Bis jetzt habe ich hier kein ernstzunehmendes Argument gegen bewußt und absichtlich virtuose Musik erblicken können. Und damit auch nichts gegen das Ansinnen, sich mit solchen Sachen zu befassen.
Ich wollte kein einziges Argument gegen absichtlich virtuose Musik bringen. In meinem Beitrag kannst du lesen, dass ich alle erwähnten Stücke, auch die Campanella gerne höre.
Ich wollte auch schon gar nichts gegen die Beschäftigung mit dieser Musik sagen, da hörst du anscheinend etwas heraus, was du heraushören willst. Ich finde beispielsweise die Aufführung der Transzendentalen Etüden von Berezowsky grandios. Ich wollte darauf hinweisen, dass einem die
fast ausschließliche Beschäftigung mit diesen virtuosen Exzessen, insbesondere in einem frühen Stadium, vieles, was die Musik zu bieten hat, entgehen lässt.
Diese in der Sache untauglichen Vergleiche völlig unterschiedlicher Gattungen erklären nicht, was "oberflächlich" sein soll, sie zeigen nur, dass da bei der Suche nach Beispielen völlig unterschiedslos divergierende Gattungen in einen Topf geworfen werden - - sowas wird sonst immer gerne als Äpfel mit Birnen vergleichen gebrandmarkt.
Man kann alles miteinander vergleichen. Bei der Bewertung muss man natürlich unterschiedliche Zielsetzungen berücksichtigen. Ich kann auch Malle-Schlager mit Beethoven-Symphonien vergleichen und dann behaupten, dass die Malle-Schlager weniger Tiefgang haben. Da wird niemand mit einigermaßen E-Musik-Bildung etwas gegen sagen.
Und Fakt ist, dass Liszt eben MEHR Kompositionen in diesen Bereichen komponiert hat, die ich mit einer großen Sonate "nicht vergleichen darf" als Beethoven. Etüden, Transkriptionen, solche Opernfantasien etc. haben in Liszts Schaffen einen größeren Anteil als bei Beethoven. Natürlich soll so eine Opernfantasie oder eine Campanella auch gar nicht den Tiefgang einer h-Moll-Sonate haben, dessen bin ich mir mehr als bewusst.
Und man kann auch Vokalmusik zu Fantasien verarbeiten, die von der Anlage gerade mit der grandiosen h-Moll-Sonate ähnlich sind. Ich denke da an ein berühmtes Beispiels aus Wien aus dem Jahre 1822, dass Liszt zu seinem Schaffen sehr inspiriert hat.
Und zurück zur Mazeppa: Die ist ein sehr ausdrucksstarkes Stück, eine sehr gelungene Komposition. Trotzdem stiftet diese Etüde, erst Recht, wenn man damit etwas überfordert ist, dazu an, Wesentliches zu Gunsten von vielen lauten Tönen in kurzer Zeit zu vergessen.