Man hat sich anders als die Japaner auf Erfolgen von über hundert Jahren Klavierbau ausgeruht und der Ausverkauf nach Asien ist eben die Quittung. Wenn wir Glück haben, überleben ein Hersteller oder zwei.
Da hast du völlig recht, doch gegenwärtig haben die ihre Käufer mit billig billig gelockt und geködert, das lässt sich nicht verwischen.
Letztlich muss ich Dir schon sagen, ja deutschland wir schaffens uns abzuschaffen lies mal hier:
"Herausgekommen ist ein Produkt, das nicht bloß eine technische Spielerei sein soll, sondern
dem vom Wettbewerb gebeutelten Traditionshaus den Weg in ein komplett neues Geschäftsfeld
ebnet. Die im Korpus verbaute Elektronik ist nur ein Baustein dieses Systems. Fast noch
wichtiger ist die Bibliothek an Stücken, die auf dem mitgelieferten iPad liegt und via Bluetooth
auf dem Flügel abgespielt wird. 1700 Titel sind verfügbar, und das Unternehmen nutzt sein
Netzwerk der „Steinway Artists“, um das Angebot fortlaufend zu vergrößern.
Von Lang Lang über Olga Kern bis hin zu Jacob Karlzon: All diese Pianisten haben Stücke
eingespielt und dazu beigetragen, dass die Roboter-Flügel, die der Kunde auch weiter selbst
spielen kann, schon fast 500 Mal verkauft wurden. Trotz des stolzen Preises von mindestens
100 000 Euro je Stück sei die Nachfrage deutlich höher als erwartet, sagt Husmann.
Die Aufnahmen macht Steinway in New York, Hamburg, London, Schanghai und Tokio. Dort
stehen speziell präparierte Konzertflügel, die jede noch so kleine Bewegung der Tasten und der
Pedale in hochauflösenden Dateien speichern. Die Elektronik zum Abspielen kommt aus
Amerika, eingesetzt wird sie im Werk im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld. In den nach Holz
duftenden Produktionshallen setzen Mitarbeiter rund 1200 Konzertflügel im Jahr zusammen,
und etwa ein Fünftel der Produktion entfällt schon heute auf Flügel, die mit dem Spirio-System
ausgestattet sind. In puncto Qualität müssten die neuen Produkte mindestens genauso gut
sein wie die alten, sagt Thorsten Dehning, der seit drei Jahrzehnten für Steinway arbeitet und
die Elektronik in den Korpus montiert. „Wer so viel Geld für einen Flügel ausgibt, der erwartet
Perfektion“, sagt der 52 Jahre alte Tischler. „Das gilt für Spirio-Flügel genauso wie für die
klassischen Instrumente.“
Für Steinway & Sons, das 1853 von deutschen Auswanderern in New York gegründet wurde
und heute in Amerika und Deutschland produziert, soll Spirio ein Befreiungsschlag sein. Denn
die Verkaufszahlen sind schon lange unter Druck. Binnen zehn Jahren ist die Zahl der
abgesetzten Flügel von 4000 auf etwa 2500 gesunken. In Amerika, dem mit Abstand
wichtigsten Markt, hat sich das Geschäft von den Einbrüchen nach der Finanzkrise bis heute
nicht erholt. Auch in Europa herrscht Flaute – nicht zuletzt, weil Musikschulen und
Konzerthäuser wegen der klammen öffentlichen Kassen weniger teure Instrumente anschaffen.
In China dagegen hat Steinway den Absatz zuletzt um ein Viertel gesteigert.
Die Volksrepublik
steckt viel Geld in die musikalische Erziehung ihrer Kinder. Zudem wird die wohlhabende
Mittelschicht immer größer, was das Land als Markt für Spirio interessant macht. „Es gibt viele
wohlhabende Chinesen, die sich so einen Flügel gerne ins Wohnzimmer stellen“, sagt
Husmann, 66 Jahre alt. „Auch in anderen Teilen Asiens ist das Interesse an dem System groß.“
In den angestammten Märkten Europa und Amerika hat Steinway ebenfalls schon etliche
Spirio-Flügel unter das Volk gebracht.
In Zukunft soll das Potential noch wachsen. Denn Steinway will bald eine Neuerung
nachschieben, die die Einsatzmöglichkeiten weiter vergrößert. Können Spirio-Flügel heute nur
Dateien wiedergeben, sollen sie innerhalb von zwei Jahren auch in der Lage sein, das eigene
Klavierspiel aufzuzeichnen. Mit dem Ausbau des High-Speed-Internets werden dadurch
Anwendungen möglich, von denen man heute nur träumen kann.
Durch
Übertragung der Daten in Echtzeit könnten Klavierlehrer ihre Schüler auf der anderen
Seite des Globus unterrichten. Profi-Pianisten könnten ihre Übungen aufnehmen und die eigene
Technik besser analysieren und verfeinern. Grundsätzlich würde der Zugang zum Klavierspiel
erleichtert, und genau darum müsse es einem Hersteller wie Steinway gehen, ist Husmann
überzeugt. „
Wir konkurrieren heute mit Computern und Smartphones um die knappe Freizeit
der jungen Leute“, sagt er. „Dadurch wird es immer unattraktiver, ein Instrument zu lernen.
Darauf müssen wir reagieren, sonst wird unser Markt auf lange Sicht immer kleiner werden.“