meinen Schüler versetzt-Wiedergutmachen, wie?

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Interessanter Thread.

Wenn übrigens der KL ja so viel Vorbereitungszeit hat für 15 Minuten extra Unterricht (ganz unabhängig von meiner Meinung zu dieser Wiedergutmachungsidee), was ist eigentlich mit der Zeit des Schülers? Und zwar nicht Hin- und Rückweg plus Wartezeit. Es soll Schüler geben, die sich auf den Unterricht vorbereiten, nennt man üben. Ich bereite mich sehr gezielt auf Unterrichtszeiten vor, ich übe doch nicht wild vor mich hin und komme dann mit dem um die Ecke was grad da liegt. Gerade hatten wir z.B. ne Woche Herbstferien, da übe ich vollkommen anders als wenn ich die Woche Unterrichtspause nicht gehabt hätte... durch ne vergessene Stunde wird das ziemlich durcheinander gebracht. Fänd ich persönlich ärgerlich. Klar kann auch bei Krankheit so sein, aber da kann halt keiner was für. Gerade bei erwachsenen Schülern ist die Planung der Übe-Zeiten m.E. nicht zu unterschätzen.


Liebe Grüße vom
Sonnendeck
 
Man übt doch nicht für den Unterricht... jedenfalls nicht nur. Ideal wäre es, so zu üben, dass man jederzeit eine Unterrichtsstunde nehmen könnte und auch daraus etwas mitnimmt.
Wenn man jedesmal aus dem Konzept gerät, bloß weil mal 'ne Stunde ausfällt, stimmt doch mit der gesamten Lern- und Überoutine was nicht. Ein Vorspiel bzw. Konzert ist natürlich was anderes.
 
Ich finde die Frage hat zwei Ebenen:

a) was ist das richtige Verhalten wenn einem ein (Lappalien)fehler unterläuft (Anstand) und
b) was ist die richtige Betriebspolitik im Umgang mit solchen Fehlern.

Zu a)
Ich denke es sind sich alle einig, dass es eine Entschuldigung braucht. Ob diese mit oder ohne Gutschein oder Schoggi oder was auch immer erfolgt scheint sehr individuell zu sein. Erwarten würde *ich* eine Entschuldigung, mehr nicht (keine Gegenleistung).

Zu b)
Eine Überkompensation bei solchen Fehlern kann mit minimalem Aufwand (Angebot Gratisstunde) maximal sein (ausgesprochen zufriedener Kunde).

*Ich* würde eine Gratisstunde sehr wahrscheinlich ausschlagen und auch auf Schoggi mit Erstaunen reagieren aber wenn ich über den KL/Handwerker/Dienstleister reden würde, würde ich erwähnen, dass er sehr kulant ist.

*ich* würde aber auch nicht schlecht über den KL/Handwerker/Dienstleister reden, wenn er sich glaubhaft entschuldigt hat und keinerlei weitere Kompensation anbietet.

Wie gesagt, für mich ist es eine Frage der Betriebspolitik. Wie man sich ausrichtet ist individuell und abhängig vom Umfeld.
 
Man übt doch nicht für den Unterricht... jedenfalls nicht nur. Ideal wäre es, so zu üben, dass man jederzeit eine Unterrichtsstunde nehmen könnte und auch daraus etwas mitnimmt.
Wenn man jedesmal aus dem Konzept gerät, bloß weil mal 'ne Stunde ausfällt, stimmt doch mit der gesamten Lern- und Überoutine was nicht. Ein Vorspiel bzw. Konzert ist natürlich was anderes.

Das sag ich doch auch nicht. Aber natürlich bereite ich den Unterricht gezielt vor. Ebenso wie meine KL mir dafür entsprechend Stücke passend raussucht...
Und ich hab auch nie gesagt, dass dann alles durcheinander gerät, aber wenn man 15 Minuten extra-Unterricht mit Vorbereitungszeit so in die Waagschale wirft, sollte man auch die Seite des Schülers nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen...



