Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Da hier niemand mehr rät stelle ich mal ein neues Rätsel ein, das vermutlich schwierig ist - es sei denn, jeman kennt zufällig die Komposition.

Ich suche nach einem Komponisten mit ziemlich deutschem Nachnamen, der aber kein Deutscher war.
Er komponierte ein Stück über Deutschland, in dem eine Stadt vorkommt, die nicht in Deutschland liegt.

Welchen Komponisten und welches Stück meine ich?
 
Ottone, re di Germania von Händel?
Er war zu dem Zeitpunkt möglicherweise noch Deutscher, je nach dem wie man diesen Begriff nach heutigen Kriterien deutet. Nach dem "Act of Parliament" war er aber meines Wissens definitive kein Deutscher mehr.
Die Stadt Rom kommt in dem Stück vor.
 
Bei der schweren Opernallergie, unter der @Stilblüte leidet, kommt Ottone als Lösung kaum in Frage. Ich tippe auf die vierhändige Walzersuite "Reflets d'Allemagne" von Florent Schmitt. Darin kommt (neben 7 deutschen Städten) auch Wien als Titel vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Stimmt, das hatte ich im Titel wohl übersehen.
 
Ich tippe auf die vierhändige Walzersuite "Reflets d'Allemagne" von Florent Schmitt. Darin kommt (neben 7 deutschen Städten) auch Wien als Titel vor.
Entweder ging der Komponist eher von der deutschen Sprache und entsprechender kultureller Prägung aus, was mit politisch bedingter Grenzziehung nicht unbedingt identisch sein muss:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Reflets_d'Allemagne

Sonst hätten wir vermutlich auch eine andere Nationalhymne, da weder Maas noch Memel innerhalb der derzeitigen deutschen Landesgrenzen liegen.

Oder man geht eben davon aus, dass Wien Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war und insofern mindestens im 18. und 19. Jahrhundert selbstverständlich als deutsche Stadt anzusehen war. Mit dem "Anschluss" anno 1938 war dies für die Dauer der folgenden Jahre erneut der Fall. Florent Schmitt hatte allerdings nicht nur deutsche Wurzeln, soweit man seine politisch-weltanschaulichen Einstellungen ab 1933 in Betracht zieht - auch wenn die Walzersuite bereits 1905 entstanden ist. Sein Mitstudent Maurice Ravel war längst nicht der einzige französische Komponist, der kompositorisch auf den Wiener Walzer Bezug nehmen sollte...!

LG von Rheinkultur
 
@mick hat Recht. Ich bin immer wieder verblüfft von deinen Wissensabgründen, herzlichen Glückwunsch!
Übrigens taucht in Gesprächen mit Nicht-Deutschen hier auch öfter die Situation auf, dass Salzburg oder Wien als "Deutschland" aufgefasst werden, z.B. wenn es darum geht wo jemand studiert oder welche Orte in der Nähe von dem sind, wo ich herkomme etc.
Ich sage dann immer, das sei fast Deutschland, aber eben nicht ganz. Weil nämlich Österreich.
 
Ich bin immer wieder verblüfft von deinen Wissensabgründen, herzlichen Glückwunsch!

In diesem Fall ist das wirklich Zufall - ich war mal auf der Suche nach einem Stück mit Bezug zu München, dabei bin ich auf die Walzersuite gestoßen. Ich hatte dann vor, den München-Walzer für Violine und Klavier zu bearbeiten, aber der Verlag hat leider keine Einwilligung dazu gegeben. Nun gut, dann wurde es halt die Strauss-Sonate. Ist sicherlich auch das bessere Stück, war aber 100mal mehr Arbeit. :lol:
 
@mick ich bin immer noch auf der Suche nach einem Komponisten, der mir gefallen könnte wenn ich mit Ravel am Ende bin, was leider absehbar ist. Bisher hab ich noch ncihts gefunden, vermutlich gibt es nichts.
 
@mick ich bin immer noch auf der Suche nach einem Komponisten, der mir gefallen könnte wenn ich mit Ravel am Ende bin, was leider absehbar ist. Bisher hab ich noch ncihts gefunden, vermutlich gibt es nichts.

