Klavierstudium oder Jurastudium

  • Ersteller des Themas SkrjabinLiebhaber
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Habe gerade die aktuelle Prüfungsordnung meiner alten Uni für Jura angeschaut, da hat sich einiges geändert.

Zu meiner Zeit waren zwar gewisse Leistungsnachweise verpflichtend, die 1. Juristische Staatsprüfung war dann nach 8 Semestern die erste ernstzunehmende Prüfung, auf die man in der universitären Ausbildung nicht vorbereitet wurde. Zwischenprüfungen gab es keine.
Dafür, dass man fit für die Prüfung war, war man selbst verantwortlich. Mit einem Monat Vorbereitung war da gar nichts zu machen.

Wer in die Prüfung nicht austreichend vorbereitet reingegangen ist, der hatte zudem ein Problem, weil man das Examen nur noch einmal wiederholen durfte.
Allein das hat mich schon zum kontinuierlichen Arbeiten motiviert, weil ich mir das Studium größtenteils durch Arbeiten während des Semesters selbst verdienen musste, war Versagen keine Option.


Ich auch, wenn auch nicht Klavier.

Manchmal ist es auch eine Frage, "wie" man übt, hast Du das mal mit Deinem Professor besprochen?

Ja, es hat sich tatsächlich einiges getan. Wir hatten noch die großen Scheine, keine Zwischenprüfung und es gab noch eine Hausarbeit im 1. Examen. Allerdings war ich einer der wenigen, der beide Examina ohne kommerzielles Repetitorium gemacht hat. Damit habe ich ordentlich Geld gespart…. Auf das erste Examen habe ich mich etwa 1,5 Jahre vorbereitet und als ich mich dann anmelden wollte, hatte ich einen Unfall… ich wurde nachts von einem Hund angegriffen, stürzte und brach mir den Ellenbogen. Ich meldete mich dann erst einige Monate später an, als ich schmerzfrei wieder fünfstündige Klausuren schreiben konnte. Nach dem Examen 4 Monate frei, dann direkt ins Referendariat und der Anwalt aus der Station bot mir dann die Bürogemeinschaft an. Das nahm ich natürlich an und da bin ich jetzt seit 16 Jahren. In der Zeit vor dem ersten Examen bis etwa ein Jahr nach dem Berufseinstieg spielte das Klavier nur eine untergeordnete Rolle bei mir. Natürlich habe ich gespielt aber es war nicht so ernsthaft. Das änderte sich dann als ich ab 2009 wieder Unterricht nahm bei einer fantastischen Dozentin der Hochschule Wuppertal und als es dann 2012 mit den ersten Wettbewerben losging. Jetzt kann ich beides machen und worauf ich doch auch etwas stolz bin ist, dass ich fast ausschließlich mit Profis zusammen musiziere, denen es völlig egal ist, ob ich einen Abschluss der Musikhochschule habe oder nicht….
 
Und es gibt ja durchaus Bedarf an Leuten, die schnell entscheiden, einfach mal machen und wenn nötig auch genügend selbstkritisch sind, die getroffene Entscheidung zu revidieren. Aber nicht als Jurist! Ein spontaner, unüberlegter Jurist, der einfach mal rumprobiert, ist ein absolutes No-go.

Wie hieß dieser sagenumwobene Jurist? Thomas Fischer, mein ich. Der zuvor vieles ausprobiert hat und dann eine steile Karriere als Jurist hingelegt hat?

@Kalivoda bist du auch Jurist?
Also ich bin es nicht, nur um das klarzustellen.

Also ich finde gerade bei Anwälten ein bisschen Lebenserfahrung gar nicht so verkehrt.
 
Ich weiß nicht welche Leute du kennst oder ob du dir mal Statistiken angeschaut hast. Wir sind aber mittlerweile im Jahr 2023 und es ist vollkommen normal, dass Leute Studiengänge wechseln, abbrechen oder neu anfangen. Es zeigt im Gegenteil Reife und Intelligenz, wenn ich merke, dass mir ein Studiengang nichts bringt und ich dann einen anderen mache. Einfach das Studium durchzuziehen um am Ende dann stolz zu behaupten, man habe einen Abschluss und man sei die Ausdauer in Person, halte ich für falsch.