Liebe Grüße vom
Sonnendeck
 
Man übt doch nicht für den Unterricht... jedenfalls nicht nur.

das stimmt schon, bei mir ist es aber auch wie sonnendeck schon schrieb, wenn ich weiß das erst wieder in zwei wochen unterricht ist, übe ich auch anders, ich nehm mir eine kleine auszeit zwischendurch oder "spiele" mich mehr mit anderen dingen am klavier.... versuche melodien zu finden odee was auch immer. dafür hab ich sonst weniger zeit, weil ich ja bis zur nächsten stunde meine stücke können will :-)
würde meine stunde dann kurzfristig ausfallen, was auch schon mal vorgekommen ist (allerdings wegen krankheit), bin ich halt beim nächsten mal noch besser vorbereitet und hab zusätzlich noch eine woche zum "spielen" ;-)
wenn mich meine kl vergessen würde, würde mir eine entschuldigung auch reichen... fehler passieren halt... allerdings müsste diese stunde schon nachgeholt werden, da ich ja auch dafür bezahlt habe.

lg
 
Aus diesem Grund wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass Leute hier so argumentieren, und es sind auch interessanter weise nur diejenigen , die selbst nicht in dieser Ausbildung waren, die sich als König Kunde fühlen.

Jetzt vergiss doch mal Deinen blöden König. Warum denkst Du nur in diese Richtung? Darum geht es doch überhaupt nicht - mir jedenfalls nicht. Auch nicht um Geld, "Gratis" oder irgendetwas in der Art.

Mein Ansatz ist absolut nicht die imaginäre Inthronisation des "Kunden", sondern das präzise Gegenteil: Das Verhältnis Anbieter - Kunde ist (für mich jedenfalls) ein Verhältnis Mensch - Mensch. Dass diese Menschen sich ZUFÄLLIG im Rahmen eines Geschäftsverhältnisses über den Weg laufen, halte ich tatsächlich zunächst einmal für unerheblich.

Es geht MIR um Anstand. Nenn es altmodisch "Treu und Glaube" oder neusprech: um die "Haltung" im zwischenmenschlichen Verhältnis (ganz generell, nicht nur im geschäftlichen Bereich). Jemand hat mindestens eine Dreiviertelstunde Lebenszeit sinnlos vergeigt. Das ist die Dimension, in der sich dieser "Fall" bewegt. Wenn man dies mit recht niedrigschwelligem Eigenaufwand wiedergutmachen kann (hier: indem man ihm eine Dreiviertelstunde seiner eigenen Lebenszeit schenkt) verstehe ich persönlich nicht, warum man es nicht spontan und selbstverständlich tut.

Was Du letztlich tust, spielt nach diesem umfangreichen Gedankenaustausch sowieso keine Rolle mehr. Die (gern auch hyperkompensatorische) Wiedergutmachung kommt spontan und von Herzen oder gar nicht. Wie @Peter bereits schrieb ... man hat es oder man hat es nicht von Kindesbeinen an verinnerlicht.


Letzte Bemerkung an diejenigen, die eine "Tafel Schokolade" ernsthaft als Geste der Entschuldigung in Erwägung ziehen: BITTE KEINE SÜßIGKEITEN UND KEINE PFLANZENLEICHEN (vulgo "Blumenstrauß").Sollte man nur tun, wenn man von dem Beglückten genau weiß, dass er darauf steht. So nett die Geste vielleicht gemeint ist, sie ist endständig oberflächlich, gedankenlos bis zur Peinlichkeit.
 

...und da wird meines Erachtens nach sehr deutlich, wie subjektiv und unterschiedlich dieser Begriff von jedem Einzelnen definiert und bewertet wird.

Auf diese ganz spezielle Situation bezogen bedeutet Anstand nämlich für mich: einen Fehler, der passieren kann und menschlich ist, nicht überzubewerten.

