Lieber einen Bechstein in der Hand als eine Taube auf dem Dach?

Besser wäre es tatsächlich, den Klavierbauer draufschauen zu lassen, der auch den Auftrag annehmen würde. Aber für eine erste Einschätzung geht das evtl. auch so.
Ah, sorry, das habe ich falsch verstanden. In der Tat ist daran gedacht, dass dann der Klavierbauer/Klavierlehrer auch die notwendigen Arbeiten ausführt. Er wird uns dann sicherlich am Donnerstag sagen können, was er erledigen kann und wo es ggf. anderweitig Unterstützung braucht.

Falls es zum Erwerb kommt, wird jedenfalls die Umplatzierung des Flügels eine eher günstige Angelegenheit bei einem Klaviertransportunternehmen: Tür auf, durch den Gemeinschaftsgarten tragen, durch unsere Wohnzimmertür hinein. Fertig.
 
Falls es zum Erwerb kommt, wird jedenfalls die Umplatzierung des Flügels eine eher günstige Angelegenheit bei einem Klaviertransportunternehmen: Tür auf, durch den Gemeinschaftsgarten tragen, durch unsere Wohnzimmertür hinein. Fertig.
Ja, ne. So einfach ist das dann doch nicht: Transportschlitten montieren, Beine und Lyra abmontieren, Transportdecken drauf, Flügel auf Rollbrett. Dann: durch Gemeinschaftsgarten schieben in der Hoffnung, dass das Rollbrett nicht im Rasen versinkt. Drüben dann alles wieder rückwärts: Beine und Lyra wieder dran, aufrichten......

Mit 3 oder 4 Mann einen Flügel tragen ist bisher immer noch schief gegangen. Profis würden so einen Unsinn nicht mal in Erwägung ziehen. Auch wenn ihr den Flügel billigst bekommt: bezahlt ein anständiges Unternehmen für einen anständigen Transport. Sonst könnte es dann doch teurer als geplant werden. Aber eine Fachspedition weiß und kann so etwas.
 
Mir wäre auch nicht im Traum eingefallen, das selbst machen zu wollen. Da hatte ich mich wohl unklar ausgedrückt. Den Transport soll/wird im Fall der Fälle auf jeden Fall ein Fachunternehmen machen. :-)
 
Der Klavierbauer war da und hat sich das Instrument eingehend angesehen. Ich würde seine Reaktion einmal als verhalten positiv beschreiben. Sagen wir es mal diplomatisch: Er spielt lieber als dass er spricht. :-)
Für ihn war der grösste Malus - völlig logisch - der Resonanzbodenriss, der ihm Sorge bereitet. Schnarrende Nebengeräusche durch den Riss hat er nicht gehört, er meinte aber, dass diese in Zukunft auftreten könnten. Wir könnten mit dem Riss durchaus erst einmal leben und ggf. später schauen, ob wir ihn reparieren lassen (müssen).
Ein weiterer Malus, der aber eher mit der Bauweise/dem Modell des Bechstein zu tun hat, ist der ein wenig "harsche/rabiate" Übergang von der gedämpften oberen Mittellage zu den ungedämpften Höhen.

Auf der positiven Seite steht die gute Stimmhaltung und dass die Mechanik-Teile alle sehr gut funktionieren. Das Reparieren der einen hängenden Taste wäre wohl kein Problem. Auch die Filze und die Garnierung sehen gut aus. Insgesamt hat der Flügel momentan einen eher harten Grundklang, deshalb würde er ihn einmal komplett intonieren, um den von uns geschätzten weichen Grundklang zu erhalten. Für den kompletten Anfangsservice inkl. Reinigung, Regulierung, Intonation und Stimmung werden bei ihm ungefähr 2000 CHF fällig.

Auch eine Offerte für den Transport habe ich mittlerweile eingeholt, da werden ca. CHF 480 fällig.

Eine wirklich schwierige und nicht alltägliche Entscheidung ...
 
Ich denke, für 6500 CHF würde ich persönlich ihn nehmen. Das ist immer noch sehr viel billiger als ein Shigeru und Co und wenn die anderen Teile unbeschädigt sind, ist das viel Qualität für einen relativ kleinen Preis.
Aber das ist eine sehr individuelle Entscheidung. Wenn ihr euch damit unwohl fühlt, seid ihr mit einem Neukauf vielleicht besser bedient.
 
Ich schließe mich dem an: wenn die Länge (Kürze) nicht sowieso stört würde ich ihn nehmen und mal schauen, wer in fünf Jahren überhaupt darauf spielt.
 
