Filz und Kunststoff.. to tell a sad story... sad & looong..
Zu Diskussionskultur und "-kultur"..
"Ist ja ganz nett hier - aber waren Sie schon mal am Bodensee?" Komme gerade von dort heim. Habe unterwegs eine sehr interessante Geschichte gelesen. (Die Nichtmöger amerikanischer Klavierhersteller bitte ganz schnell wegschauen, es kommt nun gleich wieder der Auslöser-Name ihrer Alpträume..)..letzte Chance wegzugucken..
Also bei einem namhaften Hersteller war man immer bestrebt, zu forschen und die Produkte zu verbessern.
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NB Sie wurden einmal dabei erwischt, wie sie die Produkte verschlechterten. Aber das können erstens nur Leute wissen, würdigen und bewerten, die die Klaviere dieses Herstellers vor 1884 auch kennen, und ein Vertreter dieses Herstellers, der über das Argumentationsverhalten unseres w1semans verfügt, würde das auch andersherum begründen, argumentativ abwehren wollen usw. usf. Aber das ist eine andere Geschichte, die heißt „Rim“. Ich bin nachgerade froh, dass die das änderten - es verringert die Zahl der NOCH besser klingenden Klaviere (=ohne Rim..) doch zu meinen Gunsten. Hier sei auch ich mal w1ser als der w1se Hersteller.
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Im Zuge der Versuche, das Produkt zu verbessern, wurden produktiv sehr aufwendige Filzplättchen in der Klaviaturmechanik gegen diesen neuen Raumfahrt-Wunderwerkstoff Teflon ausgetauscht - im oberen Werk von Queens, nicht in der Rikers-Fabrik unten am Hafen, sondern in der Ditmars Factory eine Meile weiter oben auf dem Hügel. Seit 1956. Diese Plättchen und Unterlegscheiben (man stelle sich eine Maccaroni vor dem Kochen vor, von der man Scheibchen abschneidet) sparten jede Menge Montageschritte, da man nicht mehr aus einem Filzstreifen ein kleines Loch für Stifte ausstanzen musste, dann mit einem großen Stanzschnitt eine Art Unterlegscheibe ausstanzen, sondern die Scheibchen schlicht einbaufertig von Amerikas namhaftestem Chemmie- und Kundststoffkonzern bezog.
Es dauerte so ca. zweidrei Jahre, dass es in den USA den von Botho Strauß so plastisch benannten „Anschwellenden Bocksgesang“ gab. Dass in bestimmten Situationen die sensitiveren Kunden sich bei ihren Klavierstimmern zu beschweren begannen, die Mechaniken würden neuerdings so komische Geräusche machen, ein Klackern sei bei manchen Tasten hinzugekommen..
Nun kann ja nach Logik der w1sen Männer nicht sein, was nicht sein darf. Denn wozu forscht man und wird weise in den Jahrzehnten des Klavierbaues, dass doofe Kunden einem exzellenten Fachmanne nachsagten, da seien uU Fehler drin in einem bisher tadellosen und stets nur verbesserten Produkt?
Waren aber. Es gibt eine unsägliche Story der Umkonstruktion und anderen Verwendung von Teflon-Bestandteilen in der Mechanik, deren Verwerfungen im Jahre 1956 ihren Anfang namen und erst im Jahre 1982 endeten, indem die Techniker ein Einsehen hatten und den Aufbau der Mechanik auf Filzplättchen rückänderten, - die man zur Verringerung der Reibung mit einer Flüssigkeit tränkte, die auch Teflon enthielt - letztlich i.W. zur Wahrung des Gesichtes, dass der Einsatz von Teflon pinzipiell und soo gaanz verkehrt nun doch nicht gewesen sei.. : es verringert Reibung, im Weltraum beim Wiedereintauchen in die Athmospäre, beim Braten der nicht ganz so edlen Currywurst, und beim edlen Klavierspiele.
