Mechanik selbst regulieren

Also ein wenig mehr Zurückhaltung ist in meinen Augen schon angebracht. Die Mechanik erst mal komplett zu zerlegen und mit unumkehrbaren Schritten anzufangen, ich weiss nicht...
Im Buch von Reblitz steht ganz am Anfang des Kapitels über die Regulierung, die Stifte keinesfalls mit Stahlwolle oder ähnlich agressiven Methoden zu behandeln. Hast Du mal irgendeine einschlägige Literatur dazu vorher gelesen?
Einfach mal so alle Hämmer inkl. Kapseln abzuschrauben finde ich auch nicht so toll. Es ist gar nicht so einfach, die wieder so zu montieren, dass sie sich perfekt gerade bewegen und die Saiten exakt gleich treffen. Da kann man bei einem Hammer schon ziemlich lange dransitzen. Selbst wenn Du die nur abschraubst und wieder hin, kann es sein, dass Dein Flügel anschliessend schrottig klingt.
Für den Anfang hätte es ja vielleicht gereicht, erst mal nur verstellbare Parameter zu ändern.

Ich suche gerade meinen zweiten Bastelflügel, den ersten hab ich durch, der war leider zu gut, nichts mehr dran zu machen... :D
 
wird in dem PTG Video eine Reibahle benutzt, von der der Mann sagt, dass die Rauigkeit am Ende kaum zu spüren ist. Mit einem Hub hat er aber den Lagerfilz ausgefeilt. Das ist das gleiche, was jetzt deine Tastaturstifte mit der Garnierung machen werden.

Diese Reibahlen gibt es bei Meyne für die irgendwas um 20-30 Euro. Damit reibt man das Achstuch raus. Wenn man das Tuch aber nur weiten möchte, nimmt man die Ahlen ohne diese scharfe Oberfläche (Ausreibnadel). Die gibt es als Satz nur bei Baumgärtel, kostet aber auch ohne MwSt. dann mal eben rund 100€.


LG
Patrick
 
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Einfach mal so alle Hämmer inkl. Kapseln abzuschrauben finde ich auch nicht so toll. Es ist gar nicht so einfach, die wieder so zu montieren, dass sie sich perfekt gerade bewegen und die Saiten exakt gleich treffen. Da kann man bei einem Hammer schon ziemlich lange dransitzen.

In der Tat, die können alle wieder neu ausgerichtet werden, besonders spaßig ist dabei die Schieber wieder rauszukriegen :D


Viele Grüße

Styx
 
So, jetzt ist gut. Lasst den Bub doch seine Erfahrungen selbst machen! Nichts ist gesünder und nachhaltiger!

Und: Wer weiß - vll fährt er in 10 Jahren die großen Regultionstouren durch Europa? Probieren geht über Studieren!
 
Also ein wenig mehr Zurückhaltung ist in meinen Augen schon angebracht. Die Mechanik erst mal komplett zu zerlegen und mit unumkehrbaren Schritten anzufangen, ich weiss nicht...

NUR SO habe ich herausgefunden, dass die Achsen abgenutzt sind. Und das wird wohl das größte Problem bei der Mechanik sein. Da hätte ich hin und her regulieren können wie ich will, das würde nie so werden, wie ich mir das vorstelle.

Und unumkehrbar ist nahezu GAR NICHTS. Hier wird scheinbar auch gerne mal ein wenig dramatisiert.


Ich verstehe nicht, was Du mit Deiner Bastelei eigentlich erreichen willst. Wenn Du 200 Arbeitsstunden in die Regulierung Deines Instrumentes investierst, wird das klangliche Ergebnis Deines Klavierspiels - mit viel Glück! - minimal besser sein. Wenn Du diese 200 Stunden mit Üben zubringst, wird das klangliche Ergebnis - mit großer Sicherheit! - erheblich besser sein.

Wenn du nicht verstehst, was ich erreichen will, dann solltest du den Faden noch mal durchgehen.

