Troubadix
Dorfpolizist
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Leoš Janaček – Tema con variationi (Zdenka Variationen)
Janaček war zu Lebzeiten der berühmteste, tschechische Komponist. Für seine Klavierwerke ist er jedoch nur wenig bekannt geworden (am bekanntesten ist wohl noch sein Zyklus „Auf verwachsenem Pfad“) und dafür gibt es einen einfachen Grund: Sie sind eher eine Randerscheinung (was nicht heißen soll, dass sie schlecht wären) bei ihm, denen er selber nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Nach eigener Aussage interessierten ihn schon in jungen Jahren groß besetzte Vokal- und Instrumentalwerke sehr viel mehr, als Klaviermusik. Seine musikalische Ausbildung begann dank seiner schönen Sopranstimme als Sängerknabe im Stift des Klosters in Brünn. Klavierspielen wurde zwar unterrichtet, spielte aber keine sonderlich große Rolle. Janaček sagte, Klavierspielen lernte dort “einer vom anderen”. Als Janaček 12 war starb sein Vater und ließ die Familie so arm zurück, dass man sich kein Klavier leisten konnte, als er 1874 in die Prager Orgelschule aufgenommen wurde. Er schreibt über diese Zeit: „Mit Kreide malte ich Klaviertasten auf den Tisch. Die Finger lernten nach Bachs Präludien und Fugen über diese ‚Tasten‘ zu laufen. Wie qualvoll, dürstete ich doch nach dem lebendigen Ton! Ein Klavier leihen? Wo sollte ich das Geld hernehmen? Aber eines Tages, wie vom Himmel gefallen, stand das Klavier in meinem Zimmerchen […] Am Ende des Schuljahrs verschwand das Klavier aus meiner Wohnung, ebenso unauffällig.“
Was macht man, wenn man kein Geld hat? Man sucht sich einen reichen Partner! ;) Janaček verliebte sich in seine Schülerin, die zehn Jahre jüngere Zdenka Schulzová. Deren wohlhabende Familie ermöglichte Janaček das Studium in Leipzig und Wien, wohl nicht zuletzt, um ihn wenigstens noch eine Zeit von der blutjungen Zdenka fernzuhalten. Obwohl in Leipzig großer Wert auf das Klavierspiel gelegt wurde, interessierte ihn das herzlich wenig. Er stellte fest, dass er nie ein reisender Virtuose werden wolle. „…ich glaube, dass mein Wirken das Komponieren sein wird und dann wird mir wohl wenig am Klavierspiel liegen.“ Dennoch komponierte er in Leipzig 1880 sein erstes bedeutendes Klavierwerk, ein Thema mit sieben Variationen. Das Werk erhielt die Opuszahl 1 und er widmete es seiner geliebten Zdenka. In einem Brief an Zdenka schrieb er: „Heute war ich schon bald auf. Um 7 1/2 machte ich schon, obwohl ungewaschen noch, ein Thema zu Variationen… Es fiel mir das Thema im Bett ein, ich sprang auf, warf mir die Uhr auf die Erde, sie ist aber ganz geblieben, reiste mir die Hose, die ich anziehen wollte beinahe total entzwei, nehme eine andere und – schrieb das Thema auf; es ist nett und wird sich gut variieren lassen.“ Nach nur drei Wochen war die Komposition fertig.
Das Stück beginnt mit einem Thema in B-dur bestehend aus 16 Takten. Schaut man sich das weitere Schaffen von Janaček an, so kann man diese Musik eigentlich noch nicht als typisch für Janaček bezeichen, dennoch handelt es sich um ein sehr wohlklingendes, zartes Andante-Thema, dass wie das gesamte Werk ganz im Geiste von Brahms und Schumann steht. Die Variationen sind überwiegend im gemäßigten Tempo gehalten, nur in der zweiten Variation und im Finale wird Fahrt aufgenommen. Ein Vorteil dieses Werkes ist, dass es auch für fortgeschrittene Amateure machbar ist und es dabei auch wert ist, gespielt zu werden. Wolters schreibt, es handle sich um ein schönes, liedhaftes Thema mit sieben fantasievollen, doch nie überladenen Variationen und dass nur die letzte Variation höhere pianistische Anforderungen stellen würde (Schwierigkeitsstufe 10 von 15).
Auch Zdenka müssen die Variationen gefallen haben, denn nach Janačeks Rückkehr nach dem nur zweimonatigen Aufenthalt in Wien heiratete die damals sechzehnjährig Zdenka ihn. Das Hochzeitsgeschenk war eine vollständig eingerichtete Wohnung, zu der nun auch endlich ein Ehrbar-Flügel gehörte. :)
Leoš Janaček – Tema con variation
(die beste Aufnahme des Stückes, die ich kenne, ist die Einspielung der Polin Ewa Kupiec)
Hier sind die Noten!