Hast du dich mal mit der Klaviermusik von Gabriel Fauré (Ravels Lehrer) beschäftigt? Ich finde die sehr interessant, und zumindest in Deutschland ist das eine Nische, in der du wenig Konkurrenz hast.
 

In einer ähnlichen Richtung wie Fauré, dessen Préludes Op 103 zu meinen liebsten konzert-untauglichen werken zählen! (vielleicht eines Tages doch einen Versuch wert...) – Louis Vierne.

Ich liebe die Nocturnes Op 34/35. Ich muss sagen, dass die musikalische Persönlichkeit von Vierne anders als Ravel ist. Bei Vierne geht es mir um Gefühle, die irgendwie weit entfernt oder unbegreiflich erscheinen, die ich als unbeschreiblich tief empfinde.
 
@mick ich bin immer noch auf der Suche nach einem Komponisten, der mir gefallen könnte wenn ich mit Ravel am Ende bin, was leider absehbar ist.
Nicht nur von Béla Bartók gibt es eine Suite op. 14, sondern auch von Albert Roussel:



Ein im Gegensatz zu anderen Ravel-Zeitgenossen recht umfängliches Klavierwerk stammt aus seiner Feder. Wenn man sich mit der etwas herberen Stilistik anfreunden kann, gibt es einiges zu entdecken. Ist das was für Dich?

Ich muss sagen, dass die musikalische Persönlichkeit von Vierne anders als Ravel ist.
Ersterer kommt im Gegensatz zu letzterem von der Orgel her - was ihn stilistisch nachhaltig prägt und in eine andere Richtung weist. Das gilt auch für andere Komponisten dieses Umfeldes wie z.B. Charles Tournemire - da spürt man das Musizieren mit Orgelregistern auch dann, wenn beispielsweise für Orchester und gar nicht für Orgel instrumentiert wird. Eine Empfindung, die man auch bei symphonischen Werken des von der Orgel herkommenden Anton Bruckner registriert und bei anderen Komponisten nicht unbedingt. César Franck könnte das französische Pendant zu Bruckner sein. Erst bei Messiaen ist diese Unterscheidung zwischen "pianistischem" und "organistischem" Ansatz im Grunde wieder aufgehoben und beides gleichrangig.

LG von Rheinkultur
 
Ersterer kommt im Gegensatz zu letzterem von der Orgel her - was ihn stilistisch nachhaltig prägt und in eine andere Richtung weist. Das gilt auch für andere Komponisten dieses Umfeldes wie z.B. Charles Tournemire - da spürt man das Musizieren mit Orgelregistern auch dann, wenn beispielsweise für Orchester und gar nicht für Orgel instrumentiert wird. Eine Empfindung, die man auch bei symphonischen Werken des von der Orgel herkommenden Anton Bruckner registriert und bei anderen Komponisten nicht unbedingt. César Franck könnte das französische Pendant zu Bruckner sein. Erst bei Messiaen ist diese Unterscheidung zwischen "pianistischem" und "organistischem" Ansatz im Grunde wieder aufgehoben und beides gleichrangig.

LG von Rheinkultur

Ja, man kann sich durchaus vorstellen, viele Stellen in Viernes übrigen Klavierwerken sogar 1 zu 1 auf einer sinfonischen Orgel zu spielen.
Aber ich würde die Nocturnes missverstehen, wenn mich der Versuch, da die Orgel herauszuhören, zu sehr ablenken würde. Ich bin mir nicht sicher, dass man bei Vierne so eindeutig die Klaviermusik als Abbild seiner Orgelmusik betrachten kann. Vielleicht müsste man eher von einer enger Verbindung zwischen den zwei Welten sprechen; die Finales seiner Orgelsinfonien sind ja äußerst pianistisch im Satz und im Effekt. (im Vergleich zu Widor zB)
Der "organistische" Ansatz ist immer Teil des "pianistischen" Komponierens gewesen, mal mehr, mal weniger – und da hast Du sicherlich Recht, dass bei Ravel ganz wenig davon ist und bei Vierne mehr. Organistisches spüre ich auch sehr stark im Quintett von Florent Schmitt, bei dem, soweit ich weiß, es keine dokumentarische Verbindung mit der Orgel gibt.