Ein Leben - ein Beruf. Typisch deutsche Denke.
Lustig ist, wenn man dann die vielen Menschen kennenlernt, bei denen es dann ganz anders gelaufen ist.
Ich arbeite im Gesundheitswesen, nicht als Ärztin, und so so viele haben einen oder mehrere Laufbahnwechsel hingelegt.
Manche freiwillig und bewusst, andere unfreiwillig, weil die Gesundheit gesagt hat: bis hier und nicht weiter.
 
Es ist meiner Erfahrung nach kein riesiges Problem, wenn man ein Studium oder eine Ausbildung abbricht, dann etwas anderes macht und dieses zu Ende bringt. Aber es kann in bestimmten Bereichen tatsächlich von Nachteil sein und es ist doch gut, dass das angesprochen wird - dann kann man dieses Thema in den Entscheidungsprozess mit hineinnehmen und durchdenken.

Die Herausforderung dürfte sein, sich darüber klar zu werden, ob der aktuelle Durchhänger wirklich nur ein Durchhänger ist oder eine ernste Krise und ein Zeichen dafür, dass man vielleicht doch die Reißleine ziehen sollte. Das kann aber niemand von außen beurteilen.

Manche wachsen, wenn sie sich durchbeißen, andere bekommen davon einen Knacks. Ich schreibe das jetzt ganz ohne Wertung. Allerdings wird es im Leben immer mal Situationen geben, wo man sich durchbeißen muss, auch wenn es unangenehm ist.

Irgendwo habe ich gelesen, dass im Klavierstudium des TE keine Vorlesungen besucht werden. Den Grund dafür habe ich noch nicht verstanden. Wäre das nicht eine gute Möglichkeit, diese zu hören und mit dem Stoff zu arbeiten, zum einen, um dadurch vielleicht mehr Freude am Thema an sich zu bekommen und zum anderen, um zu sehen, wie einem die Denkarbeit liegt? Denn die gehört zur Juristerei nun mal dazu.
 
Was mir jetzt, erst jetzt auffällt bei dem vielen Spaß

Wie ist es mit Leidenschaft? Tiefe Verbindlichkeit bei dem, was man tut? Gründlichkeit, Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit. Wollen, dass es einfach gut wird.

Gibt es das bei Dir? das frage ich mich jetzt...
Ja, das gibt es. Wie kommst du auf die Idee, dass es das bei mir nicht geben sollte? Wie kann man an einer Sache Spaß haben, sie mögen und gleichzeitig ungenaue und ungründliche Ergebnisse akzeptieren?

Ich könnte das nicht, vielleicht kannst du das.

Nur weil ich diese Worte bis jetzt hier noch nicht benutzt habe, heißt es nicht, dass sie für mich nicht von Bedeutung wären.
 
Ich weiß nicht welche Leute du kennst oder ob du dir mal Statistiken angeschaut hast. Wir sind aber mittlerweile im Jahr 2023 und es ist vollkommen normal, dass Leute Studiengänge wechseln, abbrechen oder neu anfangen. Es zeigt im Gegenteil Reife und Intelligenz, wenn ich merke, dass mir ein Studiengang nichts bringt und ich dann einen anderen mache. Einfach das Studium durchzuziehen um am Ende dann stolz zu behaupten, man habe einen Abschluss und man sei die Ausdauer in Person, halte ich für falsch.
Also ich kenne mich recht gut und ich sehe mir regelmäßig Bewerbungen an, um dann zu entscheiden wer für eine Einstellung in Frage kommt.
Ein abgebrochenes Studium ist für mich auch in 2023 ein Minuspunkt. Deine Statistiken sind toll, aber das heißt für mich nur, dass es mehr Leute mit Minuspunkten gibt. Okay, ich bin ein ewig gestriger :trink068: . Aber mitunter entscheiden solche Leute über eine Einstellung.
Allerdings sind 2 Abschlüsse welche artfremd sind auch ein kleiner Minuspunkt.
Der Grund ist einfach, dass ein Anfangsverdacht da ist, dass der Bewerber wieder wechselt. Also wäre es aus meiner Sicht egal, ob du den Bachelor noch machst oder nicht.

Das klingt negativ, soll es aber in deinem Fall nicht! Ich kann deine Entscheidungen nachvollziehen und das verkleinert den Minuspunkt erheblich oder wandelt ihn sogar in einen Pluspunkt. Für mich klingt das nach Jura Studium und Klavier als Hobby.
 
