was war in dieser Zeit anders?
Zunächst mal muss man akzeptieren, dass es auch in dieser Zeit - genauso wie heute - viele Klaviere der Unter- und Mittelklasse gab. Diese waren auch damals nichts besonderes. Somit ist der Hinweis des Klavierstimmers eher auf die hochwertigen Marken zu beziehen.
Was war damals anders?
a) wurden die Klaviere nahezu vollständig von Hand gebaut, d.h. das Können und die Intuition GUTER Handwerker konnten ungehindert INDIVIDUELL einfließen.
b) War damls das Bestreben eher, eine individuelle Klangcharakteristik auszubilden, während heute mehr oder weniger alles glattgebügelt und sehr auf Dynamik fixiert ist.
c) War das originäre Rohmaterial qualitätsmaßig noch nicht so ausgedünnt. Es gab weitaus mehr 1a-Qualitäten für Resonanzböden, häufig wurden die ganzen Korpusse aus Massivholz, z.T. sogar "Klangholz" gebaut. Und es gab kein Controlling und keinen so extremen Kostendruck, der zu möglichst schneller, preiswerter industrieller Fertigung (z.B. der Hammerkopf-Filze) führte. Ebenso wurden die Klaviere aufwendig mit Schellack versiegelt, was sich klangtechnisch viel besser verhält als die heutigen Dickschicht-Plastik-"Überzüge".
Kurzum, wenn damals etwas wirklich hochwertig gebaut wurde, dann ist es heute IN DIESER Form eigentlich inbezahlbar. Das Haus eines vermögenden Bürgers aus dieser (und vorheriger) Zeit könnte sich heute kaum ein vermögender Bürger IDENTISCH neu bauen lassen. Alleine ein damals üblicher Fensterstock mit Gewänden - halbwegs oranmental ausgebildet - kostet heute (falls Handarbeit) eine fünfstellige Summe...
Aber - unabhängig von Deinem persönlichen Gefallen - der MONETÄRE Wert Deines Klaviers dürfte heute nicht viel über Deinem Kaufpreis liegen. Denn den Preis bestimmen Angebot und Nachfrage.