Erfahrungsaustausch Spätberufene

Wenn du dieses Gedicht von Ringelnatz vorträgst, würdes du Worte oder gar Sätze verändern?

Ja, denn der eine Reim ist überhaupt nicht vorhanden.

"...Kuchen schmeckt wie Fliegenleim.

Da ich spie als Kuchentester..."

oder so ähnlich, wäre er gerettet.

Vielleicht "schreibt “ keiner mehr wie Thomas Mann

Gott sei Dank, möchte man seufzen... ;-) oder Fontane, ein anderer Totengräber der deutschen Prosa...
 
Ja, denn der eine Reim ist überhaupt nicht vorhanden.

"...Kuchen schmeckt wie Fliegenleim.

Da ich spie als Kuchentester..."

oder so ähnlich, wäre er gerettet.



Gott sei Dank, möchte man seufzen... ;-) oder Fontane, ein anderer Totengräber der deutschen Prosa...
Das ist ja so, als würdest Du Bachs Kompositionen nach Satzfehlern durchforsten und sie beim Spielen korrigieren....
 
Wenn du dieses Gedicht von Ringelnatz vorträgst, würdes du Worte oder gar Sätze verändern?

Oder dem "Mann mit dem Goldhelm “ ein modernes Nasenpiercing verpassen.

Na, ich sprach ja zuerst mal von Phrasierung (Legato/ Staccato) und Tempo in der Musik. Entsprechend wäre der Sprachgestus beim Sprechen. Wobei Autoren i.d.R. keine Tempo und Dynamikbezeichnungen für ihre Texte notieren, nicht mal im Drama. Ich finde es aber immer interessant, Texte in den Kontext der Aktualität zu stellen. Verfilmungen von Literatur machen das häufig, da wird oder wird dann eben nicht der Text im Original verwendet. Bei Theater- Inszenierungen ist es Standard, die Handlung des Stückes in einen aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Kontext zu stellen, Sprechweise der Schauspieler ist inzwischen auch weit weg von einer ungebrochenen, emotional indentifizerienden Art im Stile des Originals. Im Drama ist es übrigens auch absolut üblich, den Text z.T. massiv zu kürzen.

Wahrscheinlich "komponiert" heute kein Mensch mehr wie Bach oder Mozart ( sowas weiß Mick bestimmt), aber ein Liebhaber dieser Meister versucht sie möglichst werkgetreu wiederzugeben.

Vielleicht "schreibt “ keiner mehr wie Thomas Mann, rezitiert ihn aber wortgetreu und interpretiert mit seiner Sprechart.

Naja, bücher werden halt v.a. gelesen. Im Falle der Literatur heute auch auf Hörbüchern konsumiert, Lesungen mit Texten klassischer Autoren sind ja doch eher die Ausnahme geworden. In der klassischen Musik aber noch die absolute Regel.
Aber das kann ja nun jeder sehen wie er möchte. Ich will da auch nicht meine Sichtweise als "richtiger" verkünden. Nur mir persönlich wäre der allgemein übliche strenge Umgang mit klassischer Musik auf Dauer zu unkreativ. Insofern bin ich da eher für einen entspannten Umgang mit den Kompositionen vergangener Zeiten.

Aber mir ist klar, dass viele Klassik- Freunde das ganz anders sehen. Und so muss halt jeder nach seiner musikalischen Façon glücklich werden.
 
Versmaß-Holperer sind schlimmer (stören mehr) als fehlende Reime.
Analog zur Musik: Quintparallele gegen Taktverkürzung.
 
Nachdem Bachs Invention Nr. 8 nun endlich flüssig klappt und das Menuett aus dem Notenbüchlein (BWV120) auch, hab ich mich mal am Imperail March aus Star Wars versucht.

Gar nicht so einfach, da die richtigen Noten zu finden, den gibt's in zig Varianten. Die nicht vereinfachte Fassung hat es in sich.Da sind bald ebensoviele Vorzeichen notiert wie Noten und das bei vierfach Akkorden... Klingt zwar toll, aber das wird was zum Zähne ausbeißen...
 
