Moderne Mechanik meint Doppelrepetitionsmechanik, also:
keine Bösendorfer Wiener Mechanik, keine Blüthner Patent und auch kein Bechstein mit Wippen.
Die lassen sich zwar wenn sie gut reguliert sind auch hinreichend gut spielen, aber dazu braucht man dann den passenden Stimmer.
Mechaniken sind vor allem eins: Geschmackssache. Egal von welchem Hersteller sie kommt - ist sie nicht gut reguliert, dann macht sie keinen Spaß und entwertet damit den Flügel.
Es gibt herrlicher Bösendorfer aus den 1890ern, die mit einer gut regulierten Wiener Mechanik einen unmittelbar vergessen lassen, dass es eben keine 'moderne' Mechanik ist, aber durch Präzision und dynamische Bandbreite zu begeistern weiß.
Modern in Anführungsstrichen deswegen, weil wir uns mittlerweile im Jahr 201 nach Erfindung der Doppelrepetitionsmechanik durch Sebastian Erhardt, Verzeihung Sébastien Érard, befinden und über einen verdammt langen Zeitraum verschiedenste Mechaniken verbaut und genutzt wurden und in diesem Zeitraum das Gros der heute gängigen Klavierliteratur ab der Frühromantik entstanden ist - auf allen möglichen Flügeln.
Ich bin kein großer Blüthner-Fan, aber einen Flügel aus 1864 mit Patentmechanik kenne ich ganz gut und hier gilt genau das gleiche wie beim Bösendorfer mit der Wiener Mechanik: Gut reguliert machen solche Instrumente Spaß, wenn sie nicht eh schon an anderer Stelle bastardisiert worden sind.
Über die Historie der Bechstein-Mechaniken wurde ja schon einiges verlinkt - und hier muß ich Cai deutlich widersprechen. Eine gut regulierte Wippen-Mechanik spielt sich nicht hinreichend gut, sondern traumhaft gut. Dass man zur Regulierung einen Spezialschraubenzieher braucht - geschenkt. Den besorgt man sich einmal, lernt damit umzugehen und das darf man einem Klavierbauer durchaus zu trauen. Was genau es damit auf sich hat, ist in diesem Video schön erklärt:
Diese Wippen-Mechaniken wurden bei Bechstein in den Konzertflügeln noch bis 1953 verbaut; dass man zu diesem Zeitpunkt dann in der Fabrik auf eine Standardisierung über alle Modelle hinweg umschwenkte, ist der Notwendigkeit einer Optimierung der Herstellung geschuldet.
Was man in dem Kontext vermeiden sollte - und das gilt nicht nur für Bechsteins: Behaltet die originale Mechanik bei und ersetzt sie nicht einfach durch komplett neue Komponenten wie Hebeglieder, Piloten, Sattel, Fänger, Hammerköpfe. Die ganzen Massenverhältnisse einer Mechanik ändern sich bei solchen Modifikationen, mit teilweise geradezu grotesken Ergebnissen, wie ich im Thread zu meinem Steinway zeigen konnte.
Mit meinen Erfahrungen der letzten 5 Jahre würde ich nur noch nach einem unverbastelten Instrument suchen und einen Klavierbauer meines Vertrauens damit beauftragen, das soweit wie möglich wieder in den Originalzustand zu versetzen und notwendig zu ersetzende Teile mit Bedacht auszuwählen. Klavierland.at in Hainburg/Österreich ist hier bereits erwähnt worden und in Deutschland kann ich in dieser Hinsicht die Gebrüder Rothe nahe Darmstadt und das Klavieratelier von Tobias Schmid in Lychem bei Berlin empfehlen.