Kommunikation im Klavierunterricht

Natürlich sollte man wo immer es geht erstmal gar keine Beurteilung abgeben, sondern den Schüler fragen, was er denn meint! Denn der Schüler muss ja lernen, beim häuslichen Üben zu beurteilen, was an dem eben gespielten "Take" des Stücks oder der Übung noch nicht so gut war, und sich zu überlegen, was er beim nächsten "Take" anders machen könnte, damit das Ergebnis mehr in seinem Sinne ausfällt.
Diese Herangehensweise finde ich sehr gut, wenn die grundlegenden Schnitzer ausgebügelt sind.
Man sollte auch die gemeinsame Begeisterung für Musik nicht vergessen. Das muss natürlich echt und nicht "vorgetäuscht" sein.
 
Ich glaube, mir ist nicht klar, wie man zwischen Lob, Wertschätzung, Anerkennung etc. differenziert. Kann ich denn überhaupt loben, ohne gleichzeitig irgendeine andere Absicht zu verfolgen? Kann ich Anerkennung für eine Leistung aussprechen, ohne zu loben?

Ergänzend zu hasenbein können vielleicht drei Dinge helfen:

1. nicht "irgendeine andere Absicht", sondern die Absicht, den Gelobten mit dem Lob zu etwas zu bringen - es steckt immer mehr oder weniger eine Manipulation dahinter

2. das "Du" weglassen, ggf. durch "Ich" ersetzen (keine Du-Botschaften) - https://www.leadion.de/en/article.php?artikel=275

3. seine Wahrnehmung schärfen - die Rückmeldungen von @Debösi, @mechant village, @KrautundRueben waren doch sehr positiv. Es ging daraus hervor, dass du dich auf die Sache konzentrierst und positive Rückmeldung z.B. in Form von "Mir gefällt..." gibst. Trotzdem lohnt es sich sehr, sein Bewusstsein für die eigene Interaktion mit dem Schüler zu erweitern und sich über weitere Handlungsmöglichkeiten zu informieren, z.B. hier in "Gute Beziehungen" von Gordon.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ein "mir gefällt, dass..." des Lehrers sollte wenn irgend möglich in dem Sinne erfolgen, dass der Schüler lediglich eine Bestätigung seiner Selbstwahrnehmung erhält. Der Schüler sollte also ein stabiles Bewusstsein erhalten, wie er am zweckmäßigsten übt und spielt, und wann das der Fall ist und wann nicht. Die Rückmeldung des Lehrers signalisiert ihm: "Ah, ich bin nicht auf dem Holzweg, ich nehme mein Spiel und meine Vorgehensweise realistisch wahr" und trägt dann (im Gegensatz zu manipulativen Rückmeldungen) zur weiteren Stabilisierung eines realistischen, ehrlichen und zweckmäßigen Selbstbildes bei.

Deswegen ist es extrem wichtig, immer zu klären, wie der Schüler das eigentlich selber so findet, was er da eben gespielt hat. Lob oder Tadel ohne dass der Schüler wahrnimmt, was der Lehrer damit überhaupt meint, ist bestenfalls wertlos, schlimmstenfalls schädlich.
 
Hm. Ich kann mich irren, aber ein gelegentliches "Du spielst toll [weil]" vom Lehrer oder aus dem Publikum sollte mir bisher nicht im Übermaß geschadet haben.
 
Ein "mir gefällt, dass..." des Lehrers sollte wenn irgend möglich in dem Sinne erfolgen, dass der Schüler lediglich eine Bestätigung seiner Selbstwahrnehmung erhält. Der Schüler sollte also ein stabiles Bewusstsein erhalten, wie er am zweckmäßigsten übt und spielt, und wann das der Fall ist und wann nicht. Die Rückmeldung des Lehrers signalisiert ihm: "Ah, ich bin nicht auf dem Holzweg, ich nehme mein Spiel und meine Vorgehensweise realistisch wahr" und trägt dann (im Gegensatz zu manipulativen Rückmeldungen) zur weiteren Stabilisierung eines realistischen, ehrlichen und zweckmäßigen Selbstbildes bei.

Deswegen ist es extrem wichtig, immer zu klären, wie der Schüler das eigentlich selber so findet, was er da eben gespielt hat. Lob oder Tadel ohne dass der Schüler wahrnimmt, was der Lehrer damit überhaupt meint, ist bestenfalls wertlos, schlimmstenfalls schädlich.

Das sehe ich ganz genauso. Allerdings hatte Blüte in dem Beispiel von KrautundRueben genau das ja gemacht und deshalb ist es bei ihm so positiv hängen geblieben.

Ich befürchte bei diesem Thema immer, dass Menschen sich in ihrer Kommunikation eingeengt fühlen könnten und sich deshalb erst gar nicht mit Dingen wie Lob, Ich-Botschaften, Aktives Zuhören etc. beschäftigen. Dabei hat man dann viel mehr Freiheiten! Wir müssen nicht, wir können. Und jeder findet seinen eigenen Weg - wie bei der Interpretation von Klavierwerken gibt es nicht eine Ideal- oder Standardkommunikation.

