Um zu überleben, muss grundsätzlich jeder Künstler ein Stück weit Geschäftsmann sein, weil er sonst gar nicht überleben könnte - insbesondere, wenn er auf selbständiger Basis tätig ist. Vielleicht sollte man sich mal kurzzeitig einen Pianistenvergleich (hier vielleicht von Lang Lang mit Jörg Demus) verkneifen und sich mal einen anderen Musikerberuf anschauen? Vielleicht könnte man mal das Lebenswerk großer Chordirigenten wie Helmuth Rilling, Erwin Ortner, Herbert Schernus und anderer Koryphäen mit Gotthilf Fischer vergleichen - der Name, der beim Googeln nach dem berühmtesten Chorleiter der Welt mit Abstand am häufigsten auftaucht. Die künstlerischen Ausnahmeleistungen der ersteren zu würdigen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Letzterer gilt als exzellenter Vermarkter und Geschäftsmann, der auf der künstlerischen Ebene eine ganz einfach gestrickte, kommerziell äußerst wirkungsvolle Literatur an die Frau und an den Mann bringt - erfolgreich bei einem völlig anders strukturierten Publikum! Wer nun die Nase rümpft, muss sich im Gegenzug fragen lassen, ob er selbst dazu in der Lage wäre, so viele Menschen für das Singen zu begeistern. Ein vollbesetztes Fußballstadion zum fröhlichen Mitsingen zu begeistern - das können wohl auch nur die Allerwenigsten. Möglicherweise wären die von ausbleibendem Nachwuchs gebeutelten Traditionschöre hierzulande wohl schon vor Jahrzehnten sang- und klanglos untergegangen, wenn nicht das Chorsingen wieder so populär geworden wäre. Wer dann ambitioniert musiziert, wird sich möglicherweise aus eigenem Antrieb mit anspruchsvolleren Aufgaben befassen und nicht auf dem Niveau des "Easy Listenings" stehen bleiben. Vielleicht ist die "Minimal Art" eines Richard Clayderman vor diesem Hintergrund doch zu irgend etwas sinnvoll, auch wenn wir als Befürworter einer pianistischen Hochleistungskultur dem herzlich wenig abgewinnen können. Zitat: "Es gibt Frisöre und es gibt Pianisten. Der Franzose Richard Clayderman ist ein Pianör." (Michael Naura in seinem Buch jazz-toccata, S. 209):
Lieber Rheinkultur,
ich stimme dir diesbezüglich vollkommen zu.
Sowie ich verstehe, mit meinem Vergleich Lang Lang und Demus, gehört für dich Lang Lang auch in die Kategorie Gotthilf Fischer !
Dazu möchte ich erwähnen, dass ich dies keinenfalls negativ meine. Ich bin aber der Auffassung Lang Lang ist diesbezüglich ein Hansdampf, einem Pianisten der ein riesen Vermögen besitzt für knapp 10 Minuten Auftritt schon 24 Millionen Dollar bekommen hat, stehen alle Möglichkeiten offen und diese Möglichkeit hat er gewählt, nochmehr Geld zu verdienen und dies kann er nur Dank der Masse. Ob er damit Menschen den Weg zur klassischen Musik wirklich öffnet, wie dies die Meisten, ich nenne es jetzt seriösen Pianisten hoffen, sei dahingestellt.
In der heutigen Zeit wird sehr häufig darauf geachtet vorallem bei Agenten und Konzertveranstaltern, dass sie die Schönsten von den sehr guten Jungen (Seriösen) lancieren mit dem Grund , dass damit entsprechendes Puplikum angezogen wird. Bis jetzt ist mir nicht bekannt, dass dies was gebracht hat weil diese Pianisten so eine Show wie der Schöne Lang Lang:D sie durchzieht nicht mitmachen.
Cordialement
Destenay