historische Fluegel u. Franzoesische Pianisten

Nein, sondern behandeln wie Oldtimer.
Du kannst schon ordentlich «gasgeben» aber alles mit Maß und Ziel.
(Ein kurzes Bergrennen ist bei ausreichend vorgewärmtem Motor kein Problem, Langstrecken am Rundkurs oder täglichen Renneinsatz würde ich vermeiden.)

Wenn Du keine Liebe zu- oder ein Gefühl für Oldtimer hast, schaffe ich es nicht, Dir das zu erklären.

Grüße
Thomas
Habe Dich schon verstanden, ich spiele meinen 240er Kaps-Gradsaiter wenn es geht regelmäßig und kenne daher auch die Grenzen des Instruments, hätte aber keine Bedenken einen Profi mit der hier angeführten 'schweren Literatur' dranzulassen.
Gruß
Toni
 
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Dann soll man Instrumente, die schon etwas in die Jahre gekommen sind, nur streicheln und gaaanz vorsichtig spielen???
Gruß
Toni
Hallo Toni!
Klaviere sind keine Orgeln :-)
Natürlich sollte man historische Klaviere gefühlvoller spielen und sich langsam heran tasten, insbesondere wenn man die ganze Zeit auf modernen Flügeln gespielt hat. Übrigens gibt es Pianisten, die können fast auf Befehl mit einem Anschlag Saiten zum Bersten bringen. Nicht auf alten, aber auf neuen Steinways, und ich kenne einige, wo immer wieder Saiten fehlen. Da das Holz der oftmals zierlicheren Mechanikteile auch altert, muss ich dem Thomas recht geben. Ein Pianist muss sich mit der Mechanik vertraut machen und erkennen können wann die höchste Dynamikstufe erreicht ist. Man gucke sich dabei die Hammerstielstärke und den Rest der Mechanik genau an. Es gibt BoogieWoogieHämmerer, die nur laut kennen, und solchen würde ich nicht auf historischen Instrumenten spielen lassen. Sie schlagen automatisch noch lauter, weil es ihnen zu leise ist, auch wenn sie nicht mehr aus dem Instrument raus holen können. Man kann einen Autoreifen 500 km fahren oder 20.000 km - je nach dem - wie schnell fährt man in die Kurve. Bei Klavieren ist es so ähnlich. Manche bräuchten eigentlich alle drei Jahre neue Hämmer... :D

LG
Michael
 
Hallo Toni!
Klaviere sind keine Orgeln :-)
Es gibt BoogieWoogieHämmerer, die nur laut kennen, und solchen würde ich nicht auf historischen Instrumenten spielen lassen. Sie schlagen automatisch noch lauter, weil es ihnen zu leise ist, auch wenn sie nicht mehr aus dem Instrument raus holen können. Man kann einen Autoreifen 500 km fahren oder 20.000 km - je nach dem - wie schnell fährt man in die Kurve. Bei Klavieren ist es so ähnlich. Manche bräuchten eigentlich alle drei Jahre neue Hämmer... :D

LG
Michael

Hallo Michael,
als Quereinsteiger kenne ich mich natürlich nicht so gut aus wie Du.
Vielleicht setzte ich bei den Musizierenden einfach zuviel Einfühlungsvermögen voraus.
Es gibt ja durchaus auch Autofahrer, um beim Beispiel von Thomas zu bleiben, die einen neuen Wagen schon nach kurzer Zeit abgeben, weil alles klappert und knarzt.
Bei den Organisten gibt es auch Spezialisten, die sogar neue Instrumente durch 'Anschlagskultur' ramponieren.
Gruß
Toni
 
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Ich habe hier zwei Aufnahmen, dass sind jetzt Pianisten, die genau
Deiner Weisung folge geleistet haben "Treue dem Notentext", oder ?
Wenn nicht, welcher ist treu ? Auf diese Antwort bin ich sehr gespannt.
Dies ist naehmlich das, was ich ausdruecken wollte, und Du hast es als
ueberfluessige Pendanterie abgestuft, wir lernen noch von einander,
es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.

Cher Destenay,

vorweg: Obwohl Deutsch nicht Deine Muttersprache ist, schreibst Du eleganter
als so mancher deutschsprachige Forumsnutzer hier - dafür erst einmal herzlichen Dank!
Wenn ich auf Französisch schreiben müßte - meine Bemühungen wären nicht
halb so erfolgreich!

