Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Ich bleibe mal bei der Gattung „Lied“. Das gesuchte Lied ist die Vertonung einer ziemlich bekannten Ballade, die eine Erzählung aus einer sehr viel älteren Quelle zum Gegenstand hat.

Der Verfasser der Ballade wurde von einigen seiner Zeitgenossen als deutsches Pendant zu einem englischen Dichter bezeichnet, der übrigens ebenfalls ein Gedicht basierend auf dieser Erzählung geschrieben hat. Man kann darüber streiten, ob dieser Vergleich zutrifft, Tatsache ist jedenfalls, dass der deutsche Verfasser der besagten Ballade diesen englischen Dichter sehr bewundert hat.

In dem Gedicht kommen unter anderem ein König und ein Becher vor.

Gesucht sind natürlich Komponist und Titel des Lieds sowie der Autor des Texts. Bonuspunkte gibt’s für den Namen des englischen Dichters.
 
Ich tippe mal auf den König in Thule, Goethe und Mallory. An Vertonungen kann man eine ganze Menge aufzählen: Hans von Bülow, Julius Röntgen, Franz Liszt, Reichardt und Zelter ...
 
Nein, der König ist nicht aus Thule, ich meinte den anderen bekannten König mit Becher ;-) (den, der am Ende ermordet wird...)
 
Belsatzar, Lied von Robert Schumann, Text: Heinrich Heine, englischer Dichter: Lord Byron?
 
Belsatzar, Lied von Robert Schumann, Text: Heinrich Heine, englischer Dichter: Lord Byron?

Ganz genau! Die "Bonuspunkte" für Lord Byron wollte ich eigentlich in Form einer schönen Aufnahme "auszahlen", leider gibt es keine auf youtube. Daher nur eine Empfehlung: meine Lieblingsaufnahme ist die von Roman Trekel und Oliver Pohl.

An dem Heine-Gedicht finde ich faszinierend, wie mit ganz wenigen Worten sofort ein Bild von dem Festmahl im Schloss entsteht (die ganze Pracht, die man sich sofort ausmalt, wird eigentlich nur durch die Begriffe "Königssaal" und "die Knechte saßen in schimmernden Reih'n" vermittelt). Die farbige und lautmalerische Klavierbegleitung des Liedes verstärkt dies noch. Genial finde ich, wie plötzlich nach der Gotteslästerung die Vielzahl von Wiederholungen den Eindruck hervorruft, dass die Zeit auf einmal langsamer abläuft "Und sieh! und sieh! an weißer Wand, da kam's hervor wie Menschenhand; und schrieb, und schrieb an weißer Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand." Nach diesem sehr dramatischen Höhepunkt folgt dann in einem sehr lapidaren Stil das Ende der Geschichte. All das findet sich so genial auch in der Vertonung wieder, z.B. die stockende, z.T. synkopische Basslinie wie ein stockender Herzschlag und die sehr sparsame Klavierbegleitung, die den Schluss noch schauerlicher macht - hmm, merkt man eigentlich, dass dieses Lied mein aktueller "Ohrwurm" ist...?

Der Vollständigkeit halber noch ein Link auf Lord Byrons Version der Geschichte von Belsatzar (The vision of Belshazzar).

Du bist dran!
 
Okay, kehren wir zurück zur Klaviermusik ohne Singstimme.
Es gibt da ein Werk eines europäischen Komponisten, das zu einem seiner bekanntesten Werke wurde. Wahrscheinlich wegen seiner eingängigen Melodie im Schlusssatz. Dabei ist weniger bekannt, dass der Komponist die besagte Tonfolge aus einem ca. 40 Jahre früher entstandenen Klavierstück eines amerikanischen Komponisten "geklaut" hat. (Immerhin hat er die Tonfolge - bei gleicher Taktart und ähnlichem Grundcharakter - etwas anders rhythmisiert.)
Gesucht ist nicht das bekannte europäische Werk - das wäre dann wahrscheinlich auch ein zu leichtes Rätsel - sondern das amerikanische Stück samt Komponist. Stück und Komponist sind hierzulande eher wenig bekannt, im Heimatland des Komponisten jedoch bekannter. Tipp: der Nachname des Komponisten klingt auch hierzulande irgendwie vertraut...
 
@Dimo, ich denke wir brauchen noch einen erhellenden Tipp von Dir. Denn ich vermute eigentlich nicht, dass noch alle Ratefüchse fern der Heimat in der Sonne brutzeln oder durch die Berge kraxeln.
 
