Wenn jemand sehr virtuose Stücke spielt und dort technische Probleme hat, kann ihm dann von jemandem geholfen werden, der dieses pianistische Niveau gar nicht erreicht hat? Klar, man kann auch aus Beobachtung oder durch eine reichhaltige Lehrtätigkeit viel lernen, aber ich meine, man muss auch selbst mal solch ein pianistisches Niveau gehabt haben. Vielleicht oder sicher nicht bei Schülern, die gar keine Probleme (mehr)haben, wo es also wirklich nur noch um Interpretation u.ä. geht, aber wie oft gibt's schon so was?
Viele Grüße
chiarina
Auch hier stimmt fast alles, was du schreibst aber ich kann nicht allem zustimmen, weil ich sicher auch andere Erfahrungen gesammelt habe.
Wenn jemand , wie du schreibst, sehr virtuose Stücke spielt, dann hat er ja das Klavierspiel schon einigermaßen gelernt. Er hat wahrscheinlich einige Konzertetüden von Rachmaninow, Chopin , Liszt und anderen gespielt und hat dann plötzlich technische Probleme?
Welche sollten das den sein ? Das ist mir wirklich unklar.
Und ich wiederhole es gern noch ein mal. Es geht nicht darum, dass ein mittelmässiger Klavierspieler (z.B. ein Schulmusiker oder Musikwissenschaftler) hier den Studenten unterrichtet, sondern das sind ja alles Klavierhochschullehrer, die prinzipiell auf diesem geforderten hohen pianistischen Niveau sind, von dem du sprichst.
Dass es auch unter diesen grosse Unterschiede gibt ist schon klar, aber keiner fällt unter den Mindeststandard, den dieser Beruf verlangt.
Und nun passiert es schon, wenn auch nicht ständig, dass da ein Student/in ist, der potentiell besser wird oder schon ist als sein Lehrer. Dieser aber wird weiterhin akzeptiert, weil er diesen grossen Überblick und das Wissen um die musikalische Gestaltung hat und vermitteln kann.
Und gerade Kämmerling ist ja ein Beweis dafür, dass ein Lehrer pausenlos seine Studenten so fördern kann, dass sie am Ende alle besser spielen können als er.
Und selbst wenn Kämmerling früher so ein stück auch geübt hätte, dann würde sein Schüler es eben toller gespielt haben.
Und diese "Kämmerlings" gibt es viele, nur können ja nicht alle derart berühmt sein.
Mit kommt diese Denkungsart merkwürdig vor, dass ein Lehrer immer alles besser können muss. Der Lehrer gibt Denkanstöße, öffnet neue Türen und Horizonte und ist im Idealfall auch der lebenslang Lernende.
Der Student nimmt diese Hinweise und Hilfen bereitwillig an. Und diese fallen dann auf fruchtbaren Boden und dank der Kreativität des Studenten entwickeln sich weitere Möglichkeiten.
Meine Behauptung:
Ich kann Islamey auch dann unterrichten, wenn ich es trotz intensiven selbst Übens dann doch nicht so gut spiele wie mein Schüler.
Meine Klavierprof. unterrichtet bei einem Mitstudenten das B-dur Konzert von Brahms, was dann jener auch in der Hochschule spielte, nicht in einem Vortragsabend sondern in einem öffentlichen Konzert.
Ich war natürlich genau wie unser Prof. bei der Aufführung dabei. anschliessend beglückwünschten wir den Pianisten und mein Prof. sagte sinngemäss, dass er das so nicht hätte spielen können. Und gleichzeitig bedankte sich der Pianist, denn nur durch den Unterricht habe er es so weit bringen können.