Eine Frage an @Barratt oder @Peter: wäre es evtl. möglich, den ganzen Teil in einen eigenen Faden zu verschieben, denn mit dem Thema des Fadens hat das natürlich nicht mehr viel zu tun?

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich-Botschaften sind sehr wichtig und das eigentliche Geheimnis gelungener Kommunikation. Z.B.: "du, dein beschissenes Klavierspiel macht mich jetzt irgendwo echt betroffen, du..." oder: "ich kann kaum glauben, daß mein jahrelanger liebevoller, fürsorglicher und professioneller Klavierunterricht dermaßen nutzlos gewesen sein sollte. Bin ich wirklich so schlecht?"
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Leberwurst, Du bist zwar ein nutzloser Sprücheklopfer hier im Forum, aber ich muss zugeben, diesmal musste ich sogar mal schmunzeln. Immerhin.
 
@chiarina wie formuliert man das jetzt in eine behutsame Ich-Botschaft um? :-D
 

1. nicht "irgendeine andere Absicht", sondern die Absicht, den Gelobten mit dem Lob zu etwas zu bringen - es steckt immer mehr oder weniger eine Manipulation dahinter

2. das "Du" weglassen, ggf. durch "Ich" ersetzen (keine Du-Botschaften) - https://www.leadion.de/en/article.php?artikel=275

3. seine Wahrnehmung schärfen -
...hm...:denken::denken:...

1.nieder mit gutem Unterricht! Sowas manipuliert den geeigneten Schüler zum guten musizieren:lol::lol:

2."Ich finde du spielst supi. Alle anderen sagen zwar du klimpert hölzern, aber höre nicht auf solche Du-Botschaften"...

3.dazu gehört zwingend die Erfahrung, hören zu dürfen, wie es besser klingt
 
Das könnte aber den Schüler verletzen und total demotivieren, wenn ihm vermittelt wird, dass jemand anders es "besser" spielt! Und überhaupt, was heißt "besser"? Die Geschmäcker sind verschieden, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, - jeder spielt seine ganz persönliche Version, die seine ganz persönlichen Gefühle zum Ausdruck bringt! Ansonsten wird man doch nur in das Prokrustesbett überkommener, meist patriarchaler ästhetischer Vorstellungen gezwängt!
 
Das schönste Lob finde ich ohnehin:

"Ich weiß gar nicht, was alle anderen immer haben - ICH finde, Du spielst echt super!"
 
Lieber rolf,

ich mache mir wirklich große Sorgen, dass ich die zarten Pflänzchen deiner behüteten und sorgsam beäugten Seele aufs Furchtbarste beschädigen könnte, wenn ich sagen würde, dass du dich zu meinem größten Bedauern nicht wirklich mit dem momentanen Thema befasst, was du aber mit hundertprozentiger Sicherheit tätest, wenn dir daran liegen würde und dir nicht gerade langweilig wäre und du nicht gerade daran dächtest, mal mit einem kleinen und lustigen Zwischen-Bonmot ein bisschen Würze in die haarige Suppe zu bringen und deshalb - verantwortungsvoll, wie ich nun mal bin, wir wollen nichts riskieren :angst: -, sage ich lieber nichts.

Das wollte ich nur mal sagen! :herz::kuscheln:

Liebste Grüße und lass es dir heute mal so richtig gut gehen! :blume:

Deine chiarina
 
Tendenziell finde ich es aber nicht ausreichend, Du-Botschaften durch Umformulieren zu Ich-Botschaften umzumünzen. Ich hab das aber noch nicht zu Ende gedacht.

Liebe Blüte,

von fachlichen und menschlichen Qualitäten eines Lehrers hin zu Kommunikation, wertschätzender Haltung, Lob etc. bis zu Ich-Botschaften - ein echter Durchmarsch! :-D Fehlt noch Aktives Zuhören und Konfliktlösung. :D Wenn du dich wirklich interessierst für diese Themen, lohnt es sich, die Bücher von Gordon zu lesen. In diesen Beiträgen können Dinge nur angerissen werden und das birgt immer die Gefahr großer Missverständnisse.

Zum Beispiel ist es falsch, eine Ich-Botschaft als solche zu bezeichnen, nur weil das Wort "Ich" drin vorkommt. Also hast du völlig recht - was soll eine Umformulierung bringen! Erstmal nichts!

Ich habe ja schon einige links gepostet, die ich für gut halte. Es gibt verschiedene Formen von Ich-Botschaften.

Z.B. die aussagende Ich-Botschaft, mit der ich ganz einfach etwas über mich aussage (Freundin trifft Freundin: "Wie geht's dir?" Total scheiße, ich hatte einen grauenhaften Tag und bin völlig fertig.... .")

