Paul (Pawel Ziemiak ist gebürtiger Pole) Generalsekretär.
vielleicht mal in späterer Zeit den ersten vollmigrantischen Bundeskanzler
"Was Paul Ziemiak aus seiner Zeit als Aussiedlerkind lernte:
Man hört und sieht es mir nicht an, aber ich habe eine Migrationsgeschichte. Zwar musste meine Familie anders als die syrischen Flüchtlinge nicht vor einem Krieg in unserem Herkunftsland Polen fliehen. Wir sind gegangen, weil meine Eltern die politischen Unruhen, die sozialistische Gleichmacherei und die grassierende Korruption nicht ertragen konnten. Wir haben auch keine lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer gewagt, sondern kamen 1988 mit der Fähre von Stettin nach Travemünde. Unsere größte Hürde war gewesen, Pässe für uns alle zu bekommen.
Trotzdem kann ich nachempfinden, wie es ist, in einer Notlage in einem fremden Land anzukommen. In meinem Kopf tauchen Bilder aus meiner Kindheit auf, wenn ich die Flüchtlinge sehe. Wie viele von ihnen habe ich die ersten Tage in Deutschland in Aufnahmelagern verbracht: erst in Friedland, dann in Unna-Massen, der bis heute größten Flüchtlingsunterkunft in NRW.
Ich war damals erst drei Jahre alt und weiß nur noch, dass wir in einem kleinen Raum an einem langen Gang schliefen, dass nachts Stimmen und Lärm durch die Wand kamen und dass ich mich im Bus zur Notunterkunft vor Aufregung übergeben habe.
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Aber sogar für meine Eltern, studierte Ärzte, war die Integration ein Kraftakt. Es begann beim Geld: Mein Vater erzählt bis heute von seinem Schreck, als er das erste Mal bei Aldi einkaufen wollte. Er sah die Preise und begriff, dass er von seinem Ersparten aus zehn Jahren Arbeit, 200 Dollar, nur 200 große Wasserflaschen kaufen konnte. Meine Eltern sprachen kein Wort Deutsch damals, bis heute macht mein Vater kleine Fehler. Ich habe die Sprache viel schneller gelernt als sie, im
Heiliggeist-Kindergarten von Iserlohn,
obwohl wir daheim immer Polnisch gesprochen haben. Aus Erfahrung weiß ich:
Wer fordert, dass Ausländer daheim Deutsch sprechen, kennt die Realität in diesen Familien nicht. Bekannte von uns, die das probiert haben, konnten am Ende keine Sprache richtig. Und für die Flüchtlingskinder von heute ist es doch eine Riesenchance, einmal fließend Deutsch und Arabisch zu können."
http:/www.spiegel.de/spiegel/print/d-138749215.html