Henry Ziegler Steinway, letzter Firmeninhabernder Boss, hatte sich auch sehr dafür stark gemacht, dass die weitenteils eigenständig operierende Hamburger Flügelfabrik ebenso auf Teflon umschwenke - es gab massiven Pressure aus den USA nach Hamburg. Dem das Hamburger Management widerstand, aus Gründen, die mir noch unbekannt sind - ob aus reinem, unbegründeten Misstrauen oder aufgrund eigener, anderer, besserer Einsichten, oder aus prinzipiellem Konservativismus, dass Neueres erstmal seinen Segen zu erweisen habe..
Dem Hamburger Boss rettete lediglich den Hintern, dass zu jener Zeit die US-Operations wesentlich weniger ergebnisträchtig waren als das Hamburger Werk, das so gut verdiente, dass mit den Erträgen auch teils verlustreiche Jahre in New York hatten ausgeglichen weren können.. Wären die Hamburger Aktivitäten ähnlich verlustreich gewesen wie die Newyorker, es hätte ihn entweder den Job gekostet, oder aber Hamburg hätte auch teflongelagerte Mechaniken einzubauen begonnen, dem Druck aus den USA Folge leistend.. Insoweit ist hier auch ein knallharter Aspekt des Darwinismus enthalten.. ;) Money makes the world go ’round..
Erst in den späten 1970ern fand man eine Erklärung für das partiale Geklackere der teflon-gelagerten Tastaturen: derselbe Grund, der die Begründung zur Einführung von Teflon lieferte (Filz verändert sich mit der untem Jahr schwankenden Luftfeuchte, Teflon weit weniger) war auch zugleich Auslöser der Probleme - denn man hätte nicht nur die eine Kontaktfläche Filzring auf Teflon ändern müssen, sondern auch die zweite: die Holz-Unterlage.. Also, je nach Jahreszeit begann ein Teil der Ringe ganz heimlichleise zu klackern, andere taten das nicht. Die Spiele und Passungen veränderten sich, es entstand eine zusätzliche Varianz von Passungen..
Holz hat wohl - ähnlich Filz - ein Ausdehnungsverhalten in Bezug auf Luftfeuchte, das zur uralten erfahrungsgetriebenen Verwendung von Wollfilzen passig ist. So weit, das man ganze Tastenmechaniken mit allen Komponenten aus Kunststoff (welchem ..?!?!?) hätte herstellen könen, war man aber weder bei Einführung der Teflon-Ringe 1956, noch bei Endes dieses partialen Desasters 1982.
Mit der Folge, dass heutige Käufer von Instrumenten aus dieser Phase immer noch gut darauf achtgeben sollten, dass sie nicht in den zufälligen Besitz einer in Queens in den Jahren 1956 bis 1982 mit Teflonringen ausgerüsteten Mechanik gelangen, die mangels Aufmerksamkeit uU immer noch gaanz leise - und nur zu mancher Jahreszeit - das Klackern ereile..
Aber das ist mal nur meine unw1se Darstellung dieser Geschichte. W1sere Leute, die sich in der Unternehmensberatung, dem Handels- und Kommunalrecht bei sanierungsbedürftigen Schulgebäuden, im Klavierkauf (min. bei Digis) und in den altrömischen Rhetorik- und Argumentationstechniken weitaus besser auskennen als ich (Rabulistik included), werden das sicherlich wiederum komplett anders sehen..
Es kann nicht sein, was nicht sein darf: dass mal wer anderer was wisse, was auch w1se Männer nicht immer und jederzeit an Wissen parat haben.
Ich muss mal meine Kiste untersuchen - vielleicht wurde die in Queens in den Jahren 1956 bis 1982 mit einer neuen Mechanik ausgerüstet? Ich muss unbedingt mal die Schublade ziehen.. Der Hersteller macht die „Instandsetzung“ grundsätzlich so - w1se? unw1se? - , dass die gesamte Klaviatur am Stück auf niegelnagelneu gemacht wird - alte raus, neue rein, Kunde zahlt das. Ob die das in den früheren Jahren auch schon so betrieben?...
Und was lernt uns das? Warum schrieb ich das?
Ich w1s es nicht. Bin hierzu wohl 1fach nicht w1se genug..
;)
..ahh just 4 fun.