...und ja, das würde dann - im weitesten Sinne- bedeuten, dass ich "eine Unterrichtsstunde" (und damit Lebenszeit oder Geld oder was auch immer) vergeudet habe. Na und? Was sind 60 Minuten (oder 50, oder 15), schon wert, wenn die restliche Zeit (!) und Zusammenarbeit mit dem Lehrer - musikalisch betrachtet - wunderschön und sehr lehrreich ist?
 
Letzte Bemerkung an diejenigen, die eine "Tafel Schokolade" ernsthaft als Geste der Entschuldigung in Erwägung ziehen: BITTE KEINE SÜßIGKEITEN UND KEINE PFLANZENLEICHEN (vulgo "Blumenstrauß").Sollte man nur tun, wenn man von dem Beglückten genau weiß, dass er darauf steht. So nett die Geste vielleicht gemeint ist, sie ist endständig oberflächlich, gedankenlos bis zur Peinlichkeit.
Dem kann ich nur zustimmen. Einem Allergiker Blumen zu schenken (und dem Zuckerverweigerer/ Diabetiker ö.ä. Schokolade) gleicht der versuchten Körperverletzung und ist peinlicher als gar keine Entschuldigung. :zunge:
 
Seh ich nicht so... Pralinen/Schokolade,Wein und Blumenstrauß sind nunmal in unserem Kulturkreis die üblichen kleinen
Mitbringsel / Dankeschöns / Entschuldigungen unter Leuten, die einander nicht so gut kennen. Man kann nicht ahnen, dass der andere gerade auf dem Diät- oder Anti-Alkohol Trip ist oder was weiß ich. Darum geht es bei einer solchen 'kleinen Aufmerksamkeit' doch gar nicht (die aus meiner Sicht darum auch nie verkehrt ist....)
 
Wenn der KL die Stunde verschwitzt hat, dann lässt sich das sowieso nicht mehr rückgängig machen. Und dann ist das so. Lebenszeit verschwendet man andauernd mit sinnlosem Mist.
 

Hallo liebes Forum,

ich habe vorgestern die zweite Stunde von einem neuen erwachsenen Schüler verschwitzt ( davor ein paar Absagen, bin deshalb nach Hause gegangen und hab den Termin voll vergessen da er ja neu war)

Jetzt ist mir das echt peinlich, zum Glück zahlt er nur die Einzeltermine, ich muss also nix nachholen.
Aber eine Entschuldigung dafür, dass er umsonst den Weg zu mir angetreten hat, wollte ich schon zeigen.
In Restaurants bekommt der Gast ein Getränk aufs Haus...

Ich würde ihm eine Viertelstunde extra geben, aber vor und nach ihm kommen Schüler, geht also nicht.

Schokolade für einen erwachsenen Mann finde ich auch unpassend.

Also, hat jemand eine Idee???:denken:



Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

SC


das klinkt wie ein Witz! Die nächsten beiden Stunden zahlt dein Schüler nichts, dass wäre korrekt und dir täte dies richtig gut!
 
Letzte Bemerkung an diejenigen, die eine "Tafel Schokolade" ernsthaft als Geste der Entschuldigung in Erwägung ziehen: BITTE KEINE SÜßIGKEITEN UND KEINE PFLANZENLEICHEN (vulgo "Blumenstrauß").Sollte man nur tun, wenn man von dem Beglückten genau weiß, dass er darauf steht. So nett die Geste vielleicht gemeint ist, sie ist endständig oberflächlich, gedankenlos bis zur Peinlichkeit.
Das wäre dann obendrein eine gute Möglichkeit, eine Peinlichkeit obendrauf zu satteln. Fehlt nur noch, jemandem mit Gewichtsproblemen ein Diätbuch zu schenken - diese Variante wäre eine Vorstufe zu einem tätlichen körperlichen Angriff. Wenn schon eine Sachleistung, dann eine solche, die am besten mit dem Unterrichtsverhältnis in Relation steht, etwa Noten, Sekundärliteratur oder eine CD-Aufnahme mit Referenzcharakter. Bei vielen üblichen Geschenkartikeln benötigt man Kenntnisse über die zu beschenkende Person und ihre persönlichen Vorlieben. Allerdings kann man auch hier danebengreifen, indem man beispielsweise einem Liebhaber hochwertiger Weine einen von ihm wenig geschätzten Tropfen zukommen lässt, weil man selber von Wein keine Ahnung hat... .

