Nach dem Fiasko im "Pathetischen Mond"-Faden, inklusive Accountlöschung und permanente Aufgabe des Klavierspiels, habe ich im Mai 2016 mit "neuem" Digitalpiano Kawai CA-15 neu mit dem Klavierspiel begonnen.
Ich habe dementsprechend meine (Stück-) Ansprüche stark nach unten korrigiert. Deshalb habe ich meine Beethoven-Partitur(sorry) op.27/2 in den Keller geschafft und konzentriere mich auf die zugänglichere
Op. 13.
Hi, spiel doch zur Abwechslung einfach mal Stücke, die deinem wirklichen Stand entsprechen.
Guter Vorschlag. Dazu brauche ich aber einen KL, der mir sagt, was mein wirklicher Stand ist bzw. dem entspricht. Da hab ich echt keine Ahnung.
Dein wirklicher Stand wird deutlich an Stücken, die Du richtig gut und "schön musikalisch" spielen kannst und zwar ohne monatelang verbissen daran herumzuüben. Die liegen totsicher deutlich unterhalb der Beethoven-Nummer.
Ich hatte 2 Jahre Unterricht mit KL = hoppelndes Runterreissen von (vielen, kleinen) Stücken.
Ansonsten viel Klavierspielen ON/OFF (ca 15 Jahre), "planloses" Dudeln meiner Lieblingsstücke. Meine (musikalischen) Ansprüche sind ja eher klein. Musikalisch/technisch gesehen kommen z.B. Rondo Alla Turca sowie BWV Anh 114 ähnlich schwach rüber, was aber nicht schlimm ist, da ich nur für mich spiele.
Was sollte man denn nach 1-2 Jahren KL musikalisch schön spielen können?
Wahrscheinlich halten die sich hochbegabte KLs. Meine vorgeschlagenen Burgmülleretuden wurden abgelehnt, als "zu leicht".
Hallo
@Kleiner Ludo, das sieht nach ein orientierungslosem Herumirren aus, kein Wunder, daß das im Frust mit Hinschmeißen endet.
So ähnlich wie bei dir war mein Stand an den Tasten vor einigen Jahren auch. Ein bißchen Unterricht gehabt in der frühen Jugend, dann episodenhaft mit größeren Unterbrechungen an viel ungeeignetem Repertoire gebastelt auf völlig ungeeigneten Instrumenten (kein Klavier verfügbar), inklusive dem üblichen "Nur für mich"-Geholper. Konnte nichts Vorzeigbares spielen, irgendwelche halb geübten Sachen ruckzuck wieder vergessen und dazu hundsmiserables Notenlesen.
Schließlich mein erstes richtiges Digitalpiano gekauft und
Unterricht genommen dazu ein Heft von Heumann (aka bei Adam und Eva anfangen), ein Stück daraus geübt und dann gleich wieder weggelegt, weil doch lieber klassische Klaviermusik gefragt war. Ein Henle Piano-Album (HN 951) mitgenommen, alles viel zu schwer darin, bis auf das enthaltene Mozart KV1e/f. Das war also offenbar der Stand, auf dem ich meinen Klavierunterricht beendet hatte.
Dann habe ich erstmal das Pianist-Magazin abonniert, da dort in jeder Ausgabe Stücke aller Schwierigkeitsgrade drin sind (also auch ganz einfache), die auf der beiliegenden CD eingespielt sind (sehr hilfreich). Parallel habe ich begonnen Burgmüllers leichte Etüden (op. 100) durchzuarbeiten, dazu Henle "Leichte Klavierstücke" (HN 134/135) und natürlich Klassiker wie das Jugendalbum von Schumann und Anna Magdalenas Notenbuch, obendrein noch das ein oder andere von IMSLP. Hauptkriterien war: nur Miniaturen (maximal ein bis zwei Seiten), möglichst viel Material kennenlernen, Übeaufwand maximal einige Tage pro Stück und dann weglegen: wenn's noch nicht durchgespielt werden kann, war's eh zu schwer, und wenn es bereits läuft, kann das nächste dran.
Und siehe da, mit dem Ansatz Masse statt Mondschein ging es auch tatsächlich voran. Natürlich viel holperndes "Runterreißen" dabei und von musikalischer Schönheit waren insbesondere die schwierigeren Etüden weit entfernt. Dafür verbesserten sich Notenlesen und Fingerfertigkeit drastisch und bei den sehr einfachen Stücken aus dem Pianisten konnte ich nach einiger Zeit bereits musikalische Gestaltung üben, da technisch bewältigt. Auch der Anfangs sehr wackelige Rhythmus besserte sich mit der Zeit immer weiter.
Das war sozusagen der Durchbruch. Jetzt ging nicht mehr nur um Tasten und Tempo, sondern um Phrasierung, Agogik, Betonungen/Akzente, Armgewicht, Pedaleinsatz etc. YouTube bekam jetzt eine noch wichtigere Rolle und zwar nicht etwa die dümmlichen Synthesia-Anfänger-"Tutorials", sondern ausschließlich Könnern beim Spielen zuhören, zusehen und lernen. Hören ist hier besonders wichtig, denn mein Spiel gewinnt vor allem durchs Hören.
Mittlerweile spiele ich Stücke, die Henle unter Kategorie 3/4 einsortiert. Da ist dann die zum Beispiel sowas wie die obligatorische Elise in der Komplettfassung (ohne "abzustürzen", mit den je nach Tagesform üblichen ein bis zwei kleinen Patzern, die man als Amateur eben reinmacht), einfache Chopin-Walzer (wie a-Moll posth.) Schubert-Tänze (z. B. Trauerwalzer), Kinderstücke von Schumann und das bekannte Bach-Präludium aus dem WTK 1 dabei - und zwar so, daß es durchaus nach Musik klingt.
Pathetische Beethoven-Sonaten, knifflige Chopin-Nocturnes und Mozart KV 331 gibt es weiterhin nicht, HN 68 ("Klassische Sonaten" der einfacheren Kategorie) liegt aber schon bereit. Dennoch bin ich selbst überrascht, wie weit man in nur 18 Monaten ohne Klavierlehrer kommen kann. Besonders auffälig ist dabei, wie die eigenen Ansprüche an das Klangliche und Musikalische steigen, wodurch sich zu viel schweres Repertoire automatisch verbietet. Selbst altes Zeug, daß man früher gern übers Knie gebrochen hat, möchte man gar nicht mehr anrühren, ohne es dann auch richtig hinzubringen.
TL;DR
@Kleiner Ludo, es gibt so unendlich viel "leichte" Klaviermusik, technisch machbares Material, das dich tatsächlich weiterbringen könnte auf dem Weg zu deinem großen Ziel. Du mußt es aber aufs Notenpult legen und dich darauf einlassen können. Wie die oben siehst, heißt das nicht automatisch Klavierschulen, Hanon und Czerny pauken zu müssen, aber es hilft auch nichts, nur an den komplexen Werken großer Meister zu scheitern und dann das Klavier wieder zu verkaufen.