Leichte Stücke/Begleitung einstudieren

[Anton75]

Wenn man Klavierunterricht nimmt, verbringt man ja die meiste Zeit mit dem Üben technisch anspruchsvoller Stücke, meist Sololiteratur, die natürlich lange und intensiv geübt werden müssen. In letzter Zeit gab es bei mir aber immer wieder Gelegenheit mit anderen Leuten zusammen zu spielen, und da ist der Klavierpart oft viel einfacher, als beim Solorepertiore, wenn auch nicht so leicht, dass ich das vom Blatt sicher spielen könnte. Beispiel wäre die Begleitung eines langsamen Satzes einer Barocksonate, bei der sich Akkorde und ein bisschen Polyphonie abwechseln. Beim Einstudieren ist mir aufgefallen, dass es mir trotzdem schwerfällt, schnell, also mit von wenigen Stunden Übezeit, das Stück einigermaßen sicher zu beherrschen. Gibt es für diesen Fall irgendwelche Übestrategien, die es mir erleichtern solche Stücke effizient einzustudieren?

 

[Demian]

Ja, ich würde an deiner Stelle das Prima-Vista-Spielen üben: Nimm dir leichte Stücke vor, z.B. Bartok Mikrokosmos Band 2, Emonts „Erstes Klavierspiel“ Band 2, frühe Haydn-Sonaten, Sammlungen leichter Klavierstücke usw., und spiele sie vom Blatt ab. Das trainiert das Erkennen und Umsetzen von optischen Mustern über die Finger hin zu einem klanglichen Ergebnis.

Wichtigste Regel beim Prima-Vista-Spiel: immer weiter spielen, egal was passiert! Deshalb dürfen die Stücke dafür auch nicht zu schwer sein.

Wenn du das regelmäßig (am besten täglich 10 Minuten) machst, wird nach einer Weile dein Übefortschritt davon profitieren.

 

[Anton75]

Klar, das leuchtet ein, danke für den Tipp. Je mehr man vom Blatt spielen kann, umso weniger werden die Stellen, die man dann noch üben muss. Ich denke, das Ganze hat auch viel mit "Übersicht" zu tun. Da habe ich wahrscheinlich, im Vergleich zur Geläufigkeit noch Nachholbedarf.

 

[mick]

da ist der Klavierpart oft viel einfacher, als beim Solorepertiore

Das gilt vielleicht für Stücke, bei denen die Begleitung ein Generalbass ist. Bei den konzertanten Sonaten Bachs, den Sonaten von Mozart, Beethoven oder praktisch allen aus der Romantik ist das nicht so - die sind genauso schwierig wie die jeweiligen Sonaten für Klavier solo. Mendelssohns erstes Klaviertrio finde ich schwieriger als sein erstes Klavierkonzert, Schuberts Violinfantasie ist mit das Unangenehmste, was er für Klavier komponiert hat. Etc.pp.

 

[Anton75]

Klar, die großen Violinsonaten und Kammermusikstücke sind wieder eine ganz andere Kategorie. Das muss man genauso üben wie eine Klaviersonate. Mir geht es tatsächlich vor allem um die leichteren Sachen, die zwar Spaß machen wenn man sie gemeinsam spielt, aber beim üben eher weniger…

 

[Alter Tastendrücker]

den Sonaten von Mozart,

Mozarts Sonaten für das Pianoforte mit Begleitung der Violine (so Mozart selbst) sind für den Pianisten eher anspruchsvoller als die eigentlichen Klavier-Sonaten ohne Begleitung.