Es geht einfach um den Spaß an der Sache. Wenn man sich Stücke wie z.B. die 1. Arabesque von Debussy und andere "Klassiker des Klavierunterrichts" anschaut, wird man doch feststellen, dass die wenigsten sie in dem Tempo spielen können, wie ein Profi.
Ist das denn wirklich so?
Spielen Berufsmusiker das Regentropfenprelude, den ersten Satz der Mondscheinsonate, die unverwüstliche Elise und andere beliebte Stücke schneller als Hobbyspieler?
Nein!
Langsame, ruhige bis moderate Sachen sowie alles, was im leichten bis mittleren manuellen Bereich angesiedelt ist, spielt kein Profi schneller als die meisten Hobbyspieler. Im Gegenteil kommt es sogar vor, dass mittelschwere Sachen wie das beliebte As-Dur Imprombtu von Schubert von Klavierschülern zu schnell und zu unruhig gespielt wird.
=> das Tempogejammer (buhu, der Profi rast das) gibt es in diesem Bereich offenbar nicht. Und konsequenterweise propagiert da niemand, dass man das Tempo reduzieren möge, damit´s Spaß macht
Wenn es allerdings um technisch schwierige, also schon rein manuell ziemlich anspruchsvolle Sachen geht - und zu diesen zählt der Kopfsatz aus op.13 - dann auf einmal kommt das merkwürdige Pseudoargument vom rasenden Profi, dem man nicht nacheifern solle. Man fragt sich verständnislos, warum die von den Komponisten festgelegten raschen Tempi hier in Frage gestellt werden, wohingegen die ruhigen und moderaten Tempi derselben Komponisten nie in Frage gestellt werden... Da liegt der Verdacht nahe, dass mit Pseudoargumenten ein manuelles Unvermögen schöngeredet wird. Denn: wer "so schnell muss es nicht sein" sagt, der kann ebenso gut sagen "so langsam musses ja nicht sein" und "so laut nicht" und "so leise nicht" - spätestens hier müsste der Groschen gefallen sein.
allegro di molto e con brio im
alla breve Takt
ist schnell. peng. aus. Wird da die Grenze des erträglichen tempomäßig unterschritten (das Metronomvideo demonstriert sowas - ich hoffe, es hat Abschreckung als Intention, denn das meiste ist da fürchterlich und nicht zur Orientierung zu empfehlen) ist der Schaden größer als der Nutzen. ---- Das müsste nicht sein, wenn man sich der Sache zielorientiert und vernünftig nähern würde: z.B. wird niemand daran gehindert, etwa einzeln kleine Abschnitchen in die Nähe des Originaltempos zu bringen. Sowas kann man mit allerlei schwierigen Stellen machen - man lernt dabei was über die eigenen Bewegungsmöglichkeiten und man erfährt den großen Unterschied, den es bzgl. der Spielbewegungen und teils Anschlagsweisen zwischen maximal mittel und tatsächlich schnell gibt (!) Denn es nützt absolut nichts, lange Zeit langsam mit langsamen Bewegungen zu spielen - und das wird durch peu a peu Tickdings strichweise schneller stellen nicht besser.
z.B.:
was zu tun wäre:
a) begreifen, was da klanglich und bzgl. Anschlag im Originaltempo passiert:
- die r.H. spielt pp non legato (!) und huscht über die Tasten*)
- die l.H. spielt ihr Tremolo ohne (!) Betonungen
b) einzeln proben
- r.H. muss einen geschickten Fingersatz finden und mit lockerem (!) Handgelenk spielen, die Finger dicht an den Tasten, jede 4-Achtelgruppe ist ein kleiner Schwung im Handgelenk
- l.H. betonungslose, aber gleichmäßige pp tremoli
=> beides in verschiedenen, auch hohen Tempi probieren
==>
Fermate auf jeder Halben, aber die drei Achtel in die nächste Fermate hineinrasen - "Stationen-Übung"
c) mit beiden Händen
- Stationen-Übung zum synchronisieren beider Hände
- die komplette Stelle in verschiedenen Tempi
...allerdings: man sollte auch auf diese Weise üben wollen.
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*) derart schnelle Tonfolgen klingen legato gespielt verwaschen und zu laut - das Tempo ist so hoch, dass präzise non legato Anschläge infolge des Nachhalls wie gebunden klingen.