Ein paar Mißverständnisse haben sich trotzdem in unseren Gedankenaustausch
eingeschlichen, und ich will helfen, sie aus dem Weg zu räumen.
Beim Alfred-Brendel-Geburtstagsthread hattest Du mir folgendes geschrieben:

Es waren zwei Pianisten, die waren aehnlich wie Sie, die wollten Horszowski
mit musikwissenschaftlichen Erkenntnissen belehren, ich glaube, es ging um Scarlatti,
er hatte sie angeschaut und rief: Meine Herren, sie sind hier am falschen Platz,
sie toeten mit ihrem Gerede die Musik, gehen sie bitte, sie haben den falschen Beruf gewaehlt.

Da war ich - obwohl kein Musikwissenschaftler - etwas verwundert.
Aber ich bin ein recht gutmütiger Mensch, spüre den tiefen Ernst, der Dich beseelt
und Dich hier so intensiv diskutieren läßt, habe es also nicht übelgenommen,
Dich stattdessen mit der Formulierung "Treue zum Notentext = unnötige Pedanterie?"
herauszufordern versucht. Das ist mir mehr als gelungen... Excusez-moi.

Wie sind vermutlich eines Sinnes darüber, daß der Notentext mehr sein sollte
als die Improvisationsvorlage für pianistische Selbstdarsteller.

Und zum Thema historische Instrumente - können wir uns darauf einigen,
daß es wichtig ist zu wissen, für welche Art von Instrument ein Komponist
ein bestimmtes Werk geschrieben hat, welche Art von Klanglichkeit er also im Ohr hatte?
Und daß man dieses Wissen im Hinterkopf haben sollte, wenn man das Werk
auf einem modernen Instrument spielt?

Die beiden Papillons-Einspielungen unterscheiden sich wirklich wie Tag und Nacht.
Sie gefallen mir übrigens beide nicht. (Zu meiner Schande muß ich hinzufügen,
daß auch das Stück selbst nicht zu meinen Favoriten gehört.)

Als Kuriosum sei erwähnt, daß es jetzt Satie-Einspielungen auf einem
Erard Grand Piano gibt - ausgerechnet Satie, der in seinem ganzen Leben
kein funktionstüchtiges Klavier besessen und von Aufführungen seiner Musik
fast nur träumen konnte... Das hätte ihm bestimmt eine sehr gallige Bemerkung entlockt...

Herzliche Grüße!

Gomez

.
 
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ROLF es kann losgehen wir erwarten Franz Liszt auf Pleyel ca. 1870
Liszt Raymond Trouard 1938 auf Pleyel Polonaise nr 02 sehr rar
http://www.youtube.com/watch?v=M2pU6syWHwc&feature=related

...aber Destenay... ;) :D reden (schreiben) wir aneinander vorbei?

Ein Pleyel von 1870 ist was anders als einer von 1836. ...einer von 1870 hält mehr aus und ist auch solchen von Bechstein etc. ähnlicher. Und der Klaviersatz der 2. Polonaise ist nicht so extrem massiv wie in der Fantastique-Transkription oder der Tannhäuser-Transkription.

Die Frage war eine andere: würdest Du Deinem 1836er Pleyel gerne solche Sachen zumuten, obwohl sie (zumindest die Fantastique) aus genau dieser Zeit sind? Schließlich hattest Du geschrieben, dass die Sachen ja auch zum Instrument passen müssen... ;)

Übrigens eine schöne, souverän und locker gespielte Aufnahme der Polonaise - gefällt mir sehr.

...es gibt da ein Instrument von 1872, dann noch ein anderes von 1876 - beide haben Gaspard, Tannhäuser, Liebestod, h-Moll Sonate und noch manch anderes überlebt, ohne Schaden zu nehmen. Ganz offenbar gab es Flügel, denen es nicht die Gräten brach, wenn man Chopin oder Liszt darauf spielt :D

Du kennst ja sicher die Noten und die Stücke...

herzliche Grüße,
Rolf
 
Übrigens eine schöne, souverän und locker gespielte Aufnahme der Polonaise - gefällt mir sehr.


Mir auch!!! Was mich etwas schockiert, ist, dass ich bis auf M. Boegner die bisher aufgeführten französischen Pianisten nicht kenne! Trouard habe ich noch nie gehört und der spielt ja sehr, sehr gut!