Viele Grüße!
Janaček war zu Lebzeiten der berühmteste, tschechische Komponist. Für seine Klavierwerke ist er jedoch nur wenig bekannt geworden (am bekanntesten ist wohl noch sein Zyklus „Auf verwachsenem Pfad“) und dafür gibt es einen einfachen Grund: Sie sind eher eine Randerscheinung (was nicht heißen soll, dass sie schlecht wären) bei ihm, denen er selber nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Nach eigener Aussage interessierten ihn schon in jungen Jahren groß besetzte Vokal- und Instrumentalwerke sehr viel mehr, als Klaviermusik. Seine musikalische Ausbildung begann dank seiner schönen Sopranstimme als Sängerknabe im Stift des Klosters in Brünn. Klavierspielen wurde zwar unterrichtet, spielte aber keine sonderlich große Rolle. Janaček sagte, Klavierspielen lernte dort “einer vom anderen”. Als Janaček 12 war starb sein Vater und ließ die Familie so arm zurück, dass man sich kein Klavier leisten konnte, als er 1874 in die Prager Orgelschule aufgenommen wurde. Er schreibt über diese Zeit: „Mit Kreide malte ich Klaviertasten auf den Tisch. Die Finger lernten nach Bachs Präludien und Fugen über diese ‚Tasten‘ zu laufen. Wie qualvoll, dürstete ich doch nach dem lebendigen Ton! Ein Klavier leihen? Wo sollte ich das Geld hernehmen? Aber eines Tages, wie vom Himmel gefallen, stand das Klavier in meinem Zimmerchen […] Am Ende des Schuljahrs verschwand das Klavier aus meiner Wohnung, ebenso unauffällig.“
Was macht man, wenn man kein Geld hat? Man sucht sich einen reichen Partner! ;) Janaček verliebte sich in seine Schülerin, die zehn Jahre jüngere Zdenka Schulzová. Deren wohlhabende Familie ermöglichte Janaček das Studium in Leipzig und Wien, wohl nicht zuletzt, um ihn wenigstens noch eine Zeit von der blutjungen Zdenka fernzuhalten. Obwohl in Leipzig großer Wert auf das Klavierspiel gelegt wurde, interessierte ihn das herzlich wenig. Er stellte fest, dass er nie ein reisender Virtuose werden wolle. „…ich glaube, dass mein Wirken das Komponieren sein wird und dann wird mir wohl wenig am Klavierspiel liegen.“ Dennoch komponierte er in Leipzig 1880 sein erstes bedeutendes Klavierwerk, ein Thema mit sieben Variationen. Das Werk erhielt die Opuszahl 1 und er widmete es seiner geliebten Zdenka. In einem Brief an Zdenka schrieb er: „Heute war ich schon bald auf. Um 7 1/2 machte ich schon, obwohl ungewaschen noch, ein Thema zu Variationen… Es fiel mir das Thema im Bett ein, ich sprang auf, warf mir die Uhr auf die Erde, sie ist aber ganz geblieben, reiste mir die Hose, die ich anziehen wollte beinahe total entzwei, nehme eine andere und – schrieb das Thema auf; es ist nett und wird sich gut variieren lassen.“ Nach nur drei Wochen war die Komposition fertig.
Das Stück beginnt mit einem Thema in B-dur bestehend aus 16 Takten. Schaut man sich das weitere Schaffen von Janaček an, so kann man diese Musik eigentlich noch nicht als typisch für Janaček bezeichen, dennoch handelt es sich um ein sehr wohlklingendes, zartes Andante-Thema, dass wie das gesamte Werk ganz im Geiste von Brahms und Schumann steht. Die Variationen sind überwiegend im gemäßigten Tempo gehalten, nur in der zweiten Variation und im Finale wird Fahrt aufgenommen. Ein Vorteil dieses Werkes ist, dass es auch für fortgeschrittene Amateure machbar ist und es dabei auch wert ist, gespielt zu werden. Wolters schreibt, es handle sich um ein schönes, liedhaftes Thema mit sieben fantasievollen, doch nie überladenen Variationen und dass nur die letzte Variation höhere pianistische Anforderungen stellen würde (Schwierigkeitsstufe 10 von 15).
Auch Zdenka müssen die Variationen gefallen haben, denn nach Janačeks Rückkehr nach dem nur zweimonatigen Aufenthalt in Wien heiratete die damals sechzehnjährig Zdenka ihn. Das Hochzeitsgeschenk war eine vollständig eingerichtete Wohnung, zu der nun auch endlich ein Ehrbar-Flügel gehörte. :)
Leoš Janaček – Tema con variation
(die beste Aufnahme des Stückes, die ich kenne, ist die Einspielung der Polin Ewa Kupiec)
Hier sind die Noten!
Viele Grüße!