Habe gerade die aktuelle Prüfungsordnung meiner alten Uni für Jura angeschaut, da hat sich einiges geändert.

Zu meiner Zeit waren zwar gewisse Leistungsnachweise verpflichtend, die 1. Juristische Staatsprüfung war dann nach 8 Semestern die erste ernstzunehmende Prüfung, auf die man in der universitären Ausbildung nicht vorbereitet wurde. Zwischenprüfungen gab es keine.
Dafür, dass man fit für die Prüfung war, war man selbst verantwortlich. Mit einem Monat Vorbereitung war da gar nichts zu machen.

Wer in die Prüfung nicht austreichend vorbereitet reingegangen ist, der hatte zudem ein Problem, weil man das Examen nur noch einmal wiederholen durfte.
Allein das hat mich schon zum kontinuierlichen Arbeiten motiviert, weil ich mir das Studium größtenteils durch Arbeiten während des Semesters selbst verdienen musste, war Versagen keine Option.


Ich auch, wenn auch nicht Klavier.

Manchmal ist es auch eine Frage, "wie" man übt, hast Du das mal mit Deinem Professor besprochen?
Ich weiß nicht, ob du mich nicht verstehen willst oder ob du meine Nachrichten nicht genau liest.

Ich habe davon gesprochen, dass am Anfang des Jurastudiums, vor allem im ersten und zweiten Semester, welche ich absolviert habe, nicht soviel Arbeit nötig war. Natürlich muss man sich für das erste Examen mehr als einen Monat vorbereiten... Ich habe von meinen Klausuren gesprochen, die ich geschrieben habe. Das ist ein Unterschied.

Also mein Professor sagt, dass ich Fortschritte mache. Vielleicht manchmal mehr oder weniger aber im Grunde genommen ist er zufrieden. Über das Thema haben wir auch gesprochen und ich befolge seine Anweisungen. Ich brauche eben diese Übezeit weil ich im Vergleich zu den anderen später angefangen habe und deswegen härter arbeiten muss.
 
Ich finde, es ist etwas anderes, ob man theoretisch liest, was in einem Studiengang oder einer Ausbildung Thema sein wird, und ob man es praktisch jeden Tag macht.
Ich habe großen Respekt vor der selbstkritischen Haltung vom TE, der im täglichen Doing das Gefühl hat, im Vergleich zu Kommilitonen nicht gut genug zu sein. Das kann man vorher nicht recherchieren und ist eine sehr bittere Erkenntnis, die hier mit großer Fassung vorgetragen wird.
Im Unterschied zu vielen anderen Studiengängen, ist beim Berufsziel Pianist eben die eigene Leistung im Vergleich zu anderen so entscheidend.

Ich erinnere mich nicht, dass sich in meinem Studiengang irgendjemand mit fundamentalen Selbstzweifeln rumschlagen musste, weil die Noten mal nicht so gut oder die anderen besser waren. Da ging es in vielen Klausuren gerade am Anfang nur ums Bestehen. Gute Jobs haben fast alle am Ende trotzdem gefunden.

Ich hoffe, lieber @SkrjabinLiebhaber die teilweise etwas harsche Diskussion hier hat dir trotzdem irgendwie weitergeholfen ...
Hallo Viva la musica,

Ich danke dir vielmals für diese Nachricht!! Man bekommt es hier anscheindend selten mit empathischen Leuten zu tun.

Ja, die Erkenntnis, dass man nicht gut genug ist, tut sehr weh. Man unterschätzt als bester Schüler einer Musikschule, dass es super viele andere talentierte Menschen gibt. Die Welt ist groß. Aber es bringt mir nichts, mich darüber selbst anzulügen.

Diese Diskussion hier, wenn sie auch mitunter etwas unangenehm war, hat mir schon weitergeholfen. Ein paar Dinge muss ich jetzt prüfen.

Vielen Dank nochmal!

LG
 
Ein Leben - ein Beruf. Typisch deutsche Denke.
Lustig ist, wenn man dann die vielen Menschen kennenlernt, bei denen es dann ganz anders gelaufen ist.
Ich arbeite im Gesundheitswesen, nicht als Ärztin, und so so viele haben einen oder mehrere Laufbahnwechsel hingelegt.
Manche freiwillig und bewusst, andere unfreiwillig, weil die Gesundheit gesagt hat: bis hier und nicht weiter.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo du das in der zitierten Nachricht rausliest. Ich habe lediglich geschrieben, dass es durchaus für Menschen Sinn ergeben kann und logisch ist, Studiengänge zu wechseln. Was hat das mit "ein Leben - ein Beruf" zu tun?

