Die Sache mit Bearbeitungen ist folgendermaßen:
Will man etwas für Einsteiger vereinfachen, so muß man a) Ahnung und b) Geschmack haben, um die Vereinfachungen so vorzunehmen, daß a) das Wesentliche des Stücks erhalten bleibt, b) nicht lediglich aus Spielbarkeitsgründen unzulässige Vereinfachungen oder Abwandlungen stattfinden und c) das Ganze gut spielbar bleibt, möglichst auch ohne daß eigentlich langwierige Unterweisung eines Lehrers erforderlich wäre.
Bei Heumann und Konsorten ist das Problem: Die wissen, was für Wald-und-Wiesen-Einsteiger mit keinem oder schlechtem Klavierunterricht schwierig ist, also schreiben sie die Arrangements so, daß primär genau diese Schwierigkeiten umgangen werden. Beispiele: Sprünge; komplizierte Fingersätze; komplexere Pedalabläufe; viele Vorzeichen in den Noten etc.
Dabei gehen sie allzu oft unzulässige Kompromisse ein; z.B. werden Akkordklänge so reduziert, daß der Sinn der Akkordfolge entstellt wird (Paradebeispiel: Statt eines Akkordes, der im Bass den Grundton hat, steht in der Bearbeitung rein aus "Griff-Bequemlichkeits-Gründen" ein Quartsextakkord, also einer, bei dem die Quinte unten ist, was einen völlig anderen Klang und auch völlig anderen harmonischen Sinn ergibt *schauder*).
Oder Rhythmen, die den typischen "Groove" des Stücks ausmachen, werden rein aus Lesbarkeitsgründen "geradegerückt" oder vereinfacht (obwohl sie, wenn sie im Unterricht vor- und nachgemacht würden, prima spielbar wären).
Oder chromatische Töne, die das Charakteristikum einer Melodie oder Akkordfolge sind, werden weggelassen, weil das "zu blöd zu lesen ist".
Oder Begleitfiguren werden in einen engen Bereich in der Baritonlage zusammengequetscht, wo sie total muffelig klingen, "weil so weite Intervalle einem Anfänger nicht zumutbar sind".
Oder Abläufe werden so zusammengekürzt, daß man über das Ergebnis nur lachen kann. Usw.
Wenn Bearbeiter zum Teil brauchbare Bearbeitungen schreiben, zum (meist größeren) Teil aber schlechte, dann kann das folgende Gründe haben:
- Bei den gelungenen hatte er einfach nur Glück, daß das Stück gut in sein Prokrustesbett paßte und trotzdem nicht allzu doof klingt.
- Er hat an sich sehr wohl Ahnung und Geschmack, aber aus irgendeinem Grund hat er sich dafür entschieden, dies bei den nicht gelungenen Bearbeitungen beiseite zu lassen. Mir fallen dann als mögliche Gründe eigentlich nur Faulheit ein oder das fälschliche Denken, es sei zweckmäßig, aus "Hand-Bequemlichkeitsgründen" auch mal was suboptimal klingen zu lassen. Übrigens kenne ich einen, der Pianobücher im Jazzbereich rausgebracht hat; den fragte ich, warum er denn die Aufnahmen auf der Heft-CD nur auf einem Digi gemacht hat und nicht auf einem vernünftigen Instrument. Antwort: "Äh, ja, äh, da war keine Zeit mehr, das mußte schnell fertig werden." Traurig!
- Er hat keine Ahnung und keinen Geschmack.
LG,
Hasenbein