Es reicht! Es reicht wirklich!

Wenn der Organist spielt, der das Hauptberuflich macht, dann erfährt er die geplanten Lieder am Anfang der Messe über den Anschlag der Nummern aus dem "Gotteslob". Das meiste spielt er auswendig. Wenn etwas selten Verlangtes dabei ist, dann nutzt er die Zeit zwischen den Liedern um die Noten aufzuschlagen und anzusehen. Das reicht ihm anscheinend als Vorbereitung.


Hab ich noch nie erlebt. Der Liedanzeiger wird meistens vom Organisten bedient. Normalerweise spricht man das vorher in der Sakristei ab. Und ich spiele höchst ungern auswendig. Ich habe immer ein Gesangbuch auf dem Notenpult stehen.
 
Eigentlich nichts, sollte man meinen. Ich habe zumindest auf katholischer Seite (da bin ich häufiger unterwegs) genügend Pfarrer erlebt, denen einfache Sachverhalte nicht klar zu machen sind. Soll man bei Akademikern gar nicht glauben. Aber vermutlich werden die in den Priesterseminaren seltsam sozialisiert und ihnen wird eingeimpft, sie sein etwas Besseres und müssten gegen den Rest der Welt und die schrecklichen Versuchungen kämpfen. Dabei gelingt dann ersteres besser als letzteres. Dann geht es nur um Macht, und wenn es die Macht ist, in einem anständig gemachten Liedplan doch noch 3 Lieder zu ändern. Ich befürchte, mit diesen weltfremden Persönlichkeiten schießt sich die Kirche leider endgültig ab.
Volltreffer, Axel. Und je größer der Priestermangel, umso schlimmer scheinen diese Symptome zu werden. Da wird eine Minderheit derart hofiert und elitär abgehoben, dass normale, vernunftbestimmte Verhaltensweisen durch elitär-autoritäres Auftreten abgelöst wird. Eigentlich ein Witz, da so genau das Gegenteil von dem herangezüchtet wird, was dem Wesen des christlichen Glaubens entspricht. Und daher wäre ein Ende dieser Art von Kirche, zumindest regional, sogar notwendig, damit sich etwas Neues, Authentisches entwickeln kann.
 
Und je größer der Priestermangel, umso schlimmer scheinen diese Symptome zu werden. Da wird eine Minderheit derart hofiert und elitär abgehoben, dass normale, vernunftbestimmte Verhaltensweisen durch elitär-autoritäres Auftreten abgelöst wird.

Diese Leute haben mit "normalem Leben" generell wenig zu tun. Das Bohei um die Lieder ist albern.

Unsere damalige Pfarrerin war notorisch schusselig. Wenn ihr mal wieder keine Lieder rechtzeitig eingefallen sind, nahm sie halt die Gassenhauer, die man sowieso fest im Repertoire hat. Drei Strophen, fertig.

Die Gemeinde singt sowieso lieber die bekannten Lieder und für den Organisten ist es leicht verdientes Geld.
 
Der Liedanzeiger wird meistens vom Organisten bedient. Normalerweise spricht man das vorher in der Sakristei ab.
In katholischen Kirchengemeinden verlässt man diese mit einem Liedzettel und begibt sich dann zur Orgel, von der aus der Liedanzeiger bedient wird. Ist ein solcher nicht vorhanden (Trauerhalle, Krankenhauskapelle etc.), werden die Liednummern eben auf andere Weise der Gemeinde bekanntgegeben. In evangelischen Kirchen gibt es noch die bewährte Stecktafel, auf der schon vor Beginn des Gottesdienstes alle Liednummern ersichtlich sind.

LG von Rheinkultur
 
Als Gottloser mit ev. sozialisierter besserer Hälfte schaffe ich es nur gelegentlich in die ev. Kirche ("Quotenheide") und kenne die Stecktafel. Wie habe ich mir einen von der Orgelempore aus fernzubedienenden Liedanzeiger vorzustellen? Ein großes LC-Display? Beamer auf der Empore und Leinwand überm Altar? Oder irgendein Gestänge analog zur Orgelmechanik?
 