Wie in meiner Vorstellung schon mitgeteilt, möchte ich Euch von meinen "Anfängen" erzählen. Ich habe erst vor drei Monaten ohne Vorkenntnisse angefangen, Klavier spielen zu lernen, und zwar im zarten Alter von 57 Jahren...

Für mich stand von vornherein fest, dass ich Unterricht nehme.Zu der ersten Klavierlehrerin, bei der ich eine Probestunde genommen hatte, gehe ich nun seit 2 1/2 Monaten. Ihr seht, ich bin wirklich ein absoluter Frischling...

Meine ersten Erfahrungen waren doch sehr frustrierend. Da ich viel beidhändig "arbeite", dachte ich, es würde mir leichter fallen. Und da ich auch "kopfmäßig" im Büro immer wieder Neues lernen muss - oder dies sonst im meiner Freizeit getan habe, dachte ich nicht, dass das Lernen - und das Gelernte auch zu behalten - mir so schwer fallen würde. Da macht sich das Alter dann doch bemerkbar.

Die C-Dur-Tonleiter im Violinschlüssel war das Einzige, was mir aus grauer Vorzeit noch bekannt war, der Bassschlüssel war mir - wie so vieles andere - komplett neu. Von Musik machen oder Klavier spielen kann ich noch nicht mal ansatzweise reden; das ist auch etwas schwierig, wenn man "abzählen" muss, welche Noten auf dem Blatt stehen.
Aber es wird langsam besser, und ich finde mich auch auf der Klaviertastatur schneller zurecht.
Ich habe 14tägig 60 Minuten Unterricht, da ich Vollzeit berufstätig bin und auch noch Zeit zum Üben brauche.
Wenn ich mir hier die verschiedenen Themen über KL durchlese, scheint mir, als ob ich Glück gehabt habe (obwohl ich keinen direkten Vergleich habe). Wir arbeiten nicht nach einem bestimmten Lehrbuch, sie gibt mir jeweils Noten mit kleinen Übungen bzw. mit kurzen leichten Stücken, die jeweils aufeinander abgestimmt sind. Sie achtet auf meine Haltung, Anspannung/Entspannung und versucht mir zu vermitteln, Musik zu machen und nicht nur auf den Tasten rumzuklimpern und die Töne zu treffen. Sie sagt mir, was gut war und versucht, mich dahin zu bringen, selbst zu erkennen, was nicht so gut war und warum. So spielt sie mir z.B. auch mal vor, wie es richtig wäre und wie ich es gespielt habe. Ebenso erklärt sie mir, wie ich die jeweiligen Hausaufgaben am besten übe.

Natürlich kann ich nach so kurzer Zeit noch nicht viel sagen, aber ich merke ganz kleine Fortschritte, und darüber freue ich mich.

Ich hoffe, dass ich mit der Zeit besser ins Lernen rein komme, so dass ich mich auf's Wesentliche konzentrieren kann.

Bisher habe ich übrigens nicht viel Erfahrung mit klassischer Musik, aber ich freue mich darauf, diesen Teil der Musikwelt kennenzulernen, auch wenn ich mich anderen Musikrichtungen nicht verschließe.

Tja, das war es erst einmal. Vielleicht findet sich der ein oder andere Anfänger ja in diesen Zeilen wieder...
 
@Barratt - Ich war immer gewohnt, schnell und leicht zu lernen, insofern ist es für mich nicht einfach zu akzeptieren, dass es inzwischen nicht mehr so ist. Aber so schnell lasse ich mich nicht entmutigen. Ich habe ja gerade erst angefangen, und es war mir von vornherein klar, dass ich da einen seeeeeehr langen Atem haben muss, um auch nur ansatzweise etwas Vernünftiges zustande zu bringen. Geduld gehörte bisher leider so gar nicht zu meinen Tugenden, aber vielleicht lerne ich das ja gleich mit
;-)
 

Klavier spielen hat schon eine sehr hohe Komplexität und fordert alle Sinne.
Ich versuche gerade mein Notenlesen zu verbessern, in dem ich täglich einige Minuten mir Tasten vorstelle und versuche, diese blind auf der Tastatur zu finden. Ganz langsam. Ausgehend von den schwarzen Tasten. Wenn ich e suche, lege ich zwei Finger auf es und des und spiele dann e. Wenn ich f suche, lege ich drei Finger auf fis, gis und ais und spiele dann f. Abwechselnd mit links und rechts.
 