Vielen Dank für Eure Zeilen! Wir haben vorhin mit dem Nachbarn gesprochen und den Kauf vereinbart. Das war sogar ziemlich rührend, weil bei ihm momentan eine Dame aus Afrika zu Besuch ist, die das von ihm unterstützte Schulprojekt in Ghana begleitet. Das Geld für den Kauf des Flügels geht dann direkt an diese Organisation. Schon irgendwie recht erbaulich.
Wie auch immer: Die Flügeltransportfirma hat nach dem Zusenden von Bildern vorhin bereits grünes Licht gegeben für einen problemlosen Transport. Schon am 6. Januar kann dann der Flügel 25m weiter nach Westen ziehen :-) Ehrlich gesagt bin ich wahnsinnig aufgeregt. So ziemlich alle Kaufentscheidungen erledige ich sonst total rational, aber diese emotionalen Flügelüberlegungen haben mich jetzt einige schlaflose Nächte gekostet ...
 
Ich schließe mich dem an: wenn die Länge (Kürze) nicht sowieso stört würde ich ihn nehmen und mal schauen, wer in fünf Jahren überhaupt darauf spielt.
Also ich auf jeden Fall, was die Kinder dann treiben werden, steht natürlich noch in den Sternen. Meine Frau hat eigentlich auch mal richtig Klavierspielen gelernt, aber irgendwie findet sie den Draht dazu nicht wieder. Was ich persönlich total schade finde. Ich liebe es, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und eines der Kinder am Klavier sitzt und spielt ...
 
Schon am 6. Januar kann dann der Flügel 25m weiter nach Westen ziehen :-) Ehrlich gesagt bin ich wahnsinnig aufgeregt. So ziemlich alle Kaufentscheidungen erledige ich sonst total rational, aber diese emotionalen Flügelüberlegungen haben mich jetzt einige schlaflose Nächte gekostet ...

Dann kannst Du Dir sicher gut vorstellen, wie lange der Adrenalin-Booster bei denen vorhält, deren Instrumente ein wenig höher (z.B. im 2. Stock) gelandet sind.
;-) :-D

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Ich gratuliere Dir zu Deiner Entscheidung und wünsche viel Freude mit dem Instrument.
 

Und erst der Adrenalin-Booster bei den unmittelbaren Nachbarn, die unverrichteter Dinge zusehen müssen, wie nebenan so ein "Krawallungetüm" Einzug hält... :lol:
:-) Die direkten Nachbarn sind zum Glück ein wenig ältere Semester mit nicht mehr ganz taufrischem Gehör. Ihr Enkel spielt Dudelsack, da wird dann der Flügel hoffentlich eher als Erleichterung empfunden! Links von uns wohnen noch ein Klavier und eine Ukulele, ein Hause weiter ein Cello ... Da gehen wir wohl im Grundrauschen unter. Ist ja "nur" ein Flügelchen.
 
Es ist mir auch ein echtes Anliegen, sie aus dem ein wenig vernachlässigten Instrument auch wieder hervorzulocken. Mir hat es schon einen kleinen Stich versetzt, als ich den Flügel im Sommer das erste Mal gesehen habe. Sein bisheriger Besitzer ist ein herzensguter Mensch, aber auch ein wenig chaotisch :-) Einen guten Rusch ins neue Jahr allerseits!
 
Herzlichen Glückwunsch und ich bin ziemlich sicher, dass Du das nicht bereuen wirst. In der gesamten Geschichte sind so viele glückliche Zufälle, dass das einfach gelingen muss. Viel Freude damit!
 
Danke für Eure Unterstützung und ein frohes Jahr 2022! In den nächsten Tagen geht es ja dann darum, den Einzug des Flügels vorzubereiten. Womit säubert man eigentlich einen Korpus von aussen, damit das möglichst kratzerfrei von statten geht? Innen macht es ja der Klavierbauer. Reicht da ein feuchtes Mikrofasertuch mit Fensterreiniger, oder habt Ihr auch gute Erfahrungen bei der Erstreinigung mit einer Politur gemacht? Für die Tasten hätte ich Wasser mit Spülmittel genommen - passt das?
 
Hallo zusammen!

Bisher ein stiller Mitleser freue ich mich nun, mit einer eigenen Frage endlich zum Forengeschehen beitragen zu können. Zum Hintergrund und zur Vorstellung: Ich bin ein klavierspielender Spätberufener, mein Sohn Jakob spielt seit 3,5 Jahren Klavier, mein Sohn Daniel beginnt in Bälde bei der örtlichen Musikschule seine Klavierkarriere. Letztes Jahr sind wir in die Schweiz, in das Zürcher Umland gezogen. Nachdem wir uns in den letzten Jahre mit einem Kawai CA 58, also einem digitalen Piano, erweiterte Grundlagen angelernt haben, wollen wir nun den nächsten Schritt gehen. Das Kawai im Wohnzimmer soll Platz machen für einen (kleinen) Flügel, als nächtliches Übeinstrument kommt das Digitalpiano dann in ein kleineres Zimmer.

