Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Hast du dich mal mit der Klaviermusik von Gabriel Fauré (Ravels Lehrer) beschäftigt? Ich finde die sehr interessant, und zumindest in Deutschland ist das eine Nische, in der du wenig Konkurrenz hast.
Zwei in pianistischen Kreisen weniger geläufige Namen seien genannt: Paul Dukas mit seiner Klaviersonate und Albéric Magnard mit gerade mal zwei Klavierwerken, die allerdings durchaus von Interesse sein dürften: Seine Drei Klavierstücke (op. 1) und seine "Promenades" (op. 7). Beide Komponisten sehr selbstkritisch arbeitend und unbequem, aber das Ergebnis ist es wert, Beachtung zu finden.

LG von Rheinkultur
 
@ Marlene: nichts zu verzeihen!

@ Rheinkultur
Bezüglich Wagners Klaviermusik: die As-Dur Sonate ist tatsächlich ein schönes Werk. Das Problem des teilweise unzufriedenstellenden Klaviersatzes verschwindet, wenn man daraus ein Stück für die linke Hand allein macht! Vielleicht schreibe ich eines Tages eine "Bearbeitung" aus.
 
Hier eine Aufnahme mit dem Komponisten selbst am Flügel:



Ganz außen vor blieb bei ihm die Orgel allerdings keineswegs, wie diese noch zu Lebzeiten Schmitts entstandene Einspielung belegt:



Hier improvisiert Louis Vierne, wobei es diese Darbietungen inzwischen transkribiert durch Maurice Duruflé gibt:





Allerdings befremdet es heute gewaltig, Bach so zu hören:



Stokowski-Transkriptionen für Orgel, wenn man so will. Oder einfach Zeitgeschichte... .

LG von Rheinkultur


Vielen Dank für diese wertvollen Aufnahmen. Diejenigen von Vierne kannte ich tatsächlich nicht; ich muss sie öfters hören und etwas darüber nachdenken... Reizvoll finde ich sein Spiel noch nicht. Mir fehlt das Drama zwischen Willen und Moment, das Gefühl einer plastischen Bewegung in der 3. Dimension, das ich persönlich bei Orgelmusik besonders schätze. Du kennst wahrscheinlich die Aufnahmen von Widor und Dupré, da ist es wirklich anders! Was zum Beispiel Dupré in seinem Stück Carillon für eine Energie aufbaut, durch das gefährlichste Mittel überhaupt – das subtile Vorantreiben...
 
@mick ich bin immer noch auf der Suche nach einem Komponisten, der mir gefallen könnte wenn ich mit Ravel am Ende bin, was leider absehbar ist. Bisher hab ich noch ncihts gefunden, vermutlich gibt es nichts.

Hast Du nicht vor kurzem geschrieben, dass Du Dich mehr mit Rachmaninoff beschäftigen möchtest, oder sind meine grauen Zellen dunkler als eh schon befürchtet:konfus:?
 
Mag ich sehr gerne und steht auf der Liste! Ersatz für Ravel ist er aber nicht :lol:

Ja, kommt, wenn ich aus den USA zurück bin (und mich erholt habe :-D). Rachmaninov ist tatsächlich einer der wenigen, der für mein geistiges Auge ähnlich farbig komponiert hat wie Ravel. Zwar würde man ihm nicht dem Impressionismus zuordnen, aber es gibt dort manche "Effekte", die mir persönlich ähnlich anmuten. Wenn ich zum Beispiel an mein Lieblings-Prélude in Es-moll aus op. 23 denke...
 
Streckenweise eine zumindest entfernte Ähnlichkeit im Klaviersatz mit Ravel hat auch Villa-Lobos' "A Prole do Bebê". Mehr oder weniger bekannt ist eigentlich nur das auf Jugend-Wettbewerben oft malträtierte "O Polichinelo", aber der ganze Zyklus ist wirklich toll.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tolle Musik, wirklich! Und komponiert, da war er kaum ällter als Chopin bei seinen Konzerten... Aber, hm... Ach, ich sag nichts :-D Danke für den Vorschlag!
 

Wenn du einen zweiten Ravel suchst, wird deine Suche erfolglos sein. Komponisten, die ebenfalls einen figurativen Klaviersatz verwenden und schön farbig klingen, wären z.B. (so mancher ahnt schon, was nun kommt...)

