Klavierspielen mit 70

Ich habe mir einmal "spaßeshalber" den Cortot - Grundbegriffe der Klaviertechnik downgeloaded und ein bisschen herumgestöbert. Tut mir leid, aber dafür habe ich keine Zeit mehr, leider. Im übrigen weiß ich nicht, was Du gegen Czerny hast. Seine Passagenübungen op. 261 sind doch eine schöne Sache und klingen sogar gut. Was den Rotwein anbetrifft, kenne ich mich erheblich besser aus als auf dem Klavier.

Bitte vergiss nicht, dass ältere Menschen ganz andere Probleme haben als die richtige Trainingsmethode auszuwählen und sich mit philosophischen Auseinandersetzungen darüber abzuquälen. Probleme mit der Konzentration, des Überblicks und Erfassens der Noten und der Koordination der Finger, des Gedächtnisses usw. Was hilft denn da?
 
Bitte vergiss nicht, dass ältere Menschen ganz andere Probleme haben als die richtige Trainingsmethode auszuwählen und sich mit philosophischen Auseinandersetzungen darüber abzuquälen. Probleme mit der Konzentration, des Überblicks und Erfassens der Noten und der Koordination der Finger, des Gedächtnisses usw. Was hilft denn da?
bezogen auf das Klavierspiel:
- durchaus einige der Cortot-Übungen, jedenfalls die zur Koordination und Orientierung
- unermüdlich alle (erweiterten) Kadenzen in allen Tonarten
- sofern du Tonleitern sicher beherrschst, spiel sie auch mit Busonis Fingersätzen (das testet die Orientierung und Koordination), die finden sich in Busonis Skalenübungen
- einfache Sachen (Bach Praeludium I, Chopin Mazurka C-dur, Regentropfenprelude, Mozart "sonata facile" mittlerer Satz) in allen Tonarten spielen (z.B. jeden Tag vier Tonarten, am besten chromatisch vorgehen, nicht nach dem Quintenzirkel; z.B. montags Des-, D-, Es- & E-Dur, dienstags H-, B-, A-, As-Dur)
 
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Mit 70 muss man halt doppelt oder dreifach soviel Zeit aufwenden wie ein Kind.

Das stimmt. Aber man hat ja auch doppelt und dreifach so viel Zeit, Geduld, Disziplin und Beharrlichkeit als das Durchschnittskind. :zunge: Aufgrund langer Lebens- und Lernerfahrung verfügt man auch über bessere Lernstrategien und eine höhere Frustrationstoleranz als junge Menschen. "Ein paar Jahre" sind für ein Kind/einen Jugendlichen eine EWIGKEIT, je älter man wird, desto schneller verfliegt die Zeit und man weiß sie viel besser zu nutzen. Wenn man einem Kind sagt: "In zwei, drei Jahren", bedeutet es für das Kind so gut wie "nie", als älterer Mensch wird man fast schon ein bisschen hektisch, weil man die Erfahrung gemacht hat, wie schnell so ein Zeitraum verfliegt.

Aber, mein manchmal verzweifeltes Üben und nicht Gelingenwollen, machen mir das Leben schwer. [...] Ist jemand von Euch in ähnlichem Alter und hat auch diese Probleme?

Ich betrachte das nicht als Problem. Mein Hobby ist eigentlich "Klavierüben", weniger "Klavierspielen". Wenn etwas nicht gelingen will, dann tüftelt man halt so lange daran herum, bis es gelingt. Manchmal probiert man einige Methoden hintereinander aus, irgendeine funktioniert dann. Ich finde das sehr faszinierend.

(Bin allerdings ein paar Jährchen jünger als Du)

Bitte vergiss nicht, dass ältere Menschen ganz andere Probleme haben als die richtige Trainingsmethode auszuwählen und sich mit philosophischen Auseinandersetzungen darüber abzuquälen. Probleme mit der Konzentration, des Überblicks und Erfassens der Noten und der Koordination der Finger, des Gedächtnisses usw. Was hilft denn da?

Die Auswahl der passenden "Trainingsmethode" kann für genau diese Zielstellung von essenzieller Wichtigkeit sein. :super: Wenn man über ein möglichst breit gefächertes Methodenarsenal verfügt, ist für jede spezifische Schwierigkeit etwas dabei.
 