Was haben wir bislang unternommen?
Wir waren in verschiedenen Pianohäusern rund um Zürich und sind überall sehr nett beraten worden. Ein wenig "eingeschossen" haben wir uns dabei auf die mittlere Preiskategorie; ein Yamaha C3X hat mir sehr gut gefallen, begeistert bin ich ausserdem von einem Shigeru Kawai SK3, der einen wirklich ganz herausragenden, perlenden Klang hat. Die Grösse - bis 2m - würde auch noch gut in unser Wohnzimmer passen. Preislich müssten wir uns schon ganz schön zur Zimmerdecke strecken, aber das könnten wir irgendwie hinbekommen. Absolut begeistert bin ich von der aktuellen Bösendorfer VC Linie, aber die muss wohl ein Traum bleiben, ausser, ich werde von einer reichen Erbtante bedacht, von der ich noch nichts weiss ...

Nun ist jedoch eine Sache passiert, zu der ich gerne Eure Einschätzung hören würde. Wir sind ins Gespräch mit einem älteren Nachbarn gekommen (wohnt am anderen Ende unseres Reihenhauses), der seinen Bechstein A 160 (laut Seriennumer 194231 von ca. 2004/05) aus Alters- und Krankheitsgründen sehr gerne verkaufen möchte - allerdings nur an Musiker:innen und nicht an einen Händler. Das Geld des Erlöses möchte er anschliessend gerne nach Afrika spenden, wo er früher länger gearbeitet hat. Gesprochen hat er von einer VHB von ca. 4-5000 CHF. Der Flügel wurde (die Rechnungen habe ich gesehen) bis 2019 jährlich gestimmt und intoniert, seitdem wohl nicht mehr.

Der Gesamteindruck ist (für mich als Laien) recht ordentlich, der Flügel müsste aber mal grundlegend entstaubt und gesäubert werden, Stimmung & Intonation machen usw. ist sowieso klar. Mein Eindruck ist, dass die Mittellage sehr schön und ausdrucksstark klingt, der Bassbereich allerdings löchrig ist und die höheren Lagen ein wenig klirrig wirken. Könnte das an einer mangelhaften Stimmung liegen? Eine Taste hängt zudem, und leider, leider ist im Resonanzboden genau ein (1) Riss, der sich durchzieht. Ansonsten weiss der Klang durchaus zu gefallen, auch wenn er leider (noch?) nicht so kultiviert und samtig wie der Shigeru Kawai klingt :-( . Meine Frau ist allerdings von der Aussicht begeistert, dass der Flügel nicht zu viel Platz im Wohnzimmer einnimmt und vor allem auch einigermasse bezahlbar ist.

Wir wollen nun auf jeden Fall einen Klavierbauer hinzuziehen, der sich den Flügel einmal ansieht, insbesondere die beiden offensichtlichen "Macken" (hängende Taste und Resonanzbodenriss), denn mir wäre sehr daran gelegen, künftig einen einheitlicheren Klang über alle Lagen zu haben. Wenn das schon von vornherein unmöglich erscheint, würde ich mit dieser Gelegenheit gerne aus psychologischen Gründen abschliessen ("Was-wäre-wenn").

Ich wäre gerne an Eurer Meinung interessiert: Ist der Preis so gut, dass die genannten Einschränkungen überhaupt kein Thema sein sollten? Wie ist denn so ein 16-18 Jahre alter Stutzflügel auf dem Gebrauchtmarkt überhaupt einzuschätzen? Worauf sollte der Klavierbauer bei seiner Visite vor allem achten? Vielen Dank für Eure Einschätzungen und vor allem auch beste Wünsche für die Zeit "zwischen den Jahren". Ich halte Euch dann gerne auf dem Laufenden.

Michael
Also der Preis ist schon sehr gut. Den Resoriss könnte man ausspanen (ist aber mit einem gewissen Aufwand verbunden, Entfernung Saitenbezug, zumindest teilweise), lohnt sich aber vielleicht auch aus folgendem Grund: vielleicht sind die Bässe deshalb so schwach, weil sich die Umspinnung gelockert hat. Ich hatte das mal bei meinem ersten Flügel, ein 175-er Hyndai. Da waren die Bässe nach 18 Jahren richtig kraftlos. Neue Saiten drauf alles war perfekt! Kosten um 1.000€. Lohnt sich. Die anderen Sachen sind sicherlich zu regeln (hängende Tasten usw.). Allein der Preis bei einer zu erwarten guten Ausgangsqualität ist excellent! Ich würde zuschlagen!
 

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