Bin nur ich so unwissend oder hat womöglich durch gewisse historische deutsch-französische Aversionen der Bekanntheitsgrad dieser Pianisten in Deutschland gelitten?

Liebe Grüße

chiarina
 
Bin nur ich so unwissend oder hat womöglich durch gewisse historische deutsch-französische Aversionen der Bekanntheitsgrad dieser Pianisten in Deutschland gelitten?

das weiß ich nicht - - aber empfehlenswert sind z.B. Aufnahmen von Camille Saint-Saens höchstpersönlich. Harold Schoenberg berichtet in seinem lesenswerten Buch ausführlich über die französische Schule.
 
Als größter Klavier-Mörder gilt übrigens Emmanuel Chabrier.

Bei eigenen Aufführungen der Klaviertranskription seiner "Espana"
soll er Tasten zerdeppert haben - mehrfach. Sie waren einfach zersprungen.
 
...aber Destenay... ;) :D reden (schreiben) wir aneinander vorbei?

Ein Pleyel von 1870 ist was anders als einer von 1836. ...einer von 1870 hält mehr aus und ist auch solchen von Bechstein etc. ähnlicher. Und der Klaviersatz der 2. Polonaise ist nicht so extrem massiv wie in der Fantastique-Transkription oder der Tannhäuser-Transkription.

Die Frage war eine andere: würdest Du Deinem 1836er Pleyel gerne solche Sachen zumuten, obwohl sie (zumindest die Fantastique) aus genau dieser Zeit sind? Schließlich hattest Du geschrieben, dass die Sachen ja auch zum Instrument passen müssen... ;)

Übrigens eine schöne, souverän und locker gespielte Aufnahme der Polonaise - gefällt mir sehr.

...es gibt da ein Instrument von 1872, dann noch ein anderes von 1876 - beide haben Gaspard, Tannhäuser, Liebestod, h-Moll Sonate und noch manch anderes überlebt, ohne Schaden zu nehmen. Ganz offenbar gab es Flügel, denen es nicht die Gräten brach, wenn man Chopin oder Liszt darauf spielt :D

Du kennst ja sicher die Noten und die Stücke...

herzliche Grüße,
Rolf

Mein lieber Rolf,

glaubst Du wirklich ich lasse meinen alten Greis von einem hyperaktiven Franz niederschlachten, vor allem Du weisst ja Greise koennen ekelhaft sein,
stellt Dir mal vor der haette dem Franz in die Finger vor Wut gebissen, und dann ? Ja und dann, dann haettest Du nichts mehr zum ueben gehabt und dies wollte ich Dir in keinem Falle antun, siehst wie ich besorgt ich um Dich bin

Bon nuit

Destenay
 

Als größter Klavier-Mörder gilt übrigens Emmanuel Chabrier.

Bei eigenen Aufführungen der Klaviertranskription seiner "Espana"
soll er Tasten zerdeppert haben - mehrfach. Sie waren einfach zersprungen.

Spricht das für oder gegen ihn?

Es gibt Handwerker, die ruinieren ihr Werkzeug mehr als allgemein üblich - das hat aber mit handwerklichem Geschick nicht viel zu tun und spricht eher gegen sie.

Grüße
Thomas
 
Mir auch!!! Was mich etwas schockiert, ist, dass ich bis auf M. Boegner die bisher aufgeführten französischen Pianisten nicht kenne! Trouard habe ich noch nie gehört und der spielt ja sehr, sehr gut!

Bin nur ich so unwissend oder hat womöglich durch gewisse historische deutsch-französische Aversionen der Bekanntheitsgrad dieser Pianisten in Deutschland gelitten?

Liebe Grüße

chiarina

Liebe Ciarina,

ich bin sehr erfreut, dass Du gefallen hast an Trouard . Ich werde noch einige
grossartige Pianisten (- innen ) auf diese Schnur vorstellen. Frankreich ist eben Frankreich wir haben viele Schaetze, zeigen sie aber nicht weil man enicht als noetig empfindet, sie lieben qualitaet und nicht quantitaet . Diese Leute werden auch in Frankreich sehr gepflegt die fuehlen sich sehr
 
glaubst Du wirklich ich lasse meinen alten Greis von einem hyperaktiven Franz niederschlachten, vor allem Du weisst ja Greise koennen ekelhaft sein,
stellt Dir mal vor der haette dem Franz in die Finger vor Wut gebissen, und dann ?
:D ... bei Greisen soll es vorkommen, dass sie keine Zähne mehr haben... dem Franz wäre wohl nichts passiert :D
...aber ich kann verstehen, dass Du zur Schonung eine gewisse Repertoireauswahl triffst - und ich bin sicher, dass es auch ein paar Chopinsachen gibt, die Deinem 1836er Pleyel besser nicht zugemutet werden sollten.

