Ich würde gerne die beiden Empfehlungen PIANOVUM und BAYREUTH nochmal unterstreichen. Sobald Reisen wieder möglich ist...
Bei Pianovum kannst Du Fazioli, Steingraeber und Steinway vergleichen und sogar ein paar Budgetfreundliche August Förster anspielen. Die technischen Fähigkeiten des Pianohauses haben ein sehr guten Ruf. Es gibt immer Neu- und Gebrauchtinstrumente und ich bin sicher, dass Du in dem genannten Budgetrahmen dort eine tolle Auswahl findest.
Bayreuth lohnt sich unbedingt, um die verschiedenen Steingraeber-Modelle zu probieren. Bei Neuinstrumenten sehe ich schon einen klaren Markenunterschied, der natürlich bei gebrauchten Instrumenten mehr und mehr von der individuellen Pflege abhängt. Größere Unterschiede gibt es bei großen Manufakturen wie Steinway und vielleicht auch Bechstein. Die einen schwärmen von der Unterschiedlichkeit, Zyniker würden das vielleicht sogar als Qualitätsproblem beschreiben. Ich habe zumindest mehr schlechte als gute Steinways gespielt, weswegen ich gerade dort nicht nach der Marke suchen würde, sondern nach DEM Flügel. Natürlich gibt es sehr gute Steinway B, aber wahrscheinlich noch mehr, die einfach nur teuer sind und mit anderen Top-Fabrikaten nicht mithalten können. Marke ist nicht alles.
Bei den kleinen Herstellern mit 100-200 Instrumenten im Jahr hat man natürlich weniger Statistik, aber ich habe dort auch noch nie einen schlechten Flügel erlebt oder etwas, das von der Markenphilosophie abweicht. Ich glaube, da ist die Streuung wesentlich kleiner, da mehr oder weniger die gleichen Mitarbeiter stets etwas ähnliches machen und die Auswahl der Edukte weniger Zukäufe aus unterschiedlichen Quellen erfordert.
Grundsätzlich zu entscheiden wären also Budget, Länge und Dein Spielgefühl und Klangideal (von äußeren Werten wir Farbe usw mal abgesehen). Budget scheint ja doch eine erfreulich tolle Auswahl zuzulassen, die Spielgefühl und Klangideal sicher Realität werden lassen. Bei der Länge würde ich auch dringend zu 2m plus X raten. Ich persönlich empfinde da bei fast allen Fabrikaten eine Art klanglichen Quantensprung. Der kleine Fazioli ist da vielleicht eine löbliche Ausnahme. Der angesprochene 170er Steingraeber ist zwar auf seine Art und für seine Größe schön, aber das Klangerlebnis des 212 kann er nicht im Ansatz bieten. Wäre ja auch ein Wunder.
Beim Klangideal musst Du halt herausfinden, ob Du es eher klar, präzise und etwas heller magst (Bechstein, Yamaha, neue Steinways), etwas mittenbetonter (Shigeru-Kawai, eventuell Förster), voller, glockiger und trotzdem klar (Steingräber, Fazioli) oder wohlig warm bis romantisch (Bösendorfer, Blüthner). Es gibt bei gebrauchten, unterschiedlich intonierten Flügeln natürlich Schattierungen, aber wie oben geschrieben, habe ich bisher noch keinen Yamaha gehört, den ich mit einem Bösendorfer verwechselt hätte (von eigenen Hördefiziten abgesehen
).