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Hallo Barratt,
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Wenn ich von "Verzweiflung" wegen mangelndem Übungserfolg spreche, so bedeutet dies nicht, dass ich kurz vor dem Aufgeben bin. Mein Bruder ist professioneller Musiker und ist auch manchmal verzweifelt, wenn eine Passage einfach nicht sitzen will. Ein guter Klavierlehrer muss auch ein guter Psychologe sein und den seelischen Zustand seines Schülers begleiten und immer wieder Mut machen. Gott sei Dank, habe ich so einen Lehrer, kein Technikfreak sondern stets bemüht, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten weiter zu bringen und mir Übungsstücke vorschlägt, welche die von ihm beobachteten Schwächen abmildern sollen. Noch ein Wort zu den "Trainingsmethoden": Ich bleibe beim Hanon, Czerny und Burgmüller, weil es mir ganz persönlich etwas bringt. Übrigens das Zitat von Aristoteles, in seiner Einfachheit und Weisheit, sagt alles aus.
 
Hallo Beaufort,
bin zwar noch keine 70 sondern erst 67 und spiele jetzt seit knapp 6 Jahren Klavier (hatte als Kind 2 Jahre schlechten Unterricht). Ich denke wir älteren Klavierspieler brauchen länger um uns ein neues Stück zu erarbeiten, haben dafür auch mehr Zeit zur Verfügung.

Ich spiele mich in der Regel mit einfachen Stücken oder Fingerübungen warm, danach übe ich etwas Schwierigeres aus meinem Repertoire und so nach 10-15 Minuten übe ich mein neues Stück. Für mich persönlich habe ich festgestellt, dass mehrere Übungseinheiten besser sind als am Stück 2 Stunden zu üben. Außerdem spiele ich kurz vor dem Schlafengehen meine neuen Stücke nochmals, ich denke, so gehen sie besser ins Gedächtnis. Außerdem habe ich festgestellt, dass es hilfreich ist mehrmals am Tag die Melodie zu summen oder ich lerne auch beim Gassi gehen Texte oder summe das neue Stück vor mich hin.

Ich wünsche Dir viel Freude beim Klavierspielen!
 
Hallo Boogieoma,
ich kann dem nur zustimmen. Ich übe ebenfalls in Etappen und beginne mit Fingerübungen - Pause - meine drei Übungsstücke erster Durchgang - Pause - Übungsstücke zweiter Durchgang - am Nachmittag noch einmal das Gleiche, macht zusammen ca. 3 Stunden. Zwischendurch vielleicht noch Aufpolieren und Verfeinern (da fehlt noch sehr viel) Mozart KV 545 die ganze Sonate. Es macht mir eine sehr große Freude, den Fortschritt zu hören und zu spüren.
Alle Stücke sind "mentalisiert", aber der Tipp mit dem Summen ist gut. Das werde ich einmal ausprobieren.
Ich wünsche Dir ebenfalls weiterhin viel Freude beim Klavierspielen
 
Hallo
Ich habe erst als ich 59 war mit dem Klavierspielen begonnen und Unterricht genommen.
Mit 60 habe ich mir ein Klavier gekauft, vorher hatte ich ein Keyboard.
Am Schönsten finde ich es neue Stücke einzuüben.
Allerdings nur einfache Sachen z. B. Rondo G-Dur von Clementi,
oder den 2. Satz der Sonantine Op.55 Nr.1von Kuhlau.
Ich will keine Konzertpianistin werden, aber der Fortschritt wieder etwas dazugelernt zu haben verleiht mir Flügel.
Meine Nachbarin hatte damals mit 50 Jahren begonnen Klavier zu lernen.
Ihr Lehrer quälte sie 1 Jahr lang immer mit den Hanon-Übungen.
Mit dem Erfolg, dass das wunderschöne Klavier nur noch als Dekoration im Keller steht.
Meine Übungseinheiten teile ich auch auf.
Morgens, mitags und abends jeweils 1 Stunde. Zwischendurch erfrische ich mich mit Sport oder einem Spaziergang. Das ist für mich sehr wichtig .
Ich habe heute auch damit begonnen die "Lesson- Funktion" in meinem Digital-Piano auszuprobieren.
Find ich ganz praktisch weil damit kann ich die Stellen an denen ich zu laut,schnell,langsam usw. bin ,selbst korrigieren.
Musikalische Grüsse !!!
 

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