Klavier spielen hat schon eine sehr hohe Komplexität und fordert alle Sinne.
Ich versuche gerade mein Notenlesen zu verbessern, in dem ich täglich einige Minuten mir Tasten vorstelle und versuche, diese blind auf der Tastatur zu finden. Ganz langsam. Ausgehend von den schwarzen Tasten. Wenn ich e suche, lege ich zwei Finger auf es und des und spiele dann e. Wenn ich f suche, lege ich drei Finger auf fis, gis und ais und spiele dann f. Abwechselnd mit links und rechts.

Klingt kompliziert. Für mich ist "e" die dritte weiße Taste von links.

Hm. Geschmacks- oder Geruchssinn habe ich beim Klavier spielen bisher nicht benötigt. ;-)

Wenn der Klavierstimmer geht, riecht mein Klavier immer nach Mottenspray. :super:
 
Klavier spielen hat schon eine sehr hohe Komplexität und fordert alle Sinne.
Ich versuche gerade mein Notenlesen zu verbessern, in dem ich täglich einige Minuten mir Tasten vorstelle und versuche, diese blind auf der Tastatur zu finden. Ganz langsam. Ausgehend von den schwarzen Tasten. Wenn ich e suche, lege ich zwei Finger auf es und des und spiele dann e. Wenn ich f suche, lege ich drei Finger auf fis, gis und ais und spiele dann f. Abwechselnd mit links und rechts.

Die Noten auf der Tastatur blind zu finden, muss ich auch mal versuchen. Das gibt bestimmt eine größere Sicherheit. Allerdings verstehe ich Dein System nicht so ganz. Ich benutze die schwarzen Tasten zwar auch zur Orientierung, aber anders. Ich weiß, dass es 2er und 3er Gruppen gibt. Die weiße Taste links neben der schwarzen 2er Gruppe ist das c. Da ich die C-Dur-Tonleiter kenne (war die einzige, die ich von früher aus meinem Gedächtnis kramen konnte), ergibt sich die Lage aller anderen Noten auf der Tastatur (das e ist die weiße Taste rechts neben der schwarzen 2er Gruppe; die weiße Taste links neben der schwarzen 3er Gruppe ist das f, die weiße Taste rechts neben der schwarzen 3er Gruppe ist das h. Die erhöhten bzw. erniedrigten Noten können ebenfalls so zugeordnet werden). Damit komme ich ganz gut klar.
Voraussetzung dafür ist, dass ich die Noten auf dem Blatt lesen kann; speziell die Noten im Bassschlüssel machen mir da noch zu schaffen. Mit "abzählen" im oberen Beitrag meinte ich das Abzählen auf den Notenlinien, um die einzelnen Noten bestimmen zu können. Aber auch das wird mit Zeit und Übung besser werden, da bin ich ganz optimistisch.

Wenn der Klavierstimmer geht, riecht mein Klavier immer nach Mottenspray. :super:

Ich dachte immer, Motten würden Löcher in Wollstoffe/-pullis fressen, aber dass die auch in Klavieren sitzen... :konfus::denken::dizzy:;-)
 
Zu gerne. Genau das Richtige, da sind sie über Jahre ungestört und finden reichlich "Futter".
 
Ach, dann ist deren großer Hunger bestimmt auch der Grund dafür, dass Klaviere verstimmt sind :-D
 
@Malwine so wie du mache ich das im Prinzip auch. Ich ertaste die 2er und 3er Gruppen, lege dann zwei oder drei Finger auf die schwarzen Tasten und spiele dann den gewünschten Ton
 

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