Kämmerling - wie unterrichtet er eigentlich?

Auf geht es zur nächsten Offtopic-Runde.
Haut euch ruhig die Köpfe ein.
Damit der nächste interessante Faden den Bach runter geht.

dass dieser interessante Faden über einen hochbetagten und hochgerühmten Klavierpädagogen den Bach runter geht, dafür gibst Du Dir mit Deinem langen und das Thema hier verfehlt habenden Beitrag alle Mühe!

eventuell hast Du Dich im Faden vulgo Thread geirrt? Hier war angenehmenrweise eine sehr informative und kaum bzw. unerheblich von off-topic-Beiträgen beeinträchtigte Atmosphäre.

ich hoffe sehr, dass ein ehemaliger Student von Kämmerling jetzt hier nicht einfach angewidert "tschüss" sagt!...

mir liegen ein paar Heinezitate über selbsternannte Sittenwächter etc. auf der Zunge, ich erspare das aber ausnahmsweise mal - - - nicht ersparen allerdings will ich Dir, dass Du mit Deinen starken Worten an "alle" im Irrtum bist: bei weitem nicht alle, die hier mitdiskutieren, betreiben das auf off-topic-Weise.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn jemand sehr virtuose Stücke spielt und dort technische Probleme hat, kann ihm dann von jemandem geholfen werden, der dieses pianistische Niveau gar nicht erreicht hat? Klar, man kann auch aus Beobachtung oder durch eine reichhaltige Lehrtätigkeit viel lernen, aber ich meine, man muss auch selbst mal solch ein pianistisches Niveau gehabt haben. Vielleicht oder sicher nicht bei Schülern, die gar keine Probleme (mehr)haben, wo es also wirklich nur noch um Interpretation u.ä. geht, aber wie oft gibt's schon so was?

Viele Grüße

chiarina

Auch hier stimmt fast alles, was du schreibst aber ich kann nicht allem zustimmen, weil ich sicher auch andere Erfahrungen gesammelt habe.

Wenn jemand , wie du schreibst, sehr virtuose Stücke spielt, dann hat er ja das Klavierspiel schon einigermaßen gelernt. Er hat wahrscheinlich einige Konzertetüden von Rachmaninow, Chopin , Liszt und anderen gespielt und hat dann plötzlich technische Probleme?

Welche sollten das den sein ? Das ist mir wirklich unklar.

Und ich wiederhole es gern noch ein mal. Es geht nicht darum, dass ein mittelmässiger Klavierspieler (z.B. ein Schulmusiker oder Musikwissenschaftler) hier den Studenten unterrichtet, sondern das sind ja alles Klavierhochschullehrer, die prinzipiell auf diesem geforderten hohen pianistischen Niveau sind, von dem du sprichst.

Dass es auch unter diesen grosse Unterschiede gibt ist schon klar, aber keiner fällt unter den Mindeststandard, den dieser Beruf verlangt.

Und nun passiert es schon, wenn auch nicht ständig, dass da ein Student/in ist, der potentiell besser wird oder schon ist als sein Lehrer. Dieser aber wird weiterhin akzeptiert, weil er diesen grossen Überblick und das Wissen um die musikalische Gestaltung hat und vermitteln kann.

Und gerade Kämmerling ist ja ein Beweis dafür, dass ein Lehrer pausenlos seine Studenten so fördern kann, dass sie am Ende alle besser spielen können als er.
Und selbst wenn Kämmerling früher so ein stück auch geübt hätte, dann würde sein Schüler es eben toller gespielt haben.

Und diese "Kämmerlings" gibt es viele, nur können ja nicht alle derart berühmt sein.

Mit kommt diese Denkungsart merkwürdig vor, dass ein Lehrer immer alles besser können muss. Der Lehrer gibt Denkanstöße, öffnet neue Türen und Horizonte und ist im Idealfall auch der lebenslang Lernende.

Der Student nimmt diese Hinweise und Hilfen bereitwillig an. Und diese fallen dann auf fruchtbaren Boden und dank der Kreativität des Studenten entwickeln sich weitere Möglichkeiten.

Meine Behauptung:

Ich kann Islamey auch dann unterrichten, wenn ich es trotz intensiven selbst Übens dann doch nicht so gut spiele wie mein Schüler.

Meine Klavierprof. unterrichtet bei einem Mitstudenten das B-dur Konzert von Brahms, was dann jener auch in der Hochschule spielte, nicht in einem Vortragsabend sondern in einem öffentlichen Konzert.

Ich war natürlich genau wie unser Prof. bei der Aufführung dabei. anschliessend beglückwünschten wir den Pianisten und mein Prof. sagte sinngemäss, dass er das so nicht hätte spielen können. Und gleichzeitig bedankte sich der Pianist, denn nur durch den Unterricht habe er es so weit bringen können.
 