Das schließe ich doch damit gar nicht aus. Natürlich kann es sein, es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass ich nach einem Jurastudium beispielsweise in verschiedenen Branchen und Tätigkeitsfeldern tätig sein werde.
 
Es ist meiner Erfahrung nach kein riesiges Problem, wenn man ein Studium oder eine Ausbildung abbricht, dann etwas anderes macht und dieses zu Ende bringt. Aber es kann in bestimmten Bereichen tatsächlich von Nachteil sein und es ist doch gut, dass das angesprochen wird - dann kann man dieses Thema in den Entscheidungsprozess mit hineinnehmen und durchdenken.

Die Herausforderung dürfte sein, sich darüber klar zu werden, ob der aktuelle Durchhänger wirklich nur ein Durchhänger ist oder eine ernste Krise und ein Zeichen dafür, dass man vielleicht doch die Reißleine ziehen sollte. Das kann aber niemand von außen beurteilen.

Manche wachsen, wenn sie sich durchbeißen, andere bekommen davon einen Knacks. Ich schreibe das jetzt ganz ohne Wertung. Allerdings wird es im Leben immer mal Situationen geben, wo man sich durchbeißen muss, auch wenn es unangenehm ist.

Irgendwo habe ich gelesen, dass im Klavierstudium des TE keine Vorlesungen besucht werden. Den Grund dafür habe ich noch nicht verstanden. Wäre das nicht eine gute Möglichkeit, diese zu hören und mit dem Stoff zu arbeiten, zum einen, um dadurch vielleicht mehr Freude am Thema an sich zu bekommen und zum anderen, um zu sehen, wie einem die Denkarbeit liegt? Denn die gehört zur Juristerei nun mal dazu.
Danke für deine Nachricht und dein Einbringen in die Diskussion bis jetzt! Es ist immer interessant deine Gedanken zu lesen.

Tatsächlich denke ich nicht, dass es ein "Durchhänger" ist. Mir ist schon vor 2-3 Monaten bewusst geworden, dass das Klavierstudium keine berufliche vielversprechende Zukunft für mich bereithält. Somit überlege ich, etwas anderes zu studieren. Dass man sich bei schlechten Phasen durchbeißen sollte stimmt definitiv.

Also ich besuche die Vorlesungen nicht bzw. sehr selten. Die Vorlesungen sind aber teilweise wirklich uninteressant und auch stofflich oder thematisch haben sie fast nichts mit dem Klavier und meiner Literatur zu tun. Es geht zum Beispiel um Musik im Mittelalter, irgendwelche exotischen Instrumente und deren Spielweise etc. Meiner Meinung nach sehr trockenes Zeug. Zu Harmonielehre und Gehörbildung gehe ich aber immer und das sehr gerne. Das ist der einzige Kurs, der mir etwas bringt. Übrigens besuchen die meisten Klavierstudenten und Kommilitonen von mir auch keine Vorlesungen, da die Vorlesungen meist früh sind und da die Räume zum Üben frei sind.
 
Also ich kenne mich recht gut und ich sehe mir regelmäßig Bewerbungen an, um dann zu entscheiden wer für eine Einstellung in Frage kommt.
Ein abgebrochenes Studium ist für mich auch in 2023 ein Minuspunkt. Deine Statistiken sind toll, aber das heißt für mich nur, dass es mehr Leute mit Minuspunkten gibt. Okay, ich bin ein ewig gestriger :trink068: . Aber mitunter entscheiden solche Leute über eine Einstellung.
Allerdings sind 2 Abschlüsse welche artfremd sind auch ein kleiner Minuspunkt.
Der Grund ist einfach, dass ein Anfangsverdacht da ist, dass der Bewerber wieder wechselt. Also wäre es aus meiner Sicht egal, ob du den Bachelor noch machst oder nicht.