Diese Leute haben mit "normalem Leben" generell wenig zu tun. Das Bohei um die Lieder ist albern.
Damit wäre auch ein Widerspruch in sich gegeben: Wäre der Geistlichkeit der theologische Gehalt der Liedtexte so wichtig, müsste die Liedauswahl bereits in einem frühen Stadium der Vorbereitung getroffen werden, um in den gesprochenen Abschnitten ohne liturgische Vorgabe des Wortlauts inhaltliche Bezüge herstellen zu können. Oder ist es so ziemlich austauschbar, was da gepredigt und gesungen wird? Dann wäre das eine Parallele zur Schwellenpädagogik: Beim Überschreiten der Schwelle des Hauses beginnt man gemütlich mit Überlegungen, was man heute so machen könnte, um die Zeit gefüllt zu bekommen...!

LG von Rheinkultur
 
:super: Dann wissen die Leute, was auf sie zukommt, und sie müssen nicht erst stundenlang suchen.
Sollte man meinen. Anhand des Papierraschelns während der Intonation vernimmt man unüberhörbar, dass viele Besucher trotzdem ziemlich lange brauchen, bis die richtige Seite aufgeschlagen ist. Auch das gehört zu den Aufgaben des Praktikers an den Tasten, nämlich das richtige Timing beim Orgelvorspiel draufzuhaben. Dass das für so manchen Vertretungskandidaten nicht selbstverständlich ist und einer gewissen Vorbereitung bedarf, sollte eigentlich klar sein.

LG von Rheinkultur
 
Wie habe ich mir einen von der Orgelempore aus fernzubedienenden Liedanzeiger vorzustellen?
Der Organist gibt die Zahlenkombinationen auf einer Art Fernbedienung ein, mit der ein Projektor angesteuert wird, der die Liednummern auf eine für die Gemeinde gut einsehbare Stelle an der Wand meist neben dem Altarraum projiziert.

LG von Rheinkultur
 

Damit wäre auch ein Widerspruch in sich gegeben: Wäre der Geistlichkeit der theologische Gehalt der Liedtexte so wichtig, müsste die Liedauswahl bereits in einem frühen Stadium der Vorbereitung getroffen werden

Der Normalfall ist ja eher (ev.):
- Das Thema der Predigt wird vorab mitgeteilt, damit man Vor- und Nachspiel anpassen kann.
- Der Pfarrer holt sich im Zweifelsfall liturgische Kompetenze vom Organisten ab bzw. sie überlegen gemeinsam, was passen könnte.

Spezialfall:
- Ich kenne da Organistin, die genau via Excel Buch führt, welche Lieder wann gesungen wuden. Auch, um Proxies Hinweise zu geben, welche Lieder oft gesungen wurden, welche ungewöhnlich und welche gänzlich unbekannt sind. Das hilft bei der liturgischen Planung ("Ja, hier möchten sie YYY, aber das Lied kennt hier keiner; ähnliche Aussage bietet ZZZ, sollen wir das nehmen?)
Mitunter muss isch ja auch einigen: Welche Melodie soll es sein!?

Selten:
- Der Pfarrer projiziert vorwarnungsfrei ein Bild an die Wand, die Geminde reflektiert darüber 2', der Organist möge bitte über dieses Bild frei improvisieren. So schon mehrere Male passiert, aber der Pfarrer kennt die Organistin, die kann das. :-)


Grüße
Häretiker
 
Mich haben Orgel und singen aus der Kirche verjagt. Dieser ewige Kampf Gemeinde gegen Orgel ist ja nicht auszuhalten. Gemeinde singt schneller als die Orgel oder Gemeinde leiert hinterher. Wenn man einen Guten an der Orgel hat gehts noch, sitzt so ein Grünschnabel an der Orgel ist schnelles abhauen angesagt.
 
