Wenn Du als Senior einsteigst, musst Du mehr bezahlen als ein Studienanfänger in jungen Jahren.
Und das ist auch gut so! Das Thema wird hier aufgebauscht.
Dem Senior (öfter noch: der Seniorin) liegt daran, nach Abschluss des aktiven Erwerbsleben den Horizont noch in Richtungen zu erweitern, die ihr (seltener: ihm) in der Jugend dieser Generation aus pragmatischen Gründen verschlossen blieben. Diese Leute sind topzufrieden, wenn sie in der allerhintersten Ecke dem "Seminar mit Vorlesungscharakter" zum Thema
Einführung in die Metaphysik von XY oder der Vorlesung
Grundsätze der englischen Außenwirtschaftspolitik zu Zeiten der Tudor-Dynastie* beiwohnen dürfen. Gerade solche "informierenden" Lehrveranstaltungen geisteswissenschaftlicher Fächer werden gern gebucht, und gerade diese Fächer sind es auch, wo es niemandem wehtut, ob da noch ein paar Silberlocken lauschen. Die hocken doch nicht in "Stil II" bei den Altphilologen oder "Statistik I" bei den Politologen, wo sie dem Dozenten sinnlos Arbeit machen!
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Ich habe aber auch nicht den Eindruck, dass der Eröffner dieses Fadens das von mir beschriebene Selektionsprinzip an sich in Frage stellt. Sein Problem ist vielmehr, dass er offensichtlich noch keinen Kontakt zu den Spezialisten für das Unterrichten für Erwachsene gefunden hat, die es in der Branche sehr wohl gibt.
Schüler im Erwachsenenalter sind idealerweise besser geübt in der Praxis, sich gut organisieren zu müssen - und sie bringen eine beachtliche Lebenserfahrung aus anderen Bereichen mit. Wer sich da für Unterricht entscheidet, tut dies in der Regel aus freien Stücken und mit überdurchschnittlicher Motivation.
(Hervorhebung von mir)
Eben. Genau das ist das Thema. Die denkbaren Facetten von Umverteilungspolitik bringen
@beo keinen halben Schritt voran.
Viele Insider behaupten, dass nicht wenige Klavierlehrende aus unterschiedlichen Gründen gerne "interessierte Erwachsene mit Vorkenntnissen" unterrichten. Diese Gruppe und die Gruppe "toptalentierte/topmotivierte Jugendliche mit exzellenter Grundausbildung" werden in der Regel gern bedient. Ist doch auch nachvollziehbar.
Wenn
@beo leider nicht zum Zug kam, sind die Betreffenden vielleicht ausgebucht (trotzdem komisch, dass so gar kein Feedback kam). Oder es
könnte sein - das ist aber wirklich eine nur Unterstellung und muss absolut nicht zutreffen !!! - dass die angeschriebenen Lehrkräfte aus Bequemlichkeit lieber mit unkritischen Kunden auf schlichtem Niveau zusammenarbeiten, also Kindern. Besonders diejenigen Kinder, deren Motivation sich auf die mehr oder weniger willfährige Umsetzung des elterlichen Willens reduziert, sind bei engagierten Lehrenden aller Branchen in etwa so beliebt wie der Norovirus. Gleichzeitig ist es aber auch bequemer, über Wochen an dem gleichen Menuettchen herumzuüben und nur immer wieder "Fis!" zu rufen, als toptalentierte/topmotivierte Jugendliche auf Wettbewerbe oder die Aufnahmeprüfung an der MuHo vorzubereiten oder "machbare" Literatur für Erwachsene (unter spezieller Berücksichtigung von deren Vorlieben, Abneigungen, evt. besonderen Stärken/Schwächen o.ä.) herauszusuchen.
Ich habe seinerzeit, wie eingangs erwähnt, eine (von
@Stilblüte eher nicht erwünschte) "musikalische Biographie" bei meiner "Bewerbung" geschickt. Ich habe das wirklich als eine "Bewerbung" aufgefasst! Die Lehrerin wusste also genau, wo ich stehe, wohin ich will, was meine Möglichkeiten sind, welches Instrument ich habe ETC. Das war, glaube ich, Anfang April. Es hat zunächst einige Zeit gedauert. Bis Ende April hatte ich die Antwort samt Vorschlag einer Probestunde. Bei der Probestunde kam man gut miteinander klar, beide Seiten konnten sich die Zusammenarbeit gut vorstellen, Unterrichtskapazitäten für "Neukunden" aber - wurde auch klipp und klar gesagt - seien erst nach den Examina von zwei Studierenden gegeben, also irgendwann ab Ende August oder so.
Ich hatte vor, eine bestimmte Mozartsonate zu spielen, bekam in der Probestunde die Hinweise, wie ich sie bis dahin erarbeiten sollte, und hatte in der Tat das Gefühl, dass vom Ergebnis irgendwas abhängen könnte. Dementsprechend ackerte ich an dieser Sonate.
Das "Bewerbungsgefühl" hielt also an. Ob ich mir das nur eingebildet habe, möchte ich nicht ausschließen.
Ich habe dieses Gefühl übrigens bis heute, aber ich bin ohne weiteres bereit, dies als reine Kopfsache meinerseits einzuordnen. Erziehung, Charakter, Vorbilder etc. Man kann halt nicht raus aus seiner Haut.
* Wer Thatcher oder aktuell den Brexit verstehen möchte, kommt um die Politik der Tudors sowieso nicht herum, aber egal, muss niemanden interessieren, dient nur so was Läppischem wie dem Begreifen.