Erfahrungsaustausch Spätberufene

Ob es sinnvoller ist, einen über den anderen Tag ausschließlich ein Stück zu üben, habe ich für mich noch nicht herausgefunden. Eines richtig üben, das andere nur locker durchspielen zum Warmwerden und Festigen der Arbeit des Vortags. Regelmäßig passiert es dann aber, dass ich mich doch wieder in dasjenige hineinvertiefe, das eigentlich nur "zum Warmwerden und Festigen der Arbeit des Vortags" locker durchgespielt werden sollte.:konfus:

Ich glaube, ich teste mal die Variante "zwei Tage intensiv das eine, dann konsequent weglegen und zwei Tage intensiv das andere". :konfus:

Ja, du sagst es. Ich habe auch schon versucht etwas "nur einmal durchzuspielen" und dann hackt es an einer STelle, die bisher gut lief und ich üb daran weiter....

:blöd:
 
Im Normalfall gehe ich so vor:
Ich wärme meine Finder mit Tonleitern und czerny auf. Dann spiele ich eines der Stücke komplett durch.
Im Anschluss übe ich gezielt die Stellen, die nicht funktionierten um am Ende noch einmal alles zu spielen, möglichst ohne abzubrechen, also so, wie ich Vorspielen würde.
Lass doch nach den Tonleitern den Czerny weg, da sehe ich keinen Mehrwert, wenn du danach Clementi spielst und vorher sowieso Tonleitern übst. Außerdem musst du ja nicht jeden Tag das Stück komplett durchspielen bevor du es arbeitest, du weißt doch schon die Stellen die nicht klappen.
Von dem zweiten Stück könntest du jeden Tag ganz gezielt die schwierigen Takte einzeln üben und das komplette Durchspielen nur jeden zweiten Tag machen.

Viele Grüße
Therese
 
Jetzt habe ich eine Übe-Frage, die ich bewusst hier platziere, weil ich gerne von euch aktiven Späteinsteigern eine Antwort haben will und keine Antwort aus dem Archiv!

Ich übe aktuell zwei Stücke. Das eine ist ein relativ einfaches zeitgenössisches Stück, das andere die Sonatine in G-Dur von Clementi.
Die Sonatine dauert mit allen 3 Sätzen Ca 5 min, wenn ich sie einmal durchspiele. (Das andere Stück auch etwa 3min)

An sich "kann" ich die Stücke. Es geht um die Details und die Stellen die öfter holpern.

Im Normalfall gehe ich so vor:
Ich wärme meine Finder mit Tonleitern und czerny auf. Dann spiele ich eines der Stücke komplett durch.
Im Anschluss übe ich gezielt die Stellen, die nicht funktionierten um am Ende noch einmal alles zu spielen, möglichst ohne abzubrechen, also so, wie ich Vorspielen würde.

Das Problem ist, dass dann im Normalfall 60-90 min vorbei sind und ich keine Zeit mehr für das zweite Stück habe. An sich würde ich aber gerne beide Stücke täglich üben.
Wie macht ihr das denn bei langen Stücken und begrenzter Zeit (und großem Ehrgeiz)?
Lg


Aufwärmen: mit irgend etwas, was man gerne spielt, was "leicht" ist, wo man sich auch mal etwas Pfusch erlauben kann... also die Finger "warm" machen und den Kopf nicht strapaziert. Worum geht es: Kontakt von den Schaltungen im Gehirn zu den Fingern (und darüber hinaus). Muskeln ansprechen und "guten Tag" sagen. Aha, der eine Muskel klemmt heute... weich werden lassen!
Langsame Stücke eigenen sich am besten, eine Arie von Bach vielleicht oder ein Menuett. Es sollte sehr sehr leicht sein aber künstlerisch anspruchsvoll, dass man jeden Ton auch mitdenken muss. Ich nehme immer E-Sur Suite von JS Bach, aber nur 2-3 Stücke, die ich wirklich beherrsche. An einigen Tagen muss ich "kämpfen" um mit dem Instrument zu verschmelzen an anderen Tagen geht es leicht und ich kann schon nach 5 Minuten zum nächsten Punkt wechseln.