Das klingt negativ, soll es aber in deinem Fall nicht! Ich kann deine Entscheidungen nachvollziehen und das verkleinert den Minuspunkt erheblich oder wandelt ihn sogar in einen Pluspunkt. Für mich klingt das nach Jura Studium und Klavier als Hobby.
Ja, das mit der Aufnahme und Einstellung gegenüber Studienabbrechern oder Wechslern ist vermutlich so eine Sache und subjektiv. Jeder denkt vermutlich anders darüber.

Ich war auch früher skeptisch, wenn Leute schon 5 verschiedene Studiengänge durchprobiert haben und nicht wissen was sie wollen. So ist es ja bei mir nicht.

Aber danke für deine Nachricht!
 

Denk einfach daran, dass andere in deinem Alter mit dem Latthammer bei Nieselregen auf dem Dach stehen. Mir hat das seinerzeit geholfen, manche Kröte zu schlucken
Hä? Äh....

HÄ!? :008:
Als Dachdecker bin ich restlos verwirrt ob solcher Aussagen.

Bei Wind und Wetter sich draußen körperlich zu betätigen versus irgendwelchen, meist absolut überflüssigen Mist aus trockenen Büchern in langweiliger Umgebung zu pauken verbunden mit der Aussicht auf einen öden und langweiligen Arbeitsplatz in stickiger Luft mit den täglich gleichen Wänden und Fressen vor der Nase...

Was bitte ist hier die Kröte? :lol:

Mal ehrlich: Das Einzige, warum man sich die Jurakröte antut, sind doch die enormen Verdienstmöglichkeiten.

..sorry für das offtopic
 
Mal ehrlich: Das Einzige, warum man sich die Jurakröte antut, sind doch die enormen Verdienstmöglichkeiten.
Während meines Studiums hörte ich von zwei Jurastudenten unabhängig voneinander das Gleiche: Die Studentenschaft ist in zwei Gruppen gesteilt - die einen, die möglichst schnell die Prüfungen absolvieren und ins Berufsleben starten wollen, und die anderen, die an rechtsphilosophischen Fragen interessiert sind und den geistigen Kern ihres Fachs durchdringen wollen.
 
Bei Wind und Wetter sich draußen körperlich zu betätigen versus irgendwelchen, meist absolut überflüssigen Mist aus trockenen Büchern in langweiliger Umgebung zu pauken verbunden mit der Aussicht auf einen öden und langweiligen Arbeitsplatz in stickiger Luft mit den täglich gleichen Wänden und Fressen vor der Nase...

Was bitte ist hier die Kröte?
:kuscheln: :011: :super:
was für ein wunderbarer Beitrag, der sogar mich glatt zur Umschulung motivieren könnte!

Eine, die sich jeden Tag mit trockenem, theoretischen Mist umschlägt, daran aber sogar gewissen Spass findet....
 
Nun, Spaß liest sich zwar positiv, aber nicht sonderlich verbindlich.

Und ja, ich kenne schlaue Leute, die Spaß haben, aber keine Leidenschaft. Eine Art hohe praktische Intelligenz, aber irgendwie auch egal, was gemacht wird. Nimmste jemandem, der gut Schach spielt, sein Schachbrett weg, dann geht er halt in die Küche und bäckt ein wirklich leckeres Brot. Es gibt Leute, denen vieles auf hohem Niveau gelingt. Alles schon interessant und gut ausgeführt, aber nicht erfüllend.

Mir liegt es nicht am Wort Spaß, aber ich bin kurz davor, Deine Postings nach Leidenschaft - Passion durchzuscannen. (Du schreibst ja ganz lesbare lange Texte :-) , während ich das von den Textteppichen mancher User hierzuforum nicht behaupten möchte).

****
Ganz unabhängig davon:
Lesetipp aus der Zeitschriftenauslage in der Hochschule: Spiegel START 1/2023.

Dort geht es genau um Studienabbruch und -wechsel aus emotionalen Situationen wie bei Dir. Der Artikel bringt überraschend was Neues, was in den üblichen Studienabbruchstrostartikeln nicht steht (ich lese regelmäßig die kostenlosen Studizeitschriften)

Vielleicht hast Du das aber auch schon gelesen. Der Spiegel für die Hochschulen ist ja immer recht gut.
 
Boah, also irgendwie... . Ich finde es schon etwas befremdlich, wie sich hier manche aufspielen. Aber gut!