@Dimo, ich denke wir brauchen noch einen erhellenden Tipp von Dir. Denn ich vermute eigentlich nicht, dass noch alle Ratefüchse fern der Heimat in der Sonne brutzeln oder durch die Berge kraxeln.
Also hier im Rhein-Main-Gebiet ist das Sommerloch deutlich zu spüren - es sind ja auch Schulferien hier.
Bevor ich weitere Tipps gebe, würde ich mich noch auf einen oder mehrere Rateversuche freuen - der Versuch darf ja auch "vage" sein und muss ja nicht sofort ins Schwarze treffen; es gibt schließlich keine Minuspunkte fürs Danebenraten :-). Mich interessiert nämlich schon, was für Assoziationen bzw. Vorschläge zu meinen bisher bereitgestellten Informationen kommen. :-)
 
Gar nicht so leicht, das Rätsel.
Werke, die möglicherweise wegen eines Themas des Schlußsatzes bekannt sind gibt es nicht so viele. Beethovens Neunte, vielleicht Dvoraks Neunte. Händels Grobschmied.

Der amerikanische Komponist könnte LMG sein. Aber ich finde keine Verbindung.
 

L. M. Gottschalk ist es nicht, der ist (zumindest in clavio) ja doch recht bekannt. Der gesuchte Komponist ist schon unbekannter als Gottschalk.
Interessant finde ich, dass die ersten Assoziationen auf einen US-amerikanischen Komponisten kommen. (So, wie ja auch häufig in den Medien vom "amerikanischen Präsidenten Obama" gesprochen wird, wenn der US-amerikanische Präsident gemeint ist). Allerdings besteht Amerika nicht nur aus den USA...
 
Manuel Tavárez (1843-1883) musste ich erstmal nachschlagen, den Namen hatte ich noch nie gehört. Aber eine echte Entdeckung! "La Sensitiva" habe ich mir gerade angehört und das Stück gefällt mir sehr gut. Danke für den Tipp, Rheinkultur! :-)
Also: Tavárez ist nicht der gesuchte amerikanische Komponist, und auch kein anderer aus Puerto Rico.
 
Dann mal ein Schuß ins Blaue , der Name Klinge irgendwie vertraut, muß ich an Mozart Camargo Guarnieri denken. ...
 
Dann mal ein Schuß ins Blaue , der Name Klinge irgendwie vertraut, muß ich an Mozart Camargo Guarnieri denken. ...
Bei der Nennung dieses brasilianischen Komponisten drängte sich mir spontan eine Gegenfrage auf. Die eingängige Melodie im Schlußsatz des von einem europäischen Komponisten geschriebenen Werkes soll ein amerikanisches Vorbild haben. Milhauds "Scaramouche" endet mit einer "Brazileira", bei der ich schon immer das Gefühl hatte, dass diese eingängige Melodie irgendwoher stammen müsse - geht das irgendwie in die gewünschte Richtung? Ein Teil der Problematik dieses wirklich knochenharten Rätsels beruht auf der Tatsache, dass der Komponist offensichtlich das Fremdzitat in seinem Notentext nicht als solches kennzeichnete - vergleichbar einem Sequenzglied aus Schostakowitschs "Leningrader Sinfonie", das als verkapptes Lehár-Zitat ("da geh' ich ins Maxim") daherkommt... .

LG von Rheinkultur
 
Ein weiteres Brain-Storming ... Aquarela Do Brasil von Ary Barroso ?bearbeitet von N.Kapustin ?
 
Ein weiteres Brain-Storming ... Aquarela Do Brasil von Ary Barroso ?bearbeitet von N.Kapustin ?
Ich hatte den Eindruck, dass es sich bei beiden Werken jeweils um Originalkompositionen handelt - also nicht einfach nur eine Bearbeitung.

Ich hatte den Finalsatz von Milhauds "Scaramouche" vorgeschlagen und der Fragesteller reagierte mit
Treffer! :-)
Jetzt fehlt nur noch der amerikanische Komponist samt Stück.

Demnach gilt es nun, ein brasilianisches Klavierstück (möglicherweise aus dem späteren 19. Jahrhundert) ausfindig zu machen, das als Vorlage gedient haben könnte. Allgemein hat sich die Auffassung durchgesetzt, Milhaud hätte irgendwelche populären Melodien aufgegriffen, deren Herkunft nicht ermittelbar ist. Bis jetzt habe ich diesen Zusammenhang noch nicht herstellen können. Es kann sich also um einen brasilianischen Zeitgenossen des von mir erwähnten "puerto-ricanischen Chopins" handeln... . Es bleibt spannend.

LG von Rheinkultur
 
Dieses Stück zitiert Milhaud:



Allerdings nicht im Zusammenhang mit "Scaramouche", sondern:



Manchmal lässt sich also die Herkunft ermitteln, aber eben nicht immer.

LG von Rheinkultur
 

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