Dann kommt das zu übende Stück. Erst einmal wird es laaaangsaaam im halben Tempo durch meditiert. Fallen dabei Stellen auf, wo sich ein "?" im Gesicht auftut wird die Stelle untersucht: WAS passt da nicht? Fingersatz? Notentext weg? Zusammenspiel der Hände oä Manchmal hat man eine Stelle einfach nicht verstanden - oder auch wieder vergessen. Das "Vergessen" ist etwas trickig: warum "vergisst" man eine Stelle: vielleicht, weil man eine ähnliche Stelle verwechselt. Dann braucht man Mantras um aus der gleichen Stelle mal links oder mal rechts abzubiegen. Manchmal ist es aber auch nicht ganz klar WARUM man an einer Stelle stoöpert. Vermutung: man hat sich beim ERSTEN mal Üben an dieser Stelle verspielt, weil man ja "mitdenkt" und sich so eine eigene Version an dieser Stelle "erfunden" hat. Dieses "Mitdenken" ist einerseits natürlich sehr wichtig andererseits kann es passieren, dass Besonderheiten eines Komponisten übersehen werden. Daher weiß ich oft vorher, welche Fehler ein Azubi bei gewissen Stellen machen wird, weil die Komposition an dieser Stelle eben eine spezielle Besonderheit aufweist und sich so aus der Masse von Gedudel (auch in der Klassik gibt es viele Dudel-Kompositionen ohne echte Überraschungen) heraushebt. Das ist eben der Erfolg von Mozart, Beethoven uvm, die immer tolle Überraschungen im Gepäck haben.

Czernys Stärke dagegen ist, dass er konsequent auf kompositorische Überraschungen verzichtet und auf diese Weise solide die Regeln für Melodieaufbau, Harmonik usw. vermittelt.

Clementi dagegen hat schon ein wenig mehr zu bieten und es sind meist die Stellen, wo man stolpert, die man nicht "singen" kann, die also außerhalb der gesanglichen Vorstellungskraft liegen. Es sind also nicht und niemals die FINGER, die eine Stelle nicht hin bekommen sondern immer nur das Denken.

Daher sind KURZE Übeeinheiten von maximal 20 Minuten sinnvoll. Außerdem kann eine Stelle "zu viel" geübt werden. 5x fehlerlos und langsam zwei-vier Takte sind genug, danach eine andere Stelle üben. Später kann man diese Stelle wieder 5x üben bis sie sich "setzt" und "leicht" wird.

Also wenn ich etwas vorbereite hänge ich immer minutenweise am Klavier, "checke" diese oder jene Stelle, bastel mal zwei Passagen zusammen, versuche es mal dann ganz.... dann wird das Stück wieder zerstückelt....

und ja, "chaotisches" Üben ist das sinnvollste! Wurde ja schon erwähnt.

Vor allem muss man dem Prozess des "Wachstums" vertrauen. Man kann einen Baum nicht zwingen schneller zu wachsen als er sowieso wächst... und so ist das auch mit dem Lernen. Lernen ist wie das Wachsen einer Pflanze: sind die Bedingungen optimal, entwickelt sie sich gut. Aber: zu viel Sonne oder auch Wasser können schaden!
 
PS.: außerdem sollte ein Werk auch mal zwischendrin einige Wochen oder gar Monate "liegen gelassen" werden um es danach wieder auf zu nehmen. Erst DANN kommt das Werk so richtig in Schwung.
 
Danke @Viola für deine lange Antwort!
 
und ja, "chaotisches" Üben ist das sinnvollste! Wurde ja schon erwähnt.

Schau an: Da mache ich wohl unbewusst das Richtige! :super:

und dann hackt es an einer STelle, die bisher gut lief und ich üb daran weiter....

Mache ich anders: Wenn es hackt höre ich dort erst mal auf und versuche es - oft erfolgreicher - die nächsten Tage wieder. :geheim:
 
OT:



Das schmerzt mich jedesmal:
- der Haken an der Sache
- es hakt
- einen Haken schlagen
aber
- die Hacken zusammenschlagen
- die Gartenhacke
- Hackbraten

Liebe Grüße
Roland

Wieso ich?:konfus:
Tanzpause hat damit angefangen! :-D:teufel:
Aber macht beides Sinn. Das Stück kann haken, weil man immer wieder hängenbleibt. Oder das Spiel läuft nicht flüssig und hört sich an wie Holz hacken. :denken:

Und wenn ich nach Noten spiele sogar wie Hackbraten.:lol:
Bei mir holpert es aber eigentlich... :geheim:
 
Mhhhh Hackbraten:-D

Was ich machen würde, ich würde das aufwärmen auf 15 Minuten begrenzen.
Dann würde ich mir die schweren stellen von Stück A vornehmen (immer den halben Takt davor mit nehmen) und diese stellen gezielt üben.
So 20 Minuten lang.