Und wenn ich 200 Stunden auf einer - ich übertreibe stark - verkorksten Mechanik übe, dann hab ich mir sicher schon viele schlechte Angewohnheiten zugelegt. Ich bin kein Profi, ich bin Hobbyist, ich MUSS nicht vorankommen mit dem Spielen. Ich DARF das machen, was mir gefällt. Und zur Zeit gefällt mir das Erkunden der Mechanik.

Das wird jetzt diesbezüglich meine letzte Stellungnahme, denn ich muss mich ständig wiederholen.


In der Tat, die können alle wieder neu ausgerichtet werden, besonders spaßig ist dabei die Schieber wieder rauszukriegen :D

Ich hab Hammer für Hammer einzeln untersucht und gleich wieder angeschraubt und die Ausrichtung kontrolliert, vorerst auch nur beim Bass. Die großen Differenzen dort reichen schon für die Feststellung, dass die Achsen überarbeitet werden müssen. Ich setze mich nun mit dem lokalen Klavierbauer zusammen und diskutiere, wie wir vorgehen.
 
Ich verstehe nicht, was Du mit Deiner Bastelei eigentlich erreichen willst. Wenn Du 200 Arbeitsstunden in die Regulierung Deines Instrumentes investierst, wird das klangliche Ergebnis Deines Klavierspiels - mit viel Glück! - minimal besser sein. Wenn Du diese 200 Stunden mit Üben zubringst, wird das klangliche Ergebnis - mit großer Sicherheit! - erheblich besser sein.

Diese Argumentation finde ich allerdings etwas daneben. Wozu habt Ihr dann einen Fazioli zu Hause? Hätte man demzufolge auch das Geld lieber in (noch) bessere Lehrer investieren können...:rolleyes:
 
Jo FM, so gesehen.......eigentlich könnt ich mich ja mal als Chirurg versuchen :D :D :D :D


Viele Grüße

Styx
 
NUR SO habe ich herausgefunden, dass die Achsen abgenutzt sind. Und das wird wohl das größte Problem bei der Mechanik sein. Da hätte ich hin und her regulieren können wie ich will, das würde nie so werden, wie ich mir das vorstelle.

Wie jetzt? I denk die sind schwergängig? Zudem sind es im seltensten Fall die Achsen welche sich "abnutzen" wenn dann die Tuche oder auch Führungen (in diesem Fall) der Hammernüsse.

Viele Grüße

Styx
 
Nee, das Problem sind die ausgeleierten. Schwergängig waren auch welche, aber die hab ich mit Flutschi hingekriegt.

Also als Achse würde ich jetzt das ganze Gebilde, Tuch+Metallstift bezeichnen.
 
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Schwergängig waren auch welche, aber die hab ich mit Flutschi hingekriegt.

Ich würd des jetzt aber auch nicht inflationär einsetzen, klar, Du kriegst mit ein wenig Protek die Achsen erst mal wieder zum laufen, verwendest Du allerdings zu viel da von, hast ne Zeitbombe - die Tuche quellen auf, ziehen Staub welcher dann verklebt, und irgendwann geht da garnix mehr.

Viele Grüße

Styx
 
Diese Argumentation finde ich allerdings etwas daneben. Wozu habt Ihr dann einen Fazioli zu Hause? Hätte man demzufolge auch das Geld lieber in (noch) bessere Lehrer investieren können...:rolleyes:

Das würde nur dann einen Sinn ergeben, wenn meine Eltern an meinem Unterricht sparen müssten, um das Instrument zu finanzieren. Oder wenn ich Zeitungen austragen müsste, um das irgendwie zu kompensieren und dadurch weniger Zeit zum Üben hätte. Ist aber beides nicht der Fall. Ich weiß übrigens auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und bin jeden Tag dankbar für die Möglichkeiten, die ich dadurch habe.