Und damit, nach vielen Abschweifungen, kommen wir wieder zum Thema: nachweislich ist in den 30er Jahren des 19. Jh. die Transkription der Berlioz-Sinfonie öffentlich gespielt worden, ebenso Chopins op.35 in den 40er Jahren (und keine Quelle bemerkt da Langsamkeit oder Zaghaftigkeit etc.) - - es gab Instrumente, die sowas überlebten. Beim berühmten "Pariser Wettkampf" (den abwechselnden Konzerten von Thalberg und Liszt) sind die Flügel nicht reihenweise kaputt gemacht worden. ---- Mich interessieren die Instrumente, die damals schon den extremen Ansprüchen gewachsen waren (vermutlich mit etwas weniger Klangdauer und -stärke als heute), und der Grund dafür ist ganz einfach: Liszt z.B. spielte seine Sachen öffentlich oft genug, dafür war er berühmt, und er hat sie als Praktiker geschrieben - er hat sie nicht zum Klaviere kaputt machen geschrieben.

Originalklang? Originalinstrumente? Am interessantesten müssten die sein, die bei sowas nicht in die Brüche gingen - dann könnte man sich evtl. Gedanken darüber machen, welches Klangbild die Komponisten wahrscheinlich in dieser Zeit hatten.
 
Und damit, nach vielen Abschweifungen, kommen wir wieder zum Thema: nachweislich ist in den 30er Jahren des 19. Jh. die Transkription der Berlioz-Sinfonie öffentlich gespielt worden, ebenso Chopins op.35 in den 40er Jahren (und keine Quelle bemerkt da Langsamkeit oder Zaghaftigkeit etc.) - - es gab Instrumente, die sowas überlebten. Beim berühmten "Pariser Wettkampf" (den abwechselnden Konzerten von Thalberg und Liszt) sind die Flügel nicht reihenweise kaputt gemacht worden. ---- Mich interessieren die Instrumente, die damals schon den extremen Ansprüchen gewachsen waren (vermutlich mit etwas weniger Klangdauer und -stärke als heute), und der Grund dafür ist ganz einfach: Liszt z.B. spielte seine Sachen öffentlich oft genug, dafür war er berühmt, und er hat sie als Praktiker geschrieben - er hat sie nicht zum Klaviere kaputt machen geschrieben.

Originalklang? Originalinstrumente? Am interessantesten müssten die sein, die bei sowas nicht in die Brüche gingen - dann könnte man sich evtl. Gedanken darüber machen, welches Klangbild die Komponisten wahrscheinlich in dieser Zeit hatten.


Man könnte narürlich bei dieser Argumentation auch das Pferd anders herum aufzäumen: da ja Liszt seine Kompositionen oft genug gespielt hat und die Instrumente eben nicht reihenweise, sondern nur ab und zu :p kaputt gingen, könnte es sein, dass er eben anders gespielt hat als heutige Tastenlöwen :D . Also eher Rückschlüsse auf die Spielweise der damaligen Pianisten auf den nicht so belastbaren Instrumenten ziehen und so rum auf das entsprechende Klangbild kommen. Frage wäre dann, ob Liszt die Möglichkeiten der heutigen Instrumente ausnutzen oder ob er sich ob des "Einheitsbreis" o.ä. leicht angewidert abwenden würde. Oder beides. :p

Es wäre doch wirklich spannend zu wissen, wie auf einem 1836 Pleyel sehr virtuose Stücke gespielt wurden und geklungen haben. Als Light-Version?

Liebe Grüße

chiarina
 
...aber ich kann verstehen, dass Du zur Schonung eine gewisse Repertoireauswahl triffst - und ich bin sicher, dass es auch ein paar Chopinsachen gibt, die Deinem 1836er Pleyel besser nicht zugemutet werden sollten.