Dann die schweren stellen von Stück B wieder 20 Minuten.

Stück A spielen, Stück B spielen.
Zeit um.

Am nächsten Tag Stück B nach 15 min aufwärmen angehen. Gezielt 60 Minuten.

Dann wieder Programm wie an tag 1.

Nächster Tag Stück A gezielt angehen nach den 15 min aufwärmen.

Dann wieder Programm wie an Tag 1.
Usw....

Da ich beide Stücke nicht kenne, ist die Idee gewagt aber was mir gerade einfällt :

Vielleicht gibt es ja ähnliche stellen in den Stücken die sich quasi zusammen üben lassen. Bestimmte Akkord Wechsel oder Melodie Phrasen, die man in einer neuen Übung zusammen fassen könnte.:konfus:
 
Ich nehm dann auch den Hackbraten ! :-D

So hab ich dann heute geübt in klein gehacktem! Dh immer kleine Abschnitte von dem was nicht so gut läuft. Zweimal hab ich mich dann bewusst ans Klavier gesetzt um nicht zu üben sondern zu spielen nämlich jedes Stück einmal durch.
Vielleicht gibt es ja ähnliche stellen in den Stücken die sich quasi zusammen üben lassen. Bestimmte Akkord Wechsel oder Melodie Phrasen, die man in einer neuen Übung zusammen fassen könnte.:konfus:

Nein, die Stücke sind grundverschieden. Während in der Sonatine viele "Läufe" drin sind besteht die Ballade vor allem aus Akkorden, die immer ähnlich und doch anders sind...

Mir ist übrigens aufgefallen, dass die Sonatine sehr viel besser läuft, wenn ich sie etwas schneller spiele als ich sie gerne spielen würde.
Heißt das jetzt, wenn ich @Viola beim Wort nehme, dass dann mein Hirn nicht mehr mitkommt und die Finger es selbst machen?
:denken:
Lg
 

Ich spiele derzeit 8 Stücke bzw. Sätze bei einer durchschnittlichen Übezeit von 1 Stunde am Tag.
:cry2:
Bin echt am verzweifeln, aber weglassen möchte ich auch nichts.
Wie bekommt man das nur alles unter einen Hut?!?
LG,
NaMu
 
Das sind pro Stück knapp 8 Minuten.Das ist ja sogar für einen Superultrahochbegabten etwas wenig. :konfus: Da würde ich doch mal auf drei bis vier Stücke reduzieren. Oder noch ein Stündchen anhängen. :-)
 
Daher sind KURZE Übeeinheiten von maximal 20 Minuten sinnvoll.
Das habe ich hier im Forum schon häufiger gelesen und wundere mich jedesmal darüber. Jetzt muss ich doch mal fragen: Warum ist das sinnvoll?

Ich muss mir zum üben regelmäßig einen Timer stellen, der rechtzeitig klingelt wenn ich zur Arbeit los muss, denn zwischen dem ersten Blick auf die Uhr und dem zweiten können sonst schon mal zwei oder drei Stunden so konzentriert vergehen, dass ich es gar nicht bemerke. Wenn ich immer nur in 20 Minuten Intervallen ran dürfte würde ich durchdrehen :-(
 
Die Idee dahinter ist das dein Kopf eine hohe komzentration nicht so lange aufrecht halten kann. Und das du lieber 20 Minuten gezielt ein paar kleine stellen voll konzentriert angehen sollst.
Sonst wird das ganze sehr durchlässig.
D.H. Deine Ohren hören nicht mehr richtig, deine Finger verlaufen sich leichter und dein Hirn schickt die Impulse zur tonauslösung nicht gezielt.
Du kannst natürlich zu wenig üben, aber es gibt auch den Punkt an dem du zu viel übst.
Und den Punkt gilt es zu vermeiden.
Lieber nach 20 Minuten mit einer anderen komplizierten Stelle weiter machen als sich zu verbissen an eine Stelle zu machen.
Es gibt sogar den Punkt, an dem deine Fortschritte schlechter werden, je häufiger und länger du an der Stelle sitzt.
Auch wenn ich glaube das wir Normalos den nicht erreichen können :)


Und realistisch betrachtet wechselst du auch in 1-2 Stunden mehrfach die Übungen und stellen. Weil es doch hart ist, eine Stunde zu investieren in 3-5 Takte. :)


Mal was anderes zum üben:
Macht ihr dabei so Meditations Übungen?
Und körperliche Übungen die eigentlich wenig mit dem Klavier spielen zu tun hat?

