@hasenbein Wie viele Schüler hast du denn und wie lange bereitest du den Unterricht jedes Schülers vor? Sieht die Entlohnung dann auch entsprechend aus? Irgendwie muss man ja überleben.
Unterrichtsvorbereitung ist NORMALER TEIL des Unterrichts.
Kein Anlass, rumzuquaken "Waaas, vorbereiten? Krieg ich denn auch dementsprechend Geld??" (Deine Frage lässt tief blicken, Stilblüte...)
Bei TVöD-Verträgen z.B. ist es so, dass für Musikschullehrer deswegen die berechnete "Arbeitsstunde" nicht wie bei anderen Angestellten des öffentlichen Dienstes 60 Minuten Unterricht am Schüler, sondern nur 45 Minuten beträgt, weil ausdrücklich zusätzlich 15 Minuten Vor- und Nachbereitungszeit mit eingerechnet sind.
Die "Klassik"-Lehrer sagen natürlich einfach "Ja, ich muss ja schließlich selber üben, damit ist diese Zeit ja schon abgegolten."
Augenwischerei. Unterrichtsstücke üben die ja nicht. Die packen ihre Tasche mit der Wurststulle und der Thermoskanne, latschen zum Unterricht, ziehen den durch, gehen nach Hause, Ende.
Natürlich muss man nicht jede Woche für jeden Schüler etwas vorbereiten; bei mir sieht es so aus, dass ich z.B. in einer Woche auch mal in 20 Minuten mit der gesamten Unterrichtsvorbereitung durch bin, in einer anderen Woche kann es aber auch sein, dass ich einen ganzen Vormittag dafür verballern muss.
Junge Lehrkräfte, die noch nicht lange unterrichten, müssten sich im übrigen noch erheblich mehr vorbereiten - um Repertoire zu sichten, sich mit methodisch-didaktischen Fragen beschäftigen (die Hochschule bereitet ja nur extrem unzureichend auf die tatsächliche Praxis vor) usw.
Dies geschieht aber nicht; gerade im jungen Alter herrscht oft noch die Hoffnung, nicht so viel unterrichten zu müssen, man hat noch mehr Auftritte als im späteren Alter und übt deshalb lieber viel statt sich dem Unterricht zu widmen etc.
Und das ist ein wesentlicher Grund, warum die Masse der KL schlecht ist. Natürlich gibt es die pädagogisch Unbegabten, die Sowieso-Schlecht-Spieler und Sowieso-keine-Ahnung-Haber und Nixmerker, die sozial Inkompetenten, keine Frage; aber man muss das Massenphänomen klar benennen, dass der junge KL irgendwie anfängt, irgendwie türklinkenmäßig und nicht/schlecht vorbereitet zu unterrichten, und sich auf diese Art durch sein ganzes KL-Leben wurschtelt.
Ihr sprecht dann noch die langjährig erfahrenen KL an, die z.B. sogar an einer Hochschule tätig sind. Auf Schüler oder auch auf so manche Kollegen mag es beeindruckend und als ein Zeichen ausgefuchster Kompetenz rüberkommen, wenn der Lehrer immer gleich für jede Unterrichtssituation gleich die passende Übung, die passende Vorgehensweise, das passende Stück parat hat - oft genug bedeutet es jedoch nichts anderes, als dass der betreffende Lehrer nicht mehr dazulernt und sich nicht mehr hinterfragt und die Situation auch nicht wirklich differenziert wahrnimmt, sondern in bequemen Standardroutinen und Standardrezepten erstarrt ist.
Schließlich gibt es noch die beliebte Ausrede: Jaaaa, aber ich habe einen Vollzeit-Vertrag an der Musikschule, ich könnte gar nicht auch noch alles ausführlich vorbereiten.
Dazu sage ich nur: Lieber Schüler, gehe niemals zu einem KL, der 4 oder 5 Tage in der Woche volle Pulle unterrichtet! Die Wahrscheinlichkeit, dass Du nur abgefertigt wirst und keine vernünftige Pädagogik stattfindet, ist riesig.
Ähnlich ist es mit Gründen wie: "Jaaa, ich habe außerdem noch 2 kleine Kinder". Ich sehe ein, liebe KL, dass das alles blöd und stressig ist für Dich, aber sieh der Tatsache ins Auge, dass Du Deinen Beruf nur unzureichend ausübst, wenn Du deshalb unvorbereiteten Routineunterricht gibst, und rede es Dir bitte nicht mit scheinbar guten Gründen schön.
LG,
Hasenbein