Ich habe hier zwei Aufnahmen, dass sind jetzt Pianisten, die genau
Deiner Weisung folge geleistet haben "Treue dem Notentext", oder ?
Wenn nicht, welcher ist treu ? Auf diese Antwort bin ich sehr gespannt.
Dies ist naehmlich das, was ich ausdruecken wollte, und Du hast es als
ueberfluessige Pendanterie abgestuft, wir lernen noch von einander,
es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.
Cher Destenay,
vorweg: Obwohl Deutsch nicht Deine Muttersprache ist, schreibst Du eleganter
als so mancher deutschsprachige Forumsnutzer hier - dafür erst einmal herzlichen Dank!
Wenn ich auf Französisch schreiben müßte - meine Bemühungen wären nicht
halb so erfolgreich!
Ein paar Mißverständnisse haben sich trotzdem in unseren Gedankenaustausch
eingeschlichen, und ich will helfen, sie aus dem Weg zu räumen.
Beim Alfred-Brendel-Geburtstagsthread hattest Du mir folgendes geschrieben:
Es waren zwei Pianisten, die waren aehnlich wie Sie, die wollten Horszowski
mit musikwissenschaftlichen Erkenntnissen belehren, ich glaube, es ging um Scarlatti,
er hatte sie angeschaut und rief: Meine Herren, sie sind hier am falschen Platz,
sie toeten mit ihrem Gerede die Musik, gehen sie bitte, sie haben den falschen Beruf gewaehlt.
Da war ich - obwohl kein Musikwissenschaftler - etwas verwundert.
Aber ich bin ein recht gutmütiger Mensch, spüre den tiefen Ernst, der Dich beseelt
und Dich hier so intensiv diskutieren läßt, habe es also nicht übelgenommen,
Dich stattdessen mit der Formulierung "Treue zum Notentext = unnötige Pedanterie?"
herauszufordern versucht. Das ist mir mehr als gelungen... Excusez-moi.
Wie sind vermutlich eines Sinnes darüber, daß der Notentext mehr sein sollte
als die Improvisationsvorlage für pianistische Selbstdarsteller.
Und zum Thema historische Instrumente - können wir uns darauf einigen,
daß es wichtig ist zu wissen, für welche Art von Instrument ein Komponist
ein bestimmtes Werk geschrieben hat, welche Art von Klanglichkeit er also im Ohr hatte?
Und daß man dieses Wissen im Hinterkopf haben sollte, wenn man das Werk
auf einem modernen Instrument spielt?
Die beiden Papillons-Einspielungen unterscheiden sich wirklich wie Tag und Nacht.
Sie gefallen mir übrigens
beide nicht. (Zu meiner Schande muß ich hinzufügen,
daß auch das Stück selbst nicht zu meinen Favoriten gehört.)
Als Kuriosum sei erwähnt, daß es jetzt Satie-Einspielungen auf einem
Erard Grand Piano gibt - ausgerechnet Satie, der in seinem ganzen Leben
kein funktionstüchtiges Klavier besessen und von Aufführungen seiner Musik
fast nur träumen konnte... Das hätte ihm bestimmt eine sehr gallige Bemerkung entlockt...
Herzliche Grüße!
Gomez
.