Lieber french-lesson.
vielleicht helfen noch folgende links:
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/das-erste-mal.14827/
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/zitternde-hand-beim-schuelerkonzert.17867/
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/lampenfieber.78/
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/vor-publikum-spielen.10394/
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/nervositaet-beim-vorspielen.11740/page-5#post-199133
https://www.clavio.de/klavierforum/threads/immer-wieder-die-zittrigen-haende.15240/#post-259681 .
Ich sehe dein Vorspiel keineswegs so negativ, dass nichts mehr ging. Im Gegenteil ging vor allem gegen Schluss eine ganze Menge! Das ist super und keineswegs selbstverständlich. Du hast es offensichtlich geschafft, während des Vorspiels mit der für dich ungewohnten Situation zurecht zu kommen und ich kann dir nur sagen, dass das beileibe nicht jedem gelingt. Aber auch wenn du alles "verkackt" :D hättest - das ist völlig normal und Teil des Erlebens, das sich Vorspielerfahrung nennt. Jeder, der vorspielt, lernt etwas daraus und man sollte diese Erfahrungen, auch wenn sie z.T. sehr unangenehm sind, nicht ausschließlich negativ bewerten. Man lernt daraus! Man kann lernen, sich in bestimmten Punkten noch besser vorzubereiten (eine gute Vorbereitung ist wichtig) und sich selbst bei Vorspielen nicht zu wichtig zu nehmen.
... wie zum Teufel kann ich voll dabei sein und gleichzeitig nicht denken??
Man sollte aber auch annehmen, was kommt!!! Sich nicht verbieten, an etwas nicht zu denken (klappt eh nicht :) ). Lampenfieber und kalte/zittrige Hände als normal annehmen! Nicht dagegen arbeiten!!! Verständnis für sich aufbringen, dass man gern gut da stehen möchte. Sich aber auch klar machen, dass man außerhalb der Musik steht, wenn man sich selbst und die eigene Leistung in den Fokus stellt (s. hasenbein und Fips) und dass ein Loslassen und ein Hineinversenken in die Musik, das eigene Zuhören, wichtig ist. Alle, die zuhören, Publikum und Interpret, werden beim Teilen der Musik, beim gemeinsamen Zuhören, eins. Eigentlich ist es kein Vor-spielen, ich empfinde es eher als ein Mit-spielen.
Schwierig wird's auch, wenn man genau so spielen will, wie man sich das vorgestellt hat. Vorspielen beinhaltet immer auch ein improvisatorisches Moment, welches für Spontanität und Unmittelbarkeit sehr wichtig ist. Schauen, was kommt und reagieren auf das, was kommt, gehört dazu. Aus einem vermeintlichen Fehler, z.B. wenn man eine Stelle seiner Meinung nach zu leise gespielt hat, kann etwas Neues und Unerwartetes entstehen. Meine Lehrerin sagte mir damals, wenn mir eine Stelle nicht gefallen hatte: "warte doch mal, was daraus entsteht. Versuche, aus dieser klanglichen Situation heraus so zu spielen, dass es trotzdem logisch ist." Es gibt keine 100% Zielerfüllung, die sagt, nur so oder so ist es richtig, nur so oder so muss es sein! Wir musizieren!
Sehr hilfreich sind ein paar technische Dinge, wie z.B. vorher tief in den Bauch atmen und bewusst ausatmen. Ein paar Tage vorher schon mal der Familie vorspielen, sich vielleicht auch vor dem Vorspiel so richtig nervös machen (dann wirkt das Vorspiel wie eine Erlösung :D) kann auch helfen. Während des Vorspiels ist der richtige Sitz enorm hilfreich: leider neigt man dazu, bei Angst immer näher an das Klavier zu rücken, was Armfreiheit etc. verhindert. Arme und Hände werden schwer - man klammert sich quasi angsterfüllt am Klavier fest. :D (ach ja, Humor kann generell auch nicht schaden! :)).
Im Gegenteil dazu ist eine aufrechte und freie Sitzhaltung sehr wichtig! Ich habe schon einmal das Bild eines Baumes benutzt, bei dem der Rumpf der Stamm ist, stabil, aber flexibel, bei dem die Arme die Äste sind, die frei schwingen, bei dem der Kopf die Krone ist, aufrecht und stolz. Beim Vorspiel neigt man dazu, sich eher zu ducken - es ist deshalb erforderlich, immer wieder vor allem bei Stellen, die einem schwer fallen, aber auch beim Anfang, sich die eigene Körperhaltung bewusst zu machen, sich bisweilen bewusst aufzurichten und zurückzunehmen, Arme und Hände leicht (!) zu machen und auf eine gute Armführung zu achten (da wird man am ehesten fest und das beeinflusst alles). Das Allerwichtigste zumindest für mich sind aber die Füße bzw. der Fußkontakt mit dem Boden! Besonders der linke Fuß - der rechte ist ja meist am Pedal - hat bei mir in der Regel intensiven Kontakt mit dem Boden, die Fußsohle verschmilzt sozusagen mit ihm und dadurch gewinnt man "Erdung", wenn ich das mal so sagen darf. Bei sehr virtuosen Stellen, aber nicht nur dort, gewinnt man dadurch eine große Stabilität. Die Füße, um bei der Metapher "Baum" zu bleiben, sind also die Wurzeln.
Und dann hilft Erfahrung. Jedes Vorspiel, egal ob ge- oder misslungen oder was dazwischen, ist ein wichtiger Erfahrungswert. Das Gute ist - es geht allen genauso und man findet viel Verständnis und Mitgefühl bei allen Vorspielenden. Man ist nicht allein und man sollte akzeptieren, dass immer unerwartete Dinge passieren.
Man kann aber nach und nach lernen, damit umzugehen.
Viel Freude dabei und liebe Grüße
chiarina