Wenn jemand , wie du schreibst, sehr virtuose Stücke spielt, dann hat er ja das Klavierspiel schon einigermaßen gelernt. Er hat wahrscheinlich einige Konzertetüden von Rachmaninow, Chopin , Liszt und anderen gespielt und hat dann plötzlich technische Probleme?

Welche sollten das den sein ? Das ist mir wirklich unklar.

ich finde das gar nicht unklar: man kann alle 24 Chopinetüden spielen, aber wie man Rudepoema oder la semaine grasse spielen soll, weiß man damit automatisch noch nicht - und dafür braucht man dann einen Lehrer, der einem solche Klaviersätze nicht nur "theoretisch" vermitteln kann.

ich bin eigentlich recht zufrieden damit, dass meine Lehrer selber außerordentlich gut öffentlich spielen konnten und das auch praktisch wie erklärend vermitteln konnten.
 
Und ich wiederhole es gern noch ein mal. Es geht nicht darum, dass ein mittelmässiger Klavierspieler (z.B. ein Schulmusiker oder Musikwissenschaftler) hier den Studenten unterrichtet, sondern das sind ja alles Klavierhochschullehrer, die prinzipiell auf diesem geforderten hohen pianistischen Niveau sind, von dem du sprichst.

Dass es auch unter diesen grosse Unterschiede gibt ist schon klar, aber keiner fällt unter den Mindeststandard, den dieser Beruf verlangt.

na also!

und so einer wird paar kritische Islamey-Takte auch demonstrieren können, insbesondere auch, wie man sie auffasst und wie man sie anfasst und wie es um den Klang bestellt ist (er soll ja die Unterrichtszeit nicht damit vollstopfen, dass er dreimal hintereinander dieses lange Stück super durchspielt)
 
Ich habe den Faden heute erst gesehen!
Vor Urzeiten - in meiner pubertären Spitzenphase- hatte ich mal ein halbes Jahr bei Herrn Kämmerling unterricht (damals war er noch kein Prof.). Als ich bei ihm anfing, hatte ich schon ca. acht Jahre Klavierunterricht bei einer Klavierlehrerin. Er fing bei mir mit "Fallübungen" an, werde ich nie vergessen. Wahrscheinlich war der Zeitpunkt des Wechsels bei mir zu spät, jedenfalls war ich froh, als ich aufhören konnte, er übrigens auch. Ich muß gestehen, daß er bei mir "die Flinte ins Korn" geschmissen hat (Kämmerling wörtlich). Schon damals war er sehr überzeugt von sich, und damit kann ich nicht so gut umgehen, allerdings habe ich auch von mehreren Anderen gehört, die nicht mit ihm zurecht gekommen sind. Trotzdem denke ich, daß er fachlich sehr gut gewesen ist. Bei mir ist einfach der Spaß an der Musik zu kurz gekommen.
Geli
 
na also!

und so einer wird paar kritische Islamey-Takte auch demonstrieren können, insbesondere auch, wie man sie auffasst und wie man sie anfasst und wie es um den Klang bestellt ist (er soll ja die Unterrichtszeit nicht damit vollstopfen, dass er dreimal hintereinander dieses lange Stück super durchspielt)

Hi rolf,

das klingt doch wie der Schimmer einer Annäherung.

Lass doch mal einige Pianisten, die du kennst vor deinem geistigen Auge revue passieren und vielleicht entdeckst du einen, der bei einem guten Klavierprof, Unterricht hatte , und dann letztendlich doch sich als der versiertere Konzertpianist herausgestellt hat.
 
Lass doch mal einige Pianisten, die du kennst vor deinem geistigen Auge revue passieren und vielleicht entdeckst du einen, der bei einem guten Klavierprof, Unterricht hatte , und dann letztendlich doch sich als der versiertere Konzertpianist herausgestellt hat.

nach oder zumindest gegen Ende des Studiums kommt das ab und zu vor, mittendrin wohl nur extrem selten - und da meine ich Lehrkräfte wie Fleisher, Beroff, Margulis, Kolodin, Hoffmann usw usw

und die genannten Lehrkräfte haben das virtuose Spielen verdammt gut drauf und sind zudem verdammt gute Klavierpädagogen - solche werden nicht alle Nase lang überflügelt.
 
nach oder zumindest gegen Ende des Studiums kommt das ab und zu vor, mittendrin wohl nur extrem selten - und da meine ich Lehrkräfte wie Fleisher, Beroff, Margulis, Kolodin, Hoffmann usw usw

und die genannten Lehrkräfte haben das virtuose Spielen verdammt gut drauf und sind zudem verdammt gute Klavierpädagogen - solche werden nicht alle Nase lang überflügelt.

Diese sind wirklich kaum zu überflügeln aber ein bischen unterhalb des Olymps gibt es ebenfalls gute Pianisten.

