Wie sieht es denn bei Klavierkonzerten aus?
...was den grausig überladenen und widerborstigen Klaviersatz betrifft (das 3. Konzert von Rachmaninov ist in dieser Hinsicht ein Wunder an Durchsichtigkeit und grifftechnischer Ökonomie!) kann man dir guten Gewissens das Klavierkonzert von Max Reger empfehlen!
Um bei Reger zu bleiben, allerdings Klavier solo:
Bachvariationen
Improvisation über den Donauwalzer
Was Strawinski betrifft:
es gibt eine spielenswerte Transkription von Sacre du Printemps
natürlich auch Strawinskis eigene Transkription von Petruschka (trois mouvements de Petrouchka)
Man kann auch versuchen, mit Bachs "Kunst der Fuge" am Klavier zurecht zu kommen (ein sehr heikles Unterfangen in jeder Hinsicht)
Bzgl Skrjabins Sonaten: die 6. und 7. Sonate sind beide ein verblüffend komplexes Dickicht (dagegen sind Rachmaninovs Sonaten übersichtlich und harmonisch harmlos) - ab der 5. Sonate (sauschwer zu spielen, aber hinreißend!) modifiziert Skrjabin das einsätzige Lisztmodell, indem er es komprimiert: hier muss ich
@alibiphysiker deutlich widersprechen: die Skrjabinsonaten 5 bis 10 sind formal durchaus komplex! (satztechnisch und pianistisch auch, wobei 5, 7 und 10 technisch grässlich schwierig sind)
Balakirev scheiterte in der Lisztnachfolge an der Gestaltung einsätziger Sonaten, die Fantasie Islamey ist formal banal, harmonisch harmlos, spieltechnisch aber relativ anspruchsvoll (es macht keinen Unterschied, ob man diese oder Schumanns Toccata übt: beide sind quasi "normale" romantische Virtuosenstücke) - allerdings "komplex" ist dieses (zu lange) Klavierstück keinesfalls.
Die im Notenbild komplex erscheinenden frei atonalen Klavierstücke von Leo Ornstein (am schönsten das glitzernde "a la chinoise") sind technisch schwierig, aber formal traditionell.
Ein verwunderlich kompliziertes (teils konzentriert artifizielles, teils holperiges) Ausnahmeexempel für komplexe Klaviermusik ist die Fantasie "Rudepoema" von Villa-Lobos
Eine andere Sorte Komplexität bietet die Transkription aus dem Rosenkavalier von Stuart Grainger, dem es tatsächlich gelungen ist, das bunt glitzernde Orchester aufs Klavier zu übertragen (nur spielbar auf Instrumenten mit zuverlässig funktionierendem mittleren Pedal, was leider keine Selbstverständlichkeit ist...)
Das alles sind - leider - Beispiele, deren spieltechnische Anforderungen von sehr schwierig (Islamey) bis extrem (Skrjabin 5. Sonate, Strawinski Petruochka) zu nahezu unspielbar (Reger, Grainger) reichen... willst du solche Mühen auf dich nehmen????
Formal und harmonisch, auch (klavier)satztechnisch hochkomplex ist Chopins 4. Ballade - im Reigen der erwähnten Sachen ist diese noch am ehesten spieltechnisch zugänglich, dito die Polonaise-Fantaisie.
(bevor man sich mit musikal. Komplexität a la Skrjabin oder Strawinski, Reger oder Schönberg befasst, empfehle ich zu testen, ob man "leichteres" wie die 4. Ballade überhaupt verstehen und dann spielen kann...)