Ich frage weil ich eigentlich an diesen ganzen Zauber nicht glaube.
Aber ich erwischt mich immer öfters dabei, wie ich Atem Übungen mache oder meine Hände/ Arm mit irgendwelchen Bewegungen zu lockern versuche.
Ist schwer zu beschreiben aber ich hoffe ich bin nicht der einzige mit solchen Methoden :konfus::-D
 
Hey Backstein123, mag hier jetzt nicht den ganzen fred lesen, hab eh keine Ahnung, aber Deine Frage eben...
Ich komme ja nun mal aus der Bekloppten-Ecke... Google mal mal nach Imagination und so.
Meine Popelsachen sind sicher kein Maßstab... aber ich mach Atemübungen und Bodyscan und so während des Spielens, wenn ich nicht weiter kann. Und das hilft ungemein. LG
 
Vor allem muss man dem Prozess des "Wachstums" vertrauen. Man kann einen Baum nicht zwingen schneller zu wachsen als er sowieso wächst... und so ist das auch mit dem Lernen. Lernen ist wie das Wachsen einer Pflanze: sind die Bedingungen optimal, entwickelt sie sich gut. Aber: zu viel Sonne oder auch Wasser können schaden!

Sehr schön und lyrisch formuliert. :super:


Daher sind KURZE Übeeinheiten von maximal 20 Minuten sinnvoll.

Ich habe aufgrund einiger nachfolgender Beiträge den Eindruck, diese These ist etwas missverständlich rübergekommen. ;-) Ich glaube zu erahnen, was Du meinst, aber womöglich würde es Klarheit schaffen, wenn Du diesen Gedanken bitte noch mal etwas konkretisieren würdest. :-)

Mal was anderes zum üben:
Macht ihr dabei so Meditations Übungen?

Andersherum gefragt: Ist Musizieren - und hierbei vor allem die Erarbeitung eines neuen Stücks, das Erschließen eines neuen kleinen Kosmos - ohne eine gewisse meditative Grundhaltung "machbar"?

Es sei denn, wir verstehen Unterschiedliches unter dem Begriff - ich glaube verstanden zu haben, die fernöstliche Definition von "Meditation" ist eine andere als die mitteleuropäische...
 
@backstein123 :
Richtige Meditationsübungen mache ich nicht. Lockerungsübungen definitiv. Schon allein, weil nach etwa 15 min mein Hinterteil (trotz gutem Klavierhocker) anfängt zu schmerzen und meine Hände verkrampfen. Ich stehe dann bewusst auf und trinke etwas, geh herum, und schüttel mich.

Während des Spiels versuche ich vor allem gleichmäßig zu atmen und meine Bauchmuskeln zu entspannen.
Das ist mein altes Tänzerproblem, dass ich meine Bauchmuskeln anspanne, wenn ich aufmerksam bin. Führt dann blöderweise zur Verspannung des Oberkörpers....

Lg
 
Ich habe aufgrund einiger nachfolgender Beiträge den Eindruck, diese These ist etwas missverständlich rübergekommen. ;-) Ich glaube zu erahnen, was Du meinst, aber womöglich würde es Klarheit schaffen, wenn Du diesen Gedanken bitte noch mal etwas konkretisieren würdest. :-)

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Mit 20 minütigen Übeeinheiten meine ich nicht, dass man 20 Minuten an einem Takt arbeitet oder "nur" 20 Minuten am Tag.

Margulis meinte immer, wenn man es mit 6x30 Minuten Übezeit am Tag nicht zur Weltspitze schaffen würde sollte man es sein lassen, denn das wäre das Maximum was man an einem Tag sinnvoll (!) üben kann - was nicht bedeutet, dass man sich nicht auch noch in der Rest-Zeit mit der Materie beschäftigen sollte.

Wichtig sind eben immer die Pausen beim Üben! In den Pausen findet der eigentliche Lernprozess statt. Daher: nach 20 Minuten oder auch gerne nach 15 Minuten: PAUSE machen!

Und wenn man eine Stelle übt, dann bitte nicht 20x nonstop hintereinander! Dadurch wird es nicht besser.

Ist das jetzt verständlicher mit den 20 Minuten Übe-Einheiten?
 
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