In Gesamtausgaben werden diese Stücke eher stiefmütterlich behandelt. Ich habe beispielsweise fünf sogenannte Gesamteinspielungen der Klavierwerke von Rachmaninoff. Nur zwei davon enthalten die Gemeinschaftskomposition. Die anderen drei sind auch ansonsten nicht vollständig. Bei dieser Gemeinschaftskomposition muss man hinzufügen, dass zum Zeitpunkt der Niederschrift Rachmaninoff ca. 20 Jahre alt war und im Gegensatz zu den anderen noch ein Unbekannter. Damit ist diese Komposition wohl auch als eine wohlwollende Indizierung der moskauer Komponisten zu bewerten, dass Rachmaninoff von nun an einer der ihren war, vielleicht eine Art Ritterschlag. Da die Stücke auf dem Papier exakt gleich lang sind, wird es deutlich, dass hier vorher eine präzise Absprache erfolgt war. Man sieht, dass die Motivation und Art ihrer Entstehung sehr unterschiedlich ist und teilweise gar nicht vergleichbar ist. Der Komponist ist damit nicht frei in seiner Arbeit, sondern muss sich anderen Kollegen anpassen und sein Werk in einen mehr oder weniger fremden Kontext integrieren. Von Beginn an ist klar, dass die Meriten am Ende geteilt werden. Letzteres dürfte weniger inspirierend sein. All das macht diese Kompositionen zu etwas Eigenständigem. Ist eigentlich schon einmal jemand auf die Idee gekommen, ein Konzeptalbum ausschließlich mit Gemeinschaftskompositionen zu produzieren oder ein solches Konzertprogramm zu realisieren?
Für den Klavierspieler bedeutet das, dass er die Möglichkeit hat, innerhalb einer Komposition mehrere Komponisten kennzulernen.
Gemeinschaftskompositionen gibt es übrigens auch im Jazz und am Broadway.