Wenn man die Chopinsachen auf einem 1836er Pleyel-Flügel in der Spielweise spielt, die Meister Chopin persönlich von mehreren als glaubhaft einzustufenden Zeitzeugen unabhängig voneinander an den Tag gelegt hat, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass der Flügel darunter zu leiden hat oder kaputt geht. Vielleicht muß man ja auf so einem Flügel gar nicht so extrem herumdonnern, sondern findet alle Klangnuancen, die man haben will, in einem insgesamt etwas leiserem Bereich?
Von daher fände ich es wie Chiarina auch sehr spannend, mal Chopins Sonaten, Etüden & Co. in entsprechender Spielweise auf so einem alten Pleyel-Flügel zu hören.

Davon abgesehen, befürchte ich auch, dass Rolf mit seiner Aussage recht hat, dass ein Flügel von 1836 eben wahrscheinlich heute beträchtlich anders klingt als er 1836 geklungen hat. Weil: ich hatte in Hannover mal die Gelegenheit, einen 100 Jahre alten (restaurierten!) Steinway-B und einen neuen Steinway-B im direkten Vergleich nebeneinander, anzuspielen. Die Maße und Bauweise haben sich meiner Meinung nach nicht so dramatisch geändert, wie sich die Klänge beider Steinways unterschieden haben. Der 100 Jahre alte Steinway klang vor allem wärmer und weicher. Ich habe das Gefühl, dass das die allgemeine Grundtendenz aller Klaviere ist im Zuge der Alterung, in welche Richtung der Klang sich ändert (was natürlich von anderen klangbeeinflussenden Faktoren noch überlagert wird - verhärtete Filze/Leder usw). Von daher darf man wohl den Schluß ziehen, dass es sich bei einem alten Pleyel-Flügel ähnlich verhalten wird bzgl. Klangbeeinflussung durch Alterung.
 
...ich hatte in Hannover mal die Gelegenheit, einen 100 Jahre alten (restaurierten!) Steinway-B und einen neuen Steinway-B im direkten Vergleich nebeneinander, anzuspielen. Die Maße und Bauweise haben sich meiner Meinung nach nicht so dramatisch geändert, wie sich die Klänge beider Steinways unterschieden haben. Der 100 Jahre alte Steinway klang vor allem wärmer und weicher...

Kann man so verallgemeinern?
-> Bei einem mir bekannten Steinway-A von 1912 wurden lediglich die Hämmer neu befilzt und intoniert. Alles andere wurde belassen. Die Stimmhaltung ist immer noch gegeben. Die Bodenrisse haben offensichtlich keinen Einfluß.
Hier ist das Ergebnis ganz anders, das Instrument klang vorher matt und dumpf, jetzt ist der Flügel für meinen Geschmack schon fast zu brillliant geworden.
Ich denke die gekonnte Bearbeitung der Hammerköpfe - von einem echten Profi - läßt einen sehr weiten Spielraum zu.
Gruß
Toni
 
Kann man so verallgemeinern?
-> Bei einem mir bekannten Steinway-A von 1912 wurden lediglich die Hämmer neu befilzt und intoniert. Alles andere wurde belassen. Die Stimmhaltung ist immer noch gegeben. Die Bodenrisse haben offensichtlich keinen Einfluß.
Hier ist das Ergebnis ganz anders, das Instrument klang vorher matt und dumpf, jetzt ist der Flügel für meinen Geschmack schon fast zu brillliant geworden.
Ich denke die gekonnte Bearbeitung der Hammerköpfe - von einem echten Profi - läßt einen sehr weiten Spielraum zu.

Die dramatischen Klangänderungen, die man durch Intonationsänderungen an den Hammeköpfen durchführen kann, möchte ich natürlich nicht in Abrede stellen.

Der von mir angespielte 100 Jahre alte Steinway hatte eine komplett neue Renner-Mechanik eingebaut bekommen und ist intoniert worden von jemandem, der sein Handwerk bei S&S in Hamburg gelernt hatte. Von daher, bei gleicher Bauform (der neue Flügel war auch ein B-Modell) schien mir eine Vergleichbarkeit gegeben. Diesen ziemlich starken unterschiedlichen Klangeindruck (bei dem der 100 Jahre alte Flügel für mich positiver abschnitt) hatte mich bewogen, meinen 75-Jahre alten S&S-Flügel in die gleichen Hände zu legen mit kompletter akustischer Sanierung. Habe nun zu Hause keinen direkten Vergleich mehr, spüre aber die gleiche Tendenz warm/weich bei meinem eigenen Flügel gegenüber dem, was ich in einem Pianohaus bei Neuinstrumenten höre.