Kirche ist für alte Leute und dafür ist auch die Orgelmusik, ich denke die meisten Dorforganisten sind gar nicht in der Lage z.B. Toccata und Fuge zu spielen weil es auch gar nicht verlangt wird. So werden halt nur langweilig Kirchenlieder gespielt, das wiederum treibt die Jungen aus der Kirche.
 
Kirche ist für alte Leute und dafür ist auch die Orgelmusik, ich denke die meisten Dorforganisten sind gar nicht in der Lage z.B. Toccata und Fuge zu spielen weil es auch gar nicht verlangt wird. So werden halt nur langweilig Kirchenlieder gespielt, das wiederum treibt die Jungen aus der Kirche.
Reymund, das klingt ja so, als ob die Kirche dann wieder von Jungvolk besucht wird, wenn alle Organisten BWV 565 spielen würden. Das können und tun ja auch viele, aber der Anteil älterer Besucher dominiert dennoch ganz erheblich. Auch Barockmusik und klassische Werke generell, dabei auch anspruchsvollere Werke ( wobei die 565 nun wirklich eine gewisse Virtuosität, aber keine Überflieger verlangt) sind m.E. nicht der Schlüssel zum Verjüngen der Kirche. Seit Jahrzehnten rackern sich Kirchenmusiker mit dem NGL ab, finden Seelsorgerinnen und Seelsorger jugendgerechte Formen mit Band, etc. Die Taizee-Gesänge transportieren dabei m.E. unabhängig von ihrer oftmals sentimentalen Seichtigkeit auch Spiritualität. Einen quantitativen Erfolg haben die Kirchen dabei nicht, vielleicht motivieren/inspirieren sie eine kleinere Gruppe junger Leute, die sich zu Katholiken, bzw. Jugend-und Kirchentagen versammeln, und den Nährboden für eine erneuerte Kirche bilden.
Eins aber ist ganz sicher: die Musik trägt die Spiritualität ganz erheblich, und ist wesentlicher Teil der Verkündigung. Und diese Funktion kann nur subjektiv wahr sein: wenn dich die Toccata anspricht, und mit einer transzendenten Wirklichkeit in Berührung bringt, dann ist diese Funktion erfüllt. Wenn bei Jugendlichen ein Sakro-Pop-Song das erreicht, hat sicher auch der sein gutes Recht. Devise: Nicht entweder-oder, sondern sowohl- als auch...
 
Kirche ist für alte Leute und dafür ist auch die Orgelmusik, ich denke die meisten Dorforganisten sind gar nicht in der Lage z.B. Toccata und Fuge zu spielen weil es auch gar nicht verlangt wird. So werden halt nur langweilig Kirchenlieder gespielt, das wiederum treibt die Jungen aus der Kirche.

Das halte ich für Unfug. Das ist so eine Haltung von Leutendes beginnenden 21. Jh., die sich mit solchen Kommentaren für unglaublich progressiv halten. Vor 50 Jahren waren eben durchaus auch junge Leute in der Kirche. Der bedauerliche Ist-Zustand stellt sicher keinen Beleg für ein gültiges Dogma dar. Dass daran grundsätzlich die Musik schuld sein soll, ist gleichfalls Quatsch. Man kann Choräle in verschiedenen Ausführungen spielen, auch qualitativ. Der worst case ist sicher ein Klavierspieler, der nicht wirklich Orgel spielen kann, 5 Strophen lang den gleichen - möglicherweise schlechten - Orgelbuchsatz spielt und dabei immer noch massenhaft Fehler und rhythmische Probleme produziert. Die Frage ist, wie viele Kirchenbesucher, die ja erst einmal nicht primär wegen des Orgelspiels sondern aus religiösen Gründen in die Kirche gehen, merken das überhaupt und haben die Vorstellungskraft, sich eine bessere Version des Gehörten zu wünschen. Da muss natürlich auch gesagt werden: Man bekommt, was man bezahlt. Wen es billig sein soll, klingt es auch so.
 

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