwas aufwendigen mittleren Weg geht (abseits rein elektonischer Klangerzeugung):
d.h. unter Beibehalt der akustischen Anlage (Saiten, Stege, Resonanzboden) mal die Anschlagsarten, die Erregung mechanischer Schwingungen in Frage zu stellen und zu variieren. Das Gebiet einer Betätigung hierzu ist sehr weit und reichhaltig. Das setzt aber Knowhow in der heutigen Feinwerktechnik und Mechatronik voraus. Da die Branche nicht nur erzkonservativ ist, sondern zudem auch noch arm, ist es kein Wunder, dass niemand heutzutage mal an die Varianten „anderer“ Schwingungsanregung mit System herangeht.
Folgende lose aufgezählte Möglichkeiten:
1- Ein Hämmerchen erzeugt normalerweise an einer präzise festgelegten Stelle an einer Saite eine transversal angeregte Schwingung („Hammerlinie“). Warum nicht mal die Saite in Längsrichtung anregen? (Siehe Wiener Mechanik mit beledertem Hammer, die eine Längsreibungskomponente ergibt.) Oder mit vektoriell kombinierten Komponenten Längs/quer?
2- Warum immer genau auf der Hammerlinie? Des strahlenden Klanges halber? Den Ort des Anschlags längs der Saite zu variieren, mitten im Spiel, könnte erlauben, vom erwünschten strahlenden Klang auch umzuschalten auf eine gedämpftere Variante Klangfarbe.. und wieder zurück auf „Strahlend bitte..“ Es möchte aber niemand an einer Klaviatur spielen, deren Tasten auch noch zusätzlich zur Unachorda-Seitwärtsbewegung vor und zurüclkrücken, und das auch noch nuneinheitlich: wenig im Diskant, viele Zentimeter längs der Bassaiten.. Also muss man dafür die Toneinsteuerung („Finger drückt Taste“) und den Vorgang des „Hämmerns“ mechanisch entkoppeln.. … siehe auch Punkt 4.. .. ..
3- Entkopplung der Mechanik. Wenn man nicht GANZ ausgefeilt mit der Dämpfung spielt (analoge Funktion: zB sanft ansetzen..), dann ist das Ausheben der Dämpfung eine Digitalfunktion: „Dämpfer bitte weg!“ Das kann man auch elektrisch auslösen, indem die Klaviatur erkennt: „Taste gedrückt ==> Dämpfer weg“. Hierzu braucht man nicht 10 der 15 gr des Aufgewichtes verschwenden. Das kann auch ein kleiner Elektromagnet für mich machen, kraftfrei elektrisch gesteuert. Das muss nur leise sein, das Kerlchen, und seine 87 Brüder.. Mit digitalisiert betätigter Dämpfung könnte die Klaviatur somit einiges leichter werden. (Was noch kein Wert an sich ist..)
4- „Servo“-Funktion. Es gibt Menschen, die mit den dicken Basshämmern großer Flügel so ihren „geregelten Stress“ haben.. Was wäre da machbar? Die Entkopplung der Ansteuerung „Ton“ von der Funktion „Hammer heben/schleudern“ - indem man das Hämmern einer Elektrik überlässt. Falls einem der Platz in einem Flügel fehlte, da auch noch Tasten untergebracht sein möchten, könnte man alternativ auch die gesamte Schublade für den Einbau von Mechatronik reservieren. Dann spielt man den Flügel eben von nebenan vermittels eines Midi-Keyboards am Kabel: ich beanspruche die Erfindung des Kabel-Flügels. Übrigens schadfrei und jederzeit rückrüstbar auf seine Originalklaviatur, weil: Mechatronik-Schublade mit all den neumodischen Spielzeugen raus, beiseitegelegt, und wieder die originale Klaviatur rein.. …
Ich bin mir absolut sicher, dass die Klangerzeugung mittels Saiten und Resoboden noch ein riesiges Potential auf nützliche Veränderungen hat. Vergleichen mit der erzkonservativen Klavierbauerbranche von heute war Carl Friedrich Theodor(e) Steinweg um 1870 herum ein Revolutionär. Hätte man dem innovativen Manne beigebogen, was mit Sensoren, Aktoren, elektronischen Steuerungen usw. heute machbar ist, wäre schon seit min. 15 Jahren angeboten, solche Spielzeuge im Klavier wahlweise auch mal nutzbringend verbuddelt zu haben.
= = =
Außerdem haben wir im Labor einen Fünfachsen-Roboter. Der passt, mit einer Konsole ans rechte Bein montiert, prima neben die offene Klappe eines Flügels. Die CNC-Programmierung solcher Maschinen war mal der Einstieg in mein ehedem junges Ingenieur-Dasein. Ich brauche also nicht a la Cage den Flügel zB mit Schrauben zu preppen; ich brauche nur dem Robbie einen Tisch hinzustellen, mit genau positionierten kleinen und großen Schrauben, mit einer Zahnbürste, mit einem Schraubendreher, mit Schlagstöcken, und ihm ein bisschen was an CNC-Programm zu flüstern, dann kanns losgehen: dann schnappt er sich, wenn er dran ist, jeweils ein Spielzeug mit seinem Greifer und legt mit mir los:
Konzert für dreihändiges Klavier, Pianist und Roboter
Und ein linkes Bein zur fallweisen Zweitrobbie-Montage gibt’s auch noch..
Der Robbie müsste mir dann auf die Schulter tippen, für die von ihm zahnbürstig gespielte Saite bitte mal eben den Dämpfer zu heben - oder er macht es gleich selbst: mittels Steuerung. Per CNC-/Midi-programmierter Dämpfung.
Was der Robbie immer nur einzeln kann - einen Ton bebürsten - könnten kleine Trommelrädchen mit vier, sechs oder acht unterschiedlichen „Werkzeugen“ unter den Saiten auch 88fach…