Ein paar Gedanken von mir. Zu meinem Werdegang: Ich habe zunächst Physik studiert, parallel zum Abschluss meines Physik-Masters angefangen Klavier zu studieren und promoviere zur Zeit noch, während ich parallel Klavier im Master studiere. Außerdem kenne ich doch sehr viele Leute, welche parallel zu einem Instrument etwas anderes studiert haben, oder dies noch immer tun.

1.) Zur Machbarkeit eines Doppelstudiums:

Ein komplett paralleles Doppelstudium ist wirklich hart. Damit meine ich, dass beide Studiengänge parallel begonnen, leidenschaftlich betrieben und parallel zu Ende gebracht wurden. Hier kenne ich drei Leute, die dies so betrieben haben (Mathematik + Klavier, Germanistik + Klavier, Medizin + Klavier). Alle drei gehörten in beiden Studiengängen mit zu den Besten, obwohl sie die Musik auf die oberste Priorität gesetzt haben (und auch hier wirklich zum Teil überragende Leistungen erbracht haben). Es ist also möglich! Ich selbst habe ja beides etwas versetzt studiert, und außer mir kenne ich noch mindestens sieben weitere Leute, die das so gemacht haben (alles Pianisten + verschiedenste Natur-/ und Geisteswissenschaften, BWL, einer sogar Jura, mal zuerst Musik, mal zuerst das andere). Das ist wesentlich einfacher zu machen, weil man sich dann schon in einem der beiden Fachgebiete gut kennengelernt hat, weiß wie man mit sich umgehen kann und auch weiß, wie man seine Zeit da am besten einteilt. Das kann ich wirklich sehr empfehlen: Mir, und allen die ich kenne, hat das viel Zufriedenheit gebracht und für alle war es, auch wenn es anstrengend ist, im Grunde gut machbar.

Meine Empfehlung an dich wäre also: Wenn es von den Formalia möglich ist, mach doch am besten den Klavier-Bachelor fertig und studiere entweder parallel zum Ende des Bachelors oder nach dem Bachelor Jura. Ersteres wäre vielleicht sogar besser, weil du dann mal risikoarm austesten kannst, ob nicht auch beides parallel geht.

2.) Zum Alter und zum "Jugendwahn":

Ich habe mir früher auch immer Sorgen gemacht, dass ich für manches zu alt sein könnte. Nun bin ich 28 und kann sagen: Das ist totaler Quatsch. Gute Dinge brauchen einfach Zeit, und mein Klavierprofessor sagte mal:
Man kann nie lang genug Klavier studieren
Viele meiner Freunde studierten wirklich sehr, sehr lange Musik. Ein guter Freund von mir studierte beispielsweise 7 verschiedene Musik-Studiengänge. Nun ist er über 30, studiert noch immer und hat nun mehrere größere internationale Wettbewerbe gewonnen. Lange Rede, kurzer Sinn: Du bist erst 20, wie es in der Musik bei dir weitergeht entscheidet sich weniger daran, ob du nun 6h oder 4h täglich übst, sondern ganz langsam und stetig in den nächsten 10 - 15 Jahren. Eine relativ bekannte Klavierprofessorin sagte mir beispielsweise mal:
Ich hatte immer die Sorge, dass ich zu spät dran war. Und am Ende habe ich eigentlich das meiste zwischen meinem 30. und 40. Lebensjahr gelernt.
Lange Rede kurzer Sinn: Du bist wirklich noch sehr jung, und dir steht noch immer das allermeiste offen. Und das würde dir auch offen stehen, wenn du erst in 3 Jahren mit dem Jurastudium beginnst (solang du es finanzieren kannst).

3.) Zum Unterrichten, zu den trockenen Vorlesungen, ...:

