Genau das gilt eben umso mehr für unmusikalische Technikübungen.
Je mehr man in eine Übung reinpackt desto mehr verwässert das Übungsziel des einzelnen Aspekts. Zu Ende gedacht hieße das, dass du weder Technikübungen, noch Aufwärmübungen bräuchtest. Warum nicht gleich La Campanella üben? Ist imo falsch. Eine Übung sollte so einfach wie möglich sein und so reduziert wie möglich, also ohne kompositorischen Anspruch usw..
Für welche Art von Musik braucht man das?
Für alle mir bekannten.
Ziel der Übung ist es volle Kontrolle über den Ton zu haben. Egal mit welchem Finger, egal von welchem Startpunkt aus gespielt, egal welcher Ton. Wenn du es schaffst jeden Ton im Hanon gleich laut gleich (wohl)klingend zu spielen hast du volle Kontrolle über den Ton.
Das hilft dir dann auch jedes KLavierstück mit dem von dir gewünschten Klang und Ausdruck zu spielen, nicht nur ein Stück dessen Technik du gleich "musikalisch" üben willst. Denn dann kannst du nur das Stück in der Art, wie du es geübt hast.
Die vermeintliche Musikalität, also Creshendi oder so etwas in Hanon reinzubringen oder dem einen kompositiorischen Stellenwert zu geben führt vom Ziel weg. Einfachheit und Konzentration ist gefragt.
Czerny empfinde ich überhaupt nicht als altbacken - Hanon schon eher. Mit Czerny kann ich eine Menge Spaß haben.
Den Spaß gönne ich dir aber da ist jeder anders.
Und das, was oben genannt wurde, Klang, Lockerheit, Anschlag etc., das übt sich doch viel schöner und musikalischer z.B. mit den kleinen Gurlitt-Stücken, dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, den Notenbüchlein von Leopold Mozart, den Scènes enfantines von Mel Bonis, um nur einiges zu nennen.
Aber da geht der Fokus verloren. Da übst du eben ein Musikstück und machst keine Übung oder übst nur das für das Stück. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Nö! Da nehme ich lieber was Einfaches vom Mozart.
Das kannst Du gerne machen, ich finde es aber unschön dem Mozartstück so etwas anzutun. Bei einem schönen Stück fällt es mir schwer mich zu fokussieren und gegen mein Gefühl alles gleich oder alles anders zu spielen.
Ja was denn für ein Klang? Wenn das Ziel ist, am Ende so zu klingen wie ein Synthesizer, dann mag Hanon seine Daseinsberechtigung haben.
Die Kontrolle über den Klang. Wie oben bereist gesagt.
Und es gibt! keine! reine! Technik! *schreibrüll*. Technik ist von Musik nicht zu trennen. Das ist ja der riesige Fehler bei Hanon. Die Musik bestimmt die nötige Technik.
Es gibt sie doch. Oder wir haben eine andere Auffassung von Musik. Was mein 6-jähriger Nachwuchs am Anfang auf dem Klavier macht ist imo nicht musikalisch. Da muss erst eine gewisse Grundfertigkeit aka Technik geübt werden. Das gleiche gilt auf anderer Ebene auch für Fortgeschrittene.
Eine falsche Technik kann dazu führen, dass Du nicht voran kommst. Dann hilft es zurück auf Anfang und sich auf die Basics zu konzentrieren, die bei einem guten Hanontraining trainiert werden. Haltung, Atem, Lockerheit ohne jegliche Ablenkung. Also am besten immer gleich mitmachen, nicht erst, wenn es zu spät ist.
Das wäre ja sonst wie Auto fahren lernen ohne Straße (wir lernen jetzt, unter Laborbedingungen 100 km immer geradeaus mit exakt 33 km/h zu fahren). Kann man sicher machen aber wozu???
Die Vergleiche werden nicht besser, das führt zu nichts.
Das hinkt ja nun gewaltig. Das Ausdauer- und allgemeine Fitnesstraining, das einem Rennfahrer nützt, nützt auch einem Tänzer oder Musiker.
Genau. Und wenn man das am Gerät machen kann umso besser.
Das Geraudeausfahren ist Training am Gerät. Genau wie rein technische Klavierübungen am Gerät. Da ist die Vergleichbarkeit.
Die sehe ich leider nicht.
Und noch mal dazu, dass das für den Lehrer vermeintlich einfacher Unterricht ist, ich empfände das als Folter und kann daher verstehen, dass das einige hier vertretene Lehrer verteufeln.