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Hallo klavigen,
dann scheint das ja bei deiner Mutter geklappt zu haben. Aber meinst du denn wirklich, dass es die Regel ist, dass Studenten mit tollen Konzertexamen ihre Lehrer überflügeln? Meine Erfahrung ist das nicht. Die, die tolle Konzertexamen hingelegt haben, waren eigentlich immer bei den Lehrern, die auch selbst eine erfolgreiche Konzertkarriere gemacht hatten. Kämmerling anscheinend ausgenommen.
Es mag solche Fälle geben, wie du sie beschreibst. Aber kann nicht der nur gut lehren, der den Lehrstoff, in diesem Fall das Klavierspiel mit all seinen Facetten, wirklich selbst erfahren!!! hat?
Ich weiß nur, dass ich einen Schüler, der besser spielen würde als ich, sofort abgeben würde. Ich könnte ihm dann meiner Meinung nicht mehr den Erfahrungshorizont und die Bandbreite der Erfahrung und des Wissens bieten, das er braucht. Denn ein Lehrer muss doch immer einen Vorsprung in Erfahrung und Wissen haben. Kann denn deiner Meinung so etwas auch auf anderen Wegen als Selbsterfahrung möglich sein?
Viele Grüße
chiarina
Hi Chiarina,
Nein, das ist natürlich nicht die Regel aber es kommt oft vor.
Ich hab es ganz direkt mitbekommen, weil ein Mitstudent auch unsern Hauptfachprof. überholt oder überflügelt hat und der hat nie während des Studiums daran gedacht, den Lehrer zu wechseln. Aus Gründen der Diskretion kann oder will ich jetzt den Namen nicht nennen, aber er ist bekannt. Und auch er ist überzeugt, dass er keinen besseren Lehrer hätte haben können und dass er alles von ihm gelernt hat, obwohl dieser Professor selbst virtuose Konzerte nie öffentlich gespielt hat.
Viele erfolgreiche Pianisten waren natürlich bei Lehrern, die ebenfalls erfolgreiche Konzertpianisten waren aber es gibt eben auch genügend Gegenbeispiele.
Man müsste auch mal sich darüber einig sein, was es denn heisst, wenn wir von "besser spielen" sprechen.
Auf dem erforderlichen Niveau merkt der Student, sehr rasch, ob er von seinem Lehrer weiter etwas lernen kann oder ob ein Stillstand eintritt.
Wenn der Lehrer wirklich meint, er könne den Studenten nicht mehr weiter bringen, dann muss er ihn abgeben. Das ist ja klar.
Auch in Meisterkursen kann man beobachten, dass Teilnehmer offensichtlich dem Meister klavierspielerisch überlegen sind und trotzdem nehmen sie genug an Wissen und neuen Erfahrungen auf.
Kein Mensch kann alles wissen und kein Pianist kann alles spielen. Auf diesem Niveau ist das Arbeiten miteinander schon fast kollegial und auf Augenhöhe.
Der ehrgeizige Klavierstudent erkennt gut, welche Lücken in seiner Erfahrung der Lehrer noch auffüllen kann. Solange dieser Prozess nicht zum Stillstand kommt wird das Arbeiten sinnvoll bleiben.
Und ich verweise noch mal auf meinen Gedanken mit dem Aussäen und dem fruchtbaren Boden.