A
Alpenblick
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- 11. Apr. 2024
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Ach… die Suche nach dem perfekten B. Da könnte man Romane darüber schreiben. Mir wird immer wärmer ums Herz, wenn ich an all die Menschen denke, die durch die Welt toben und nach dem perfekten B suchen. Schön ist es, dass es in dieser ruinierten Welt überhaupt noch Menschen gibt, die sich das leisten können, komplett auf die Idee fixiert sind und in Besessenheit einen Haufen Geld für so ein Meisterstück ausgeben wollen. Etwas Mitleid habe ich mit den Suchenden, weil ich auch mal an diesem Punkt war. Ich wollte das auch mal hier im Forum beschreiben, habe aber inzwischen die Nerven verloren.
Die neuen Bs werden so extrem präzise hergestellt, mit solcher Genauigkeit… haben nur ein grundsätzliches Problem: Sie klingen manchmal etwas scheisse. Wer mal im Steinway-Showroom war und den Kopf schüttelte, weiß, was ich meine. Und ich bin, das muss ich zu meiner Verteidigung gleich hinzufügen, kein Mitglied der „Damals-war-alles-besser“-Partei.
Die Bs werden ja als perfekte, meistverkaufte Steinway-Flügel bezeichnet, und ich bin mir absolut sicher, dass sie wirklich solide gebaut sind. Nun mag ich sie eigentlich nicht so. Mich nervt die Spielweise, so unterschiedlich von D-Flügeln, als ob der B lediglich ein Spielzeug wäre. Man muss an diesen Instrumenten wahnsinnig viel arbeiten, um ein wirklich tolles Ergebnis hinzubekommen. Oder Glück haben.
Was Du kaufen solltest… Ich würde immer einen möglichst neuen nehmen. Aber man wird hier selten rational handeln. Ich habe nach langer Suche zwei zur Auswahl: einen neueren (aus den Nullerjahren) und einen älteren (aus den Neunzigerjahren). 10 Jahre Abstand, der neuere war sogar etwas günstiger. Es wäre dumm gewesen, den älteren zu nehmen. Hab’ ich aber gemacht. Ich denke manchmal nostalgisch und rückblickend: Wie wäre es, wenn ich den neueren hätte? Würde er besser spielen? Und gleich beantworte ich mir selbst: Wenn ich den neueren hätte, würde ich mich doppelt so oft fragen, warum ich nicht den älteren habe.
Diese Instrumente haben mehrere Leben, wie Katzen. Mit jedem Hammerkopfsatz, mit jeder Besaitung ersetzen sich die Seelenteile. Man muss sich fragen, ob man ein Fetischist des neuesten und originellsten Zustands ist oder nicht. Bei mir war es so: Mein Flügel war wie neu, stand jahrelang irgendwo unbenutzt. Glück gehabt.
Ich würde immer empfehlen, möglichst frische und substanzvolle Hammerköpfe zu haben. Und wozu eine solche Empfehlung? Der allerschönste Flügel, den ich auf der Suche fand, war ein runtergespielter A mit komplett abgenutzten Köpfen. Ich habe ihn schon fast gekauft, Hände geschüttelt, Verkäufer in Vorfreude. Und dann wache ich mitten in der Nacht auf und denke: Gott, wozu ein A, wenn ich einen B haben könnte?
Ist ein Flügel aus dem Verleih gut oder nicht gut? Kommt drauf an. Wenn er 10 Mal im Einsatz war, dann ist es nichts, aber wenn er 10 Mal 10 pingeligen Pianisten begegnet ist und jeder sich eine andere Intonation wünschte, dann haben die Köpfe schon einiges erlebt. Nur zum Protokoll.
Du wirst vielleicht den einen finden, so wie Menschen den einen Partner finden und sich nie mehr hinterfragen. Aber vielleicht wird es wie beim Dating: Der hat schöne, blaue Augen, der verdient gut, der hat eine schöne Seele. Etwas ist immer.
Wie in diesem Gedicht von Tucholsky:
Tröste dich
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat –
das ist selten.
Gilt auch für die Flügel.
Die neuen Bs werden so extrem präzise hergestellt, mit solcher Genauigkeit… haben nur ein grundsätzliches Problem: Sie klingen manchmal etwas scheisse. Wer mal im Steinway-Showroom war und den Kopf schüttelte, weiß, was ich meine. Und ich bin, das muss ich zu meiner Verteidigung gleich hinzufügen, kein Mitglied der „Damals-war-alles-besser“-Partei.
Die Bs werden ja als perfekte, meistverkaufte Steinway-Flügel bezeichnet, und ich bin mir absolut sicher, dass sie wirklich solide gebaut sind. Nun mag ich sie eigentlich nicht so. Mich nervt die Spielweise, so unterschiedlich von D-Flügeln, als ob der B lediglich ein Spielzeug wäre. Man muss an diesen Instrumenten wahnsinnig viel arbeiten, um ein wirklich tolles Ergebnis hinzubekommen. Oder Glück haben.
Was Du kaufen solltest… Ich würde immer einen möglichst neuen nehmen. Aber man wird hier selten rational handeln. Ich habe nach langer Suche zwei zur Auswahl: einen neueren (aus den Nullerjahren) und einen älteren (aus den Neunzigerjahren). 10 Jahre Abstand, der neuere war sogar etwas günstiger. Es wäre dumm gewesen, den älteren zu nehmen. Hab’ ich aber gemacht. Ich denke manchmal nostalgisch und rückblickend: Wie wäre es, wenn ich den neueren hätte? Würde er besser spielen? Und gleich beantworte ich mir selbst: Wenn ich den neueren hätte, würde ich mich doppelt so oft fragen, warum ich nicht den älteren habe.
Diese Instrumente haben mehrere Leben, wie Katzen. Mit jedem Hammerkopfsatz, mit jeder Besaitung ersetzen sich die Seelenteile. Man muss sich fragen, ob man ein Fetischist des neuesten und originellsten Zustands ist oder nicht. Bei mir war es so: Mein Flügel war wie neu, stand jahrelang irgendwo unbenutzt. Glück gehabt.
Ich würde immer empfehlen, möglichst frische und substanzvolle Hammerköpfe zu haben. Und wozu eine solche Empfehlung? Der allerschönste Flügel, den ich auf der Suche fand, war ein runtergespielter A mit komplett abgenutzten Köpfen. Ich habe ihn schon fast gekauft, Hände geschüttelt, Verkäufer in Vorfreude. Und dann wache ich mitten in der Nacht auf und denke: Gott, wozu ein A, wenn ich einen B haben könnte?
Ist ein Flügel aus dem Verleih gut oder nicht gut? Kommt drauf an. Wenn er 10 Mal im Einsatz war, dann ist es nichts, aber wenn er 10 Mal 10 pingeligen Pianisten begegnet ist und jeder sich eine andere Intonation wünschte, dann haben die Köpfe schon einiges erlebt. Nur zum Protokoll.
Du wirst vielleicht den einen finden, so wie Menschen den einen Partner finden und sich nie mehr hinterfragen. Aber vielleicht wird es wie beim Dating: Der hat schöne, blaue Augen, der verdient gut, der hat eine schöne Seele. Etwas ist immer.
Wie in diesem Gedicht von Tucholsky:
Tröste dich
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat –
das ist selten.
Gilt auch für die Flügel.