Oder die vorbeugende Ich-Botschaft, die hier ganz gut beschrieben wird (link hatte ich schon mal gepostet).

Eine der wichtigsten Ich-Botschaften ist die konfrontative Ich-Botschaft. Sie wird gesandt, wenn jemand ein Problem hat mit dem Verhalten o.ä. eines anderen Menschen und diesen Menschen mit dem Problem konfrontieren möchte. Denn die Bedürfnisse von Menschen sind oft unterschiedlich und sogar diametral entgegengesetzt. Der Sender mit dem Problembesitz kann das nun mit Vorwürfen etc. tun, wird aber auf diese Weise kaum Verständnis bekommen. Im Gegenteil reagieren Menschen auf Vorwürfe und Schimpfen mit Verteidigung. Sie wollen sich rechtfertigen und hören dem, der das Problem hat, nicht mehr zu.

Der Sender mit dem Problem kann dieses auch anders vermitteln. Wenn er nur von sich redet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der andere bereit ist, ihm zuzuhören, wesentlich größer. Er sendet also eine Ich-Botschaft. Eine Ich-Botschaft ist allerdings nicht dann eine, wenn sie das Wörtchen "Ich" enthält. "Ich, finde, du bist...." ist z.B. eine absolute Du-Botschaft.

Eine Ich-Botschaft, die dem Zweck der Verständigung dient und unterschiedliche persönliche Bedürfnisse klarstellt, muss dreiteilig sein. Sie enthält

1. die Beschreibung des Problems (z.B. das Verhalten des Empfängers, das den Sender stört)
2. das Gefühl, das der Sender bei diesem Verhalten hat
3. die Folgen, die das Verhalten des Empfängers für den Sender hat.

Eine solche Ich-Botschaft ist alles andere als behutsam. Behutsame konfrontative Ich-Botschaften gibt es nicht. Sie sind aber klar!

Das große Missverständnis in diesem Faden ist aus meiner Sicht, dass viele denken, eine solche Kommunikation wäre soft. Oh nein! Aber mit ihrer Hilfe kriegt man raus, wo das Problem eigentlich liegt. Allein um so eine Ich-Botschaft zu senden, muss man sich schon mal richtig Gedanken darüber machen, was einen denn wirklich stört, welche Gefühle man dabei hat und was die Folgen für einen sind. Auch eine Ich-Botschaft kann erheblichen Widerstand nach sich ziehen - damit geht man dann wieder anders um (z.B. Aktives Zuhören).

Einfach ist das nicht und es braucht durchaus Hirnschmalz. Aber das sind wir ja vom Klavierspielen gewohnt! :-D Sich nicht verbiegen zu müssen, ist auf jeden Fall wunderbar!


Ich-Botschaften sind sehr wichtig und das eigentliche Geheimnis gelungener Kommunikation. Z.B.: "du, dein beschissenes Klavierspiel macht mich jetzt irgendwo echt betroffen, du..." oder: "ich kann kaum glauben, daß mein jahrelanger liebevoller, fürsorglicher und professioneller Klavierunterricht dermaßen nutzlos gewesen sein sollte. Bin ich wirklich so schlecht?"


@chiarina wie formuliert man das jetzt in eine behutsame Ich-Botschaft um? :-D

Das heißt, es gibt da keine behutsame Ich-Botschaft, denn der Sender hat ja ein massives Problem. Das hätte er mal besser vorher ansprechen sollen, der Arme. :-D

Liebe Grüße

chiarina
 
Zuletzt bearbeitet:
Erinnert mich an die Gewaltfreie Kommunikation von M.B.Rosenberg ;-) Lies du mal den Rosenberg, ich lese Gordon.
 
weiß ja nicht, ob das ebenso von vielen mißverstanden wird, aber wenn mir jemand "aktiv zuhört", fühle ich mich meist gehörig verarscht, weil nämlich diese Leute immer nicken und bestätigend "hmhm" oder "ja" sagen, bevor ich überhaupt einen Satz zu Ende bringen konnte, dem man irgendeine Botschaft hätte entnehmen können. In dem Moment weiß ich, daß der Gegenüber nicht zuhört.
 
weiß ja nicht, ob das ebenso von vielen mißverstanden wird, aber wenn mir jemand "aktiv zuhört", fühle ich mich meist gehörig verarscht, weil nämlich diese Leute immer nicken und bestätigend "hmhm" oder "ja" sagen, bevor ich überhaupt einen Satz zu Ende bringen konnte, dem man irgendeine Botschaft hätte entnehmen können.

Bei Leuten, die erfahrungsgemäß kaum einen Satz zu Ende bringen, dem man irgendeine Botschaft entnehmen könnte, pflege ich auch gern zu nicken, "hmhm" und "ja" zu sagen.
 

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