Das Abziehen der Finger separiert aber die Töne in ihrer Abfolge, je nach Weg und Zeit auf der Taste stärker oder schwächer, vermittelt auf einem modernen Instrument eine Art Cembalocharakter. Vergleichbar dem Leggieramente Stil.Auf den einzelnen Ton kommt es dabei eigentlich weniger an. Die Abziehbewegung ist prinzipiell auch schneller als die Hämmerchenbewegung ( Auf und ab und wieder zurück zu neutral ) und erlaubt eine viel gleichmäßigere und perlende Passage.
Ja, wobei damit allerdings nicht nur "Cembalocharakter" hervorgerufen wird: man kann das schon bei den Repetitionen in der Coda von Tschaikowskis "neapolitanischem Volkslied" (Jugendalbum) lernen (hier wird man selbst in diesem "Anfängerstück" das erforderliche Tempo für die Coda nicht erreichen, wenn mandie Repetitionen mit "Hämmerchenbewegung" spielt.
Nebenbei: je leiser man dieses "schnellen / abziehen / zupfen / kratzen" auf einem heutigen Instrument haben will, umso weniger tief bewegen sich die zupfenden Fingerkuppen in die Tasten hinein.
Wenn man das (perlendes leggierro / non legato / staccato) einmal kann, gibt es nur noch eine Gefahr: dass man
zu schnell spielt, wo es gar nicht so schnell sein muss (etliche motorische Mozartpassagen) -- eine Gefahr, die allerdings angenehmer ist, als nicht schnell genug spielen zu können ;):)
Wie schon mal gesagt: wenn man genau hinschaut, kann man bei Horowitz sehen, dass und wie er genau diese Bewegungsweise ausführt - völlig natürlich und selbstverständlich. (Scarlatti Longo 23, Schubert/Liszt Soiree de Vienne 6, Mozart KV 330, Moszkowski Etincelles im Moskauer Konzert, von dem es ja Videomitschnitte gibt, zeigen das alle Nase lang überdeutlich)
...man könnte nun sagen: jaa, der Horowitz, der hat ja sowieso seine eigenen Marotten - dem mag so sein, aber amit seinen angeblichen Marotten holt er mehr Klangfarben und Expression aus dem schwarzen Kasten heraus als die meisten anderen: also wird da schon was dran sein (um nicht zu sagen, dass der alte Horowitz technisch und musikalisch der Perfektion öfter nahe kam als die meisten) ---
hören kann man diese leggierro Spielweise übrigens auch bei vielen anderen alten Aufnahmen, auch wenn es da kaum Fernsehaufzeichnungen gibt (Skrjabin selber, Goldenweiser, Feinberg, Judina, Haskil, Lipatti, Erdmann und und und)