Im Übrigen ist es mir ziemlich egal, was dasch85 mit seinem Flügel anstellt. Ich bin halt davon ausgegangen, dass es ihm - wie den meisten hier in dem Forum - in erster Linie um die Musik geht. Und in dem Sytem "Mensch - Instrument" liegt das größere Optimierungspotenzial doch zweifellos in der Komponente "Mensch". Vor allem, wenn das Instrument schon in gutem Zustand ist - was bei dasch85 offenbar der Fall war. Aber wenn jemand lieber bastelt als spielt, ist das natürlich in Ordnung. Ich verstehe nur nicht den tieferen Sinn dahinter.

Gruß, Mick
 
Oh, das ist nicht witzig. Ich habe vor ca. 10 Jahren entdeckt, dass man in US-Baumärkten Do-it-yourself "Tooth Repair kits" in der Blisterverpackung kaufen kann. Arme Schweine. Sitzen im Wald / Trailerpark und verpassen sich selbst ne Füllung. Notgedrungen. Finsteres Mittelalter.

Vor wenigen Tagen mit einem US-Freund telefoniert. Der hat sich einen Stent setzen lassen. Ambulant. Dauer des Eingriffs: ca. 15 Min. Kostenpunkt: 35.000 USD. Schätze, davon gehen mindestens 25-30 Mille an die Versicherung des Chirurgen. Dem US-Rechtssystem sei Dank.

Und wisst Ihr was: Das kommt alles noch zu uns. Ich beobachte das schon fast mein ganzes Leben lang. Was in den USA als Scheiss geboren wird, kommt mit zeitlicher Verzögerung als massiver Durchfall bei uns an. Leider geht das Gute, das man dort auch kreiert, nicht denselben Weg ...

Ende des Weltschmerzes.
 
Gestern hatte ich eine schlechte Nacht, da ich irgendwie überdreht war und noch dazu Kopfschmerzen hatte. Die letzte Nacht träumte mir von dem Blüthner.

Das kann ich so was von nachvollziehen - hatte mal ne Kundschaft gehabt, Klavier Schellack schwarzpolieren - brauch Dir ja wohl ned erzählen wie lang man da zu Gange ist. Gut, es kann anfangs mit der Zeit immer mal wieder ein Ölfilm auftauchen, ist auch koa Problem, mit Polish ist des eins zwoa fix weg. Nun rief der Kunde an, die Oberfläche wurd etwas trüb, er hat es mit Fensterputzmittel versucht wegzubekommen................i hob nimmer schlafen können, der hat die ganze Schellackoberfläche ruiniert. Im Fensterreiniger ist ja nebst Alkohol auch noch Salmiakgeist darinnen, was gut geeignet ist, alte Schellackoberflächen abzubeizen.....die ganze lange Arbeit...alles vertane Zeit.


Viele Grüße

Styx
 
Das würde nur dann einen Sinn ergeben, wenn meine Eltern an meinem Unterricht sparen müssten, um das Instrument zu finanzieren. Oder wenn ich Zeitungen austragen müsste, um das irgendwie zu kompensieren und dadurch weniger Zeit zum Üben hätte. Ist aber beides nicht der Fall. Ich weiß übrigens auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und bin jeden Tag dankbar für die Möglichkeiten, die ich dadurch habe.

Im Übrigen ist es mir ziemlich egal, was dasch85 mit seinem Flügel anstellt. Ich bin halt davon ausgegangen, dass es ihm - wie den meisten hier in dem Forum - in erster Linie um die Musik geht. Und in dem Sytem "Mensch - Instrument" liegt das größere Optimierungspotenzial doch zweifellos in der Komponente "Mensch". Vor allem, wenn das Instrument schon in gutem Zustand ist - was bei dasch85 offenbar der Fall war. Aber wenn jemand lieber bastelt als spielt, ist das natürlich in Ordnung. Ich verstehe nur nicht den tieferen Sinn dahinter.