Übrigens, zum Thema: Du hast auch Tournemire erwähnt. Die Poèmes Op58 von ihm kann ich ebenso empfehlen; sie klingen etwas "moderner", entrückter...
 
Organistisches spüre ich auch sehr stark im Quintett von Florent Schmitt, bei dem, soweit ich weiß, es keine dokumentarische Verbindung mit der Orgel gibt.
Hier eine Aufnahme mit dem Komponisten selbst am Flügel:



Ganz außen vor blieb bei ihm die Orgel allerdings keineswegs, wie diese noch zu Lebzeiten Schmitts entstandene Einspielung belegt:



Hier improvisiert Louis Vierne, wobei es diese Darbietungen inzwischen transkribiert durch Maurice Duruflé gibt:





Allerdings befremdet es heute gewaltig, Bach so zu hören:



Stokowski-Transkriptionen für Orgel, wenn man so will. Oder einfach Zeitgeschichte... .

LG von Rheinkultur
 
Hast du dich mal mit der Klaviermusik von Gabriel Fauré (Ravels Lehrer) beschäftigt?
In einer ähnlichen Richtung wie Fauré, dessen Préludes Op 103 zu meinen liebsten konzert-untauglichen werken zählen! (vielleicht eines Tages doch einen Versuch wert...) – Louis Vierne.
:-D

Vielen Dank für eure Vorschläge. Die Musik ist natürlich sehr schön, aber auch deutlich anders. Ich glaube, mein Wunsch wäre einfach, dass Ravel mehr für Klavier solo hinterlassen hätte, seine Musik ist einfach einzigartig. Sehr gut gefallen hat mir auch das Quintett von Franz Schreker, aber von dem gibt es genau null Werke für Klavier solo.
Vielleicht macht aber ja auch dies Ravel so besonders - dass es nur so wenig gibt und dafür jedes einzelne, auch noch so kurze Stückchen ein wahrer Genuss ist - im Gegensatz zu manch anderen meisterhaften Komponisten, die auch allerhand hinterlassen haben, das heute keiner spielen mag.
 
Nach meinem obigen Willkommensgruß wurde ich dezent darauf aufmerksam gemacht, dass

(...) wir hier einen recht prominenten Besucher

haben.

Offensichtlich habe ich den Anschluss an das Clavio-Geschehen verloren. Ich frage mich, wie die Viel-Leser es immer wieder schaffen, über alles Bescheid zu wissen.
:dizzy:;-)

@kitium, ich hoffe, Du mögest mir den "Welpenschutz" verzeihen.
 
Liebe @Stilblüte,
da du seine Musik nie erwähnst, fürchte ich, dass du ihn nicht magst.
Ich möchte dir trotzdem das Klavierwerk von György Ligeti ans Herz legen.

Grüße
Manfred
 
Ich glaube, mein Wunsch wäre einfach, dass Ravel mehr für Klavier solo hinterlassen hätte, seine Musik ist einfach einzigartig. Sehr gut gefallen hat mir auch das Quintett von Franz Schreker, aber von dem gibt es genau null Werke für Klavier solo.
Du weißt natürlich selbst, dass Deinem Wunsch aus sehr plausiblen Gründen nicht entsprochen werden kann. Das hängt nicht nur mit der begrenzten Lebenszeit zusammen, sondern auch mit dem Umstand, dass er bereits zu Lebzeiten seine schöpferische Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen einstellen musste. Es wäre nämlich interessant gewesen zu erfahren, ob er sich ab den 1930ern eher klassizistisch-sachlich oder harmonisch komplexer orientiert hätte - wenn man so will, entweder in Richtung Poulenc oder in Richtung Messiaen; beides wäre denkbar gewesen.

Hinsichtlich Franz Schreker liegst Du nicht so ganz richtig:
http://www.schreker.org/neu/werke/vorworte/UE33685_Vorwort (Klavierwerke).pdf
Allerdings trifft es zu, dass Du bei anderen Genres lohnendere Aufgaben findest. Bei Richard Wagner steht das Klavierwerk ebenfalls nicht im Zentrum seines Lebenswerks, was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht das eine oder andere gibt, das sehr wohl Beachtung verdient hat.

LG von Rheinkultur
 

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