LG von Rheinkultur
 
Einen Termin zu vergessen ist wirklich unentschuldbar!

Die einzige angemessene Reaktion wäre - frei nach E. Kishon:

1. Ein in Schönschrift auf handgeschöpftem Bütten gedruckte Entschuldigung
2. Für die Freundin des Schülers eine große Schachtel teuerer belgischer Pralinen
3. Für ihn eine Gesamtausgabe der Werke J. S. Bachs auf CD im Schuber
4. Eine wertvolle Replik von Beethovens Hammerklaviersonate
5. Ein Opernabo für die kommende Saison

Nur so kommt man aus dieser Situation halbwegs anständig wieder heraus.

CW

Du hast noch eine Runde Selbstgeißelung mit der neunschwänzigen Katze vergessen. Das wäre ja das Mindeste und wird bestimmt noch hier von einigen aus der Mitte der Empörten gefordert werden:idee::dizzy:.
 
Kann man schön sehen " Im Namen der Rose " . Finde ich auch als absolutes Muß.
:lol:
 
...und da wird meines Erachtens nach sehr deutlich, wie subjektiv und unterschiedlich dieser Begriff von jedem Einzelnen definiert und bewertet wird.
Auf diese ganz spezielle Situation bezogen bedeutet Anstand nämlich für mich: einen Fehler, der passieren kann und menschlich ist, nicht überzubewerten.
Hier ist doch das Wesentliche gesagt!
Dir ist die Situation verständlicherweise peinlich und unangenehm und wenn Du das bei der Entschuldigung glaubhaft rüberbringst, hast du praktisch alles getan, was angemessen ist, evt. noch eine Cd oder Noten wie vorgeschlagen oder, wenn es sich aus der Unterrichtssituation ergibt, mal ein paar Minuten verlängern. Man braucht hier nicht zu Kreuze kriechen und kann Canossa in Italien lassen.
Auch Dein Schüler wird wissen, dass solche Wechselfälle des Lebens passieren und dieser ist ein harmloser gerade bei dem kurzem Weg.
Sollte er das Unterichtsverhältnis aufgrund des Vorfalls abbrechen, fragt sich, ob Du auf Dauer mit ihm als Schüler hättest glücklich werden können.
Ich gehe jedenfalls viel lieber zu einem/einer guten engagierten KL, bei dem ich einmal vergeblich vor der Tür stehe, als zu einem äußerlich 100%ig korrekten Durchschnittslehrer, der mehr oder weniger lustlos seine Stunden abreißt.
 
Mir ist das mit einem Lehrer zweimal kurz hintereinander passiert und wenn ich manches hier lese, frage ich mich, wie ich das überleben konnte... :konfus:
Meine Anfahrtszeit war damals eine Stunde. Er hat sich entschuldigt und gut war es.
Ich hab mir niemals Gedanken darüber gemacht, ob ein Entgegenkommen von Nöten gewesen wäre.
Ich fand es allerdings sehr schade, dass die Stunden ausgefallen sind.
 
Ich finde wichtig ist es auch, wie gelassen oder korrekt man selbst ist. Wenn Du auch mal ne Stunde mit einem Schüler nachholst, der sie vergessen hat oder erst kurzfristig absagt, ist eine Entschuldigung und ein 'du hast einen gut bei mir' völlig ausreichend. Du wirst es schon irgendwann wieder gut machen können. Wenn ich einen Lehrer hätte der jederzeit äusserste Korrektheit einfordert, würde ich es wohl anders sehen. Das würde mich aber vermutlich mittelfristig so stressen, dass ich mir einen anderen suchen würde. Geben und Nehmen.
 

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