Ob man das verallgemeinern kann, weiß ich nicht. Wage nur eben die Vermutung, dass sich der Klang eines 170 Jahre alten Pleyel-Flügel ebenfalls entsprechend im Klangbild geändert haben könnte.
 
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Moin!

Man könnte natürlich bei dieser Argumentation auch das Pferd anders herum aufzäumen:
Da ja Liszt seine Kompositionen oft genug gespielt hat und die Instrumente eben nicht reihenweise,
sondern nur ab und zu kaputt gingen, könnte es sein, dass er eben anders gespielt hat
als heutige Tastenlöwen
.

Vielleicht muß man ja auf so einem Flügel gar nicht so extrem herumdonnern,
sondern findet alle Klangnuancen, die man haben will,
in einem insgesamt etwas leiseren Bereich
?

Ein und derselbe Gedanke, unterschiedlich formuliert!

Von Alexander Glasunow ist ein Bericht über Liszts Klavierspiel überliefert,
den ich leider nur aus dem Gedächtnis zitieren kann, weil mir das entsprechende Buch fehlt.
Sinngemäß sagt Glasunow, Liszts Spiel sei - in glattem Gegensatz
zu dem ihm vorauseilenden Ruf - ungeheuer vergeistigt und verinnerlicht gewesen.
Auch wenn es nicht gerade die Transkription der "Symphonie fantastique" gewesen ist,
die Liszt in dem Konzert zum besten gegeben hatte, sollte man solche Ohrenzeugenberichte
ernstnehmen.

Als Ergänzung noch einmal zwei Zeugnisse von und über Debussy,
der seinen ersten Klavierunterricht bei der Chopin-Schülerin Mauté de Fleurville hatte.

Zitat von E.Robert Schmitz:

Zu Debussys Obsessionen im Klavierspiel gehörte damals das Crescendo.
Er favorisierte die leichten Crescendi, ein ppp, das lediglich in ein pp übergeht.

Zitat von Marguerite Long:

Es gab keinen zweiten Pianisten, der so spielte wie Debussy. [...]
Er glitt mit einer merkwürdigen, nachdrücklichen Sanftheit über die Tasten
und erzielte dadurch eine außerordentliche Ausdruckskraft. Hier lag der Schlüssel zum Geheimnis,
zu der pianistischen Rätselhaftigkeit seiner Musik. Dies machte Debussys individuelle Technik aus.
Die Sanftheit, verbunden mit ständigem Druck, verlieh dem Klang die Farbe,
die nur er dem Klavier zu entlocken vermochte. Er spielte meist mit halb-schattierten Tönen,
aber gleichzeitig, wie Chopin, ohne Härte im Anschlag. Gänzlich eingenommen
von Chopins Methode, vorallem von Chopins Art der Phrasierung, behauptete er gern,
er nutze sich die Hände ab an der posthum herausgegebenen Etude in As des polnischen Meisters,
den er mit Bach und Liszt auf eine Stufe stellte. Die Skala der Abstufungsvielfalt
in der Lautstärke reicht von einem dreifachen pianissimo bis forte,
und zwar ohne Beeinträchtigung der Klangfülle
, ohne Verlust der harmonischen Feinheiten.
Wie Chopin betrachtete er den Pedalgebrauch als eine Art "Atemvorgang".
Er hatte diese Technik in ihren Feinheiten auch bei Liszt festgestellt,
den er in Rom spielen hörte
.

Gruß, Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielen Dank, Gomez, für die Zeitzeugen-Zitate zur Spielweise Debussy's!

Bzgl. des Rufes über die Spielweise Liszts mußte ich jedoch unwillkürrlich an eine Karrikatur, gemacht vom Sohn von George Sand, denken. Da äußert sich Chopin über die Spielweise Liszts (zumindest hat es Maurice hingeschrieben). Es ist auf der Titelseite des Buches von Eigeldinger über Chopin, hier ist der Link:

Chopin über Liszts Spielweise

Übersetzt heißt es wohl etwa so "Das ist das Spiel von Liszt! Es ist nicht geeignet, die menschliche Stimme zu begleiten" :D:D:D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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