Nach meiner Erfahrung ist es eigentlich eher so, dass alles spannend wird, wenn man etwas aus den richtigen Winkeln betrachtet. Ok, ich fand
Musik im Mittelalter, irgendwelche exotischen Instrumente und deren Spielweise etc.
immer sehr spannend, wobei ich dafür auch nicht in die sehr trockenen Vorlesungen gegangen bin, sondern mir das selbst beigebracht habe. Beispielsweise zur trockenen Musik im Mittelalter: Ist es nicht im Grunde spannend, dass so Dinge wie Rhythmik, Notation, Tonhöhen, ... alle erst von klugen Köpfen entwickelt werden mussten und mal hochmoderne Errungenschaften darstellten, wie das Internet, das Rad oder Atonalität? Auch mit dem Unterrichten ist es so: Hier kann man sehr viel spannendes entdecken, und vor allem auch lernen, dass man es oft selbst in der Hand hat, wie "begabt" die Schüler am Ende sind. Unterrichtet man gut, macht es ihnen Spaß und bringt ihnen was für ihr gesamtes Leben. Je älter ich werde, desto sinnvoller finde ich unterrichten, da man hier (im Gegensatz zu Wettbewerben, Konzerten, ...) wirklich ganz direkt das Leben eines Menschen verbessern kann. Das habe ich früher auch nicht ganz so gesehen. Aber ich würde an deiner Stelle nicht ausschließen, dass dir unterrichten nicht doch mal sehr viel Spaß machen und Sinn geben könnte.
 
Aber ich würde an deiner Stelle nicht ausschließen, dass dir unterrichten nicht doch mal sehr viel Spaß machen und Sinn geben könnte.
Ich habe während der Studienzeit auch Nachhilfe gegeben. Es macht schon einen großen Unterschied, WEN man unterrichtet. Bei Studenten im ersten Jahr ist Interesse und Begabung vorhanden. Da geht etwas weiter, das macht auch Freude. Schüler, die man vor dem Durchfallen retten muss, haben manchmal eine gewisse Motivation, aber aus einer Notlage heraus. Ist manchmal gut, manchmal nur mühsam.
Und in der Schule vor einer Klasse desinteressierter Schüler zu stehen, wäre nichts für mich. Und ja, bei einigen Schülern kann man mit gutem Unterricht schon Interesse wecken, aber sicher nicht bei der ganzen Klasse.
 
Allerdings sind 2 Abschlüsse welche artfremd sind auch ein kleiner Minuspunkt.
Das finde ich ist längst überholt. Der Beruf in dem man strikt einer Spezialisierung folgt existiert in weiten Bereichen nicht mehr. In Ländern wie den USA ist es noch viel verbreiteter vorher was anders studiert zu haben. Dort findet man gerade an der Med School viele Ingenieure, BWLer, etc. Ich hatte eine Professorin die meinte für sie ist das total ungewöhnlich nur „reine Mediziner“ vor sich zu haben. Meistens sind vielseitig ausgebildete Menschen weniger starr im Denken, blicken über den Tellerrand leichter hinaus, können interdisziplinär arbeiten. Letzteres wird zunehmend ein Muss und stellt für viele gerade deshalb einen Vorteil dar im Bewerbungsverfahren. Es gibt Bereiche da sind nur Ärzte, nur BWLer, nur Ingenieure streng genommen nicht ausreichend qualifiziert. Mehrere Ausbildungen (tiefgründig und nicht nur als Begleitkurs mal oberflächlich abgerissen) sind teuer und erfordern einen langen Atem und eine gewisse Form von Idealismus.

Man kann in jedem Lebenslauf positives und negatives sehen. Das ist dann das Problem des Personlisten und unterscheidet Gute von Schlechten. Manche treffen am Papier die idealsten Entscheidungen und haben das schlechteste Team.
 

Lern mal im ersten Semester 4 x 1151 unterschiedliche Formen unregelmäßiger altgriechischer Verben ("bis Weihnachten, selbstverständlich") und du wirst dein Fragezeichen streichen.

Diejenigen meiner Konsemester, die danach ausgestiegen sind, haben sich vermutlich gefragt "Warum hebbe mir etz die Krott g'fresse"?
 
In Ländern wie den USA ist es noch viel verbreiteter vorher was anders studiert zu haben.
Dort findet man gerade an der Med School viele Ingenieure, BWLer, etc. Ich hatte eine Professorin die meinte für sie ist das total ungewöhnlich nur „reine Mediziner“ vor sich zu haben. Meistens sind vielseitig ausgebildete Menschen weniger starr im Denken, blicken über den Tellerrand leichter hinaus, können interdisziplinär arbeiten
Da haben es die Patienten dort sicherlich besser, als hierzulande, wo ich bei den meisten Medizinern den Eindruck habe, dass sie noch nicht mal über den Rand ihres "Fachgebiets-Tellers" schauen (können (oder wollen?)).

Was mich interessiert: ein Studium in den USA kostet ja schon ne ziemliche Stange Held, wie finanzieren die sich denn das Zweitstudium?
 

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