Gruß, Mick
Schön wenn es Dir an nichts mangelt. Ich z. B. musste doch glatt für meine Flügel nicht wenige Stunden meiner Lebenszeit arbeiten gehen. Wenn ich diese Zeit nicht so sinnlos mit Arbeit vertan hätte, wäre ich wahrscheinlich jetzt auf Keith Jarrett-Niveau, oder auch nicht.:D

Ich versteh nicht so ganz die Message die von Dir rüberkommen soll, wenn Du im Klavierbau-Unterforum den tieferen Sinn nach der Beschäftigung mit Klavierbau hinterfragst. Ich beschäftige mich auch damit, weil es mir einfach Spass macht. In vielen Fällen ist es bei hohen Ansprüchen an Klang oder Spielbarkeit die einzige Möglichkeit zum Ziel zu kommen. Manchmal beschäftige ich mich einen ganzen Tag, um einen einzigen Ton so hinzubekommen wie ich es möchte. Andere hören das gar nicht. Wenn ich es geschafft habe ist es dafür eine grosse Befriedigung.
 
Diese Reibahlen gibt es bei Meyne für die irgendwas um 20-30 Euro. Damit reibt man das Achstuch raus. Wenn man das Tuch aber nur weiten möchte, nimmt man die Ahlen ohne diese scharfe Oberfläche (Ausreibnadel). Die gibt es als Satz nur bei Baumgärtel, kostet aber auch ohne MwSt. dann mal eben rund 100€.

LG
Patrick

Das geht auch anders, Patrick.

Bei Schaff gibt es den Hale-Ahlensatz für $35, bzw. wer dort kein Kunde ist, kann denselben Werkzeugsatz bei vandaking.com für $45 kaufen. Das ist nicht das Beste vom Besten, aber sehr brauchbar.
Hale Piano Bushing Tool Kit
Darin enthalten:
Bohrer um bei Bedarf alte Garnierung zu entfernen
Reibahle bzw. Rundfeile, konisch zulaufend (recht aggressiv)
Scharfe Ahle (im Schnitt dreieckig), konisch zulaufend, extrem aggressiv, habe ich nach dem Testergebnis an einer alten Kapsel noch nie verwendet
"Burnishing tool", also "Polier- bzw. Glättnadel", ebenfalls konisch zulaufend, mit gebürsteter, non-aggressiver Oberfläche, zum Ausweiten bzw. Pressen und Glätten der Garnierung
[Edit: und natürlich einen Auspressdorn für die Achse.]

Ich habe damit schon Achsen gemacht - und mit Übung (!!) habe ich mir mittlerweile einen modus operandi erarbeitet, der recht zuverlässige Ergebnisse liefert. Am meisten benutze ich die besagte Glättnadel. Nur wenn die Achse nach dem Glätten noch immer stramm ist, bzw. nach einiger Zeit wieder stramm wird, nehme ich mit der Reibahle ein miniklitzekleinwenig Filz weg.

100€ zzgl. MWSt halte ich für übertrieben.

Ich stimme aber zu, dass das PTG-Video ziemlich rabiat vorgeht. Mich würd's nicht wundern, wenn die Achse nach dem ersten Sommer, wenn's feucht war und in der Heizperiode wieder trockener wird, zu locker läuft.

@ Styx und andere:

Was hat Kernphysik bzw. Zahnarztpraxis hiermit zu tun? Selbst im Schlimmstfall kommt durch ein versautes Klavier kein Mensch zu Schaden. Ich verstehe wirklich nicht, was diese schiefen Vergleiche immer sollen. Mit Stahlwolle wäre ich zwar NIE an die Waagestifte gegangen, aber wenn jetzt tatsächlich Mikrokratzer drin sind und die Tasten nach zwei Jahren klappern weil die Garnierungen oder Tastenböden abgewetzt sind, so what? Spätestens dann hat Dasch sein Lehrgeld zu zahlen. Das hat aber mit der Gefahr von Atomkraft oder falscher Arztpraxis absolut nix zu tun.

Wünsche allen eine schöne Woche, Bastlern sowie ihren gnadenlosen Kritikern!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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