Szymanowski: op.23(!); op.33, op.35 und op.36

Ähnlichkeiten zu Ravels Klängen sind hier in jedem Fall gegeben. Ob dir das ansonsten allerdings zusagt...

Ansonsten gibt es da natürlich noch den bekloppten Studienkollegen von Rachmaninoff, dessen Spätwerk man durchaus noch eine Chance geben könnte. (den Sonaten besonders, aber den längeren Poemes natürlich auch)

Das Ravel-Erlebnis könnte man noch ein bisschen strecken, indem man sich den Transkriptionen, z.B. seiner eigenen Transkription von La Valse widmet. Und dann bleibt natürlich noch die Orchester- und Kammermusik mit Klavier...
Wenn das alles nicht hilft, musst du wohl deinen Klavierlaufbahn an den Nagel hängen. :teufel::angst::-D

Ach ja...Wie sieht es denn mit Debussy aus? Sagt dir dessen Werk zu?
 

@Troubadix Debussy durchaus! Da gibt es schon einiges Richtung Ravel, z.B. L'ilse joyeuse oder Reflets dans l'eau. Aber (hust, sorry) Ravel ist für mich einfach noch einen Schritt weiter gegangen. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll - in Debussy höre ich immer noch Anflüge einer romantischen Geste, die ich bei Ravel nicht mehr höre. Und diese völlige Abwesenheit von "Romantik" gefällt mir. Das bedeutet nicht, dass Ravel keine schönen, hübschen, vielleicht sogar romantisch anmutende Momente hat. Aber der Gedanke ist ein anderer. Hm, ich weiß auch nicht, wie ich das sagen soll.
Und da in einer Minute mein Internet agestellt wird, sende ich mal lieber ab.
 
Ich mache mal mit einem Rätsel weiter: Welche monströse Klaviersonate zitiert im Finale eine kurze, aber charakteristische Passage aus dem Finale einer nicht minder monströsen Klaviersonate, die ca. 80 Jahre früher komponiert wurde?
 
Ich mache mal mit einem Rätsel weiter: Welche monströse Klaviersonate zitiert im Finale eine kurze, aber charakteristische Passage aus dem Finale einer nicht minder monströsen Klaviersonate, die ca. 80 Jahre früher komponiert wurde?
Das ist einer der seltenen Fälle, wo ich wirklich mal eine Vermutung hier in diesem Rätselthread habe. Da ich aber kein neues Rätsel stellen will, starte ich vorerst keinen öffentlichen Lösungsversuch, lasse mich aber vielleicht dazu überreden, wenn sich lange Zeit nix hier tut. :schweigen:
 
Vielleicht erkennt es der Zauberlehrling. Dafür ist das zitierte Stück echt der Hammer! :party:
...es ist natürlich die berühmte Harry-Potter-Sonate, die sich auf die im 17. Jahrhundert entstandenen Motetten von Andreas Hammerschmidt bezieht. :lol:

Nein, um das Rätsel von mick endgültig aufzulösen: Es handelt sich hier um die Klaviersonate von Paul Dukas, die @Rheinkultur in diesem Thread hier erst vor ca. 2 Wochen erwähnt hat. Und ich schließe mich Rheinkultur an, dass diese Sonate es wert ist, Beachtung zu finden. Also wer sie nicht kennt: Anhören! :super:

Genauer gesagt findet sich die gesuchte Passage direkt in Takt 7 der Einleitung des 4. Satzes der Sonate (im unten angehängten Video bei 1:03). Das markante Zitat stammt aus der Einleitung zum Finalsatz der Hammerklaviersonate op. 106 von Beethofen. Am Notenbild ist das sofort ersichtlich, während es einem beim erstmaligen Anhören der Sonate aber durchaus entgehen kann, weil die Passage bei Dukas um viele Stufen langsamer dargeboten wird als im Original bei Beethoven (dort ist es ein Allegro).

Beide Sonaten habe noch etwas anderes gemeinsam: Für einen Hobbypianisten sind sie beide wohl absolut unspielbar. Ich vermute selbst Profis haben mit beiden Sonaten ein gutes Stück Arbeit und brauchen Ausdauer. (Welche von beiden ist eigentlich schwerer zu spielen? :dizzy:)


View: https://www.youtube.com/watch?v=O7bsYYAdGBk
 

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