Ich kenne von den Genannten nur Hoffman und da ist mir schon klar, dass der über Allen schwebt. Im Meisterkurs hielten wir ihn für pianoallmächtig.

Er hat nicht nur ein umfassendes wissen sondern auch ein irrsinniges Repertoire. Den ganz gleich, das wir im Kurs ansprachen. Er konnte alles sofort anspielen und wusste immer, worum es geht.

Es gibt aber im echten Pianistenleben viele, die trotz grossen Könnens nicht berühmt sind .

Wenn man natürlich bei Margulis Unterricht hatte wird man den kaum überflügeln können, wenn man nicht selbst ein Genie ist.
 
Diese sind wirklich kaum zu überflügeln aber ein bischen unterhalb des Olymps gibt es ebenfalls gute Pianisten.

so sieht es tatsächlich aus - - und bei den besten Lehrern sammeln sich die besten Schüler, ein eigentlich recht sinnvoller Selektionsmechanismus

ganz offenbar zu den besten Lehrern - gemessen am Erfolg der Schüler - zählt Prof. Kämmerling, und wie Tirolerhut es anschaulich beschrieben hat, ist er darin eine Art Ausnahme (weil er selber wenig spielt, man aber davon ausgehen kann, dass er das mal sehr gut konnte)

nun kann man aber aus einer Ausnahme keine allgemeine Regel schließen, die in dieser Diskussion darin bestünde, dass prinzipiell kein Lehrer den Lehrstoff besser beherrschen können müsse, als der Schüler ;)
 
Hallo,
ist zwar schon ein älterer Beitrag, aber ich habe diesen eben erst beim Stöbern gesehen. Nun ist der gute Herr Kämmerling ja auch schon gestorben...
Ich hätte mit 16/17 beim ihm Unterricht in Hannover an der Hochschule. Dafür habe ich jeden Samstag eine Fahrt von 2,5 Stunden mit dem Zug auf mich genommen.
Habe noch seine Aufzeichnungen in meinem Hausaufgabenheft, aber lesen kann ich die kaum. Er hatte eine schwer lesbare Schrift. Ich frage mich, wie ich das damals lesen konnte.
Er war sehr nett und ruhig im Unterricht, er war überhaupt nie richtig streng und fordernd. Auf dem Flügel stand immer eine Kerze und er legte Wert auf kräftigende Fingerübungen, die pro Unterrichtseinheit von 90 Minuten schon alleine 30 Minuten in Anspruch genommen haben.
Diese Fingerübungen schrieb er detailliert in mein Hausaufgabenheft.
Ich spielte in seinem Unterricht von Haydn die Sonate in G-Dur und ich habe von späteren Mitstudenten erfahren, dass sie auch zum Einstieg diese Sonate gespielt haben.
Von Chopin spielte ich die Etüde Opus 10 Nr. 1. Da übten wir fast nur mit Metronom und ganz langsam.
Er beschrieb immer viel. Z. Bsp. sollte ich an einer Stelle so spielen, als würde ich mit meinen Fingern den Staub fühlen und beim Sitzen meinte er "wie freihändig Fahrrad fahren".
An eine Sache erinnere ich mich noch. Er bekam am Ende der Stunde immer sein Geld, wollte es aber in einem verschlossenen Briefumschlag haben ;-).
LG
 

Danke für die Beschreibung!

Wärst Du noch so lieb, mal ein paar dieser "kräftigenden Fingerübungen" näher zu beschreiben?
 
Hallo Hasenbein,
habe soeben mal was aus diesem Hausaufgabenheft abfotografiert. Darum ging es um das Isolieren der Finger, der Daumen sollte sich frei um die anderen Finger bewegen, während die anderen Finger oder nur einer "Brückenpfeiler" waren.
 
Leider erinnere ich mich nicht mehr so sehr daran, ist schon sooo lange her. Aber vielleicht wirst du ja aus seinen Aufzeichnungen schlau, schwer lesbar ;-)
Er legte aber sehr viel Wert auf die Beweglichkeit des Handgelenks und den Untersatz des Daumens, also auch spielen 1231 und wieder zurück und das sehr oft. Das nannte er Karussell...
 
Er war also ein Vertreter des Daumenuntersatzes? Aha...

Und wie sollte sich dieses lustige Karussell dann auf das Spielen von z.B. Tonleitern und Arpeggien auswirken?
 
Das waren nur Vorübungen für die Geschmeidigkeit des Untersatzes. Bei Herrn Kämmerling wurde alles von Anfang an sehr langsam und über längere Zeit geübt, ich fand es oft etwas sehr langwierig, aber er hatte die Ruhe weg.
Haben dir denn die Aufzeichnungen geholfen bzw. wirst du daraus schlau? Die Übungen sind natürlich jetzt keine Neuheit... Aber was er konnte: Das Umschreiben des Gefühls. Er hatte immer eine bildhafte Vorstellung.
 

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