Erfahrungsaustausch Spätberufene

Aber ich habe alle Zeit der Welt - irgendwann werde ich das Stück vorspielreif spielen können - was bei mir aber nicht Fehlerfreiheit bedeutet – die habe ich nie.
Danke, dass Du das erwähnst. Mich wurmt es nämlich immer wieder mal ganz enorm, dass ich anscheinend nicht in der Lage bin, Stücke fehlerfrei zu spielen. Und hier im Forum liest es sich für mich oft so, als ob die meisten recht problemlos fehlerfrei spielen und sich sehr schnell nur noch mit der Verbesserung der musikalischen Gestaltung auseinander setzen müssen. Da komme ich dann schon manchmal ins Grübeln, ob ich nicht total untalentiert bin.

Toll, dass Du das so gut dokumentiert hast. Das habe ich leider versäumt.
Ich habe zum Glück auch von Anfang des Klavierunterrichts an dokumentiert, was ich gespielt habe. Kann ich jedem nur empfehlen. Das habe ich von meinem ursprünglichen Erst-Hobby (Laufen) übernommen. Da wird jeder einzelne Trainingslauf akribisch dokumentiert. Das mache ich allerdings beim Klavierüben nicht.

Mein Mann möchte nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben auch gern mit dem Klavier anfangen (ich gebe ihm recht, vorher hat es absolut keinen Sinn).
Warum nicht? Es gibt viele hier, die das tun, mich eingeschlossen. Alles einen Frage der Prioritäten. ;-)

lob. recht glauben kann uch es ihr aber trotzdem nicht immer...:blöd: denke schon oft sie übertreibt dabei
Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Meine Übeeinheiten sehen in der Woche eigentlich so aus, dass ich mich direkt nach der Arbeit ans Klavier setze. Dann 20 min das aktuell zu erarbeitende Stück, 20 min Verbesserung des vorletzten Stücks und wenn dann noch Zeit ist, nach Lust und Laune. Am Wochenende wird es oft auch mal mehr als das, dafür fällt in der Woche auch mal die ein oder andere Übe-Einheit weg, gerade an Tagen, an denen auch noch Lauftraining auf dem Plan steht.

Irgendwelche Pflichtübungen verweigere ich. Ich übe ausschließlich, was mir Spaß macht. Das durchaus auch mal Tonleitern sein, aber fester Bestandteil meiner Überoutine sind technische Übungen etc. nicht. Mag sein, dass mich das im Vorankommen hindert, aber das akzeptiere ich. Es ist ein Hobby. Es soll Spaß machen. Und zwar so viel wie möglich.
 
Danke, dass Du das erwähnst. Mich wurmt es nämlich immer wieder mal ganz enorm, dass ich anscheinend nicht in der Lage bin, Stücke fehlerfrei zu spielen. Und hier im Forum liest es sich für mich oft so, als ob die meisten recht problemlos fehlerfrei spielen und sich sehr schnell nur noch mit der Verbesserung der musikalischen Gestaltung auseinander setzen müssen. Da komme ich dann schon manchmal ins Grübeln, ob ich nicht total untalentiert bin.
Bei mir sind die Fehler abhängig vom Niveau des vorliegenden Stückes. Wo sehr viel passiert, geht auch viel schief. ;-)
 
Danke, dass Du das erwähnst. Mich wurmt es nämlich immer wieder mal ganz enorm, dass ich anscheinend nicht in der Lage bin, Stücke fehlerfrei zu spielen.

Mir geht es auch so, schon die ganze Zeit, aber ich gebe zu, dass das auch mit dem Spieltempo zu tun hat, welches einfach bei mir dann noch nicht angemessen ist. Man denkt, dass man die Kontrolle hat, aber es stimmt eben nicht. Mein KL hat das zu Beginn mal so kommentiert: "Sie haben offenbar im Kopf, was Sie spielen wollen, aber Sie haben die Technik nicht".
Die Gefahr ist zusätzlich, dass sich eine Fehlererwartung einstellt. Neulich habe ich meine Bach C-Dur-Invention ruhig durchgespielt und endlich mal alle Stellen gut überwunden. Statt das einfach zu Ende zu spielen, steigerte sich bei mir im Kopf der Gedanke "kann ja nicht wahr sein". Was passierte: ich habe beim allerletzten Akkord, den ich blind und im Schlaf kann, leicht daneben gegriffen. Damit hatte ich meinen Fehler doch noch. Das ist dann offenbar Kopfsache...

Grüße

Michael
 
Je genauer ich innerlich höre, was ich spiele und je besser ich bei der Sache bin, desto weniger Fehler. Je höher das Tempo, desto größer die Fehleranfälligkeit, weil meine Finger einfach zu träge sind und zu sehr "kleben".
 
Mir geht es auch so, schon die ganze Zeit, aber ich gebe zu, dass das auch mit dem Spieltempo zu tun hat, welches einfach bei mir dann noch nicht angemessen ist.

Mein Ex-KL hat bei mir immer die Bremse angezogen weil ansonsten die Fehler wie aus dem Füllhorn gepurzelt wären. Mir fällt in diesem Zusammenhang wieder dieser schöne Satz ein:

Dabei ist die Fehlerfreiheit Parameter für das Tempo.

Aber in letzer Zeit habe ich immer öfter eine seltsame Erfahrung gemacht: Langsam spielend habe ich mehr Fehler gemacht, als bei schnellerem Tempo. Ich rede allerdings von kurzen Stücken, Präludien von Skrjabin, die maximal zwei Seiten umfassen. An anderen Tagen ging es dann in schnellerem Tempo gar nicht und ich musste das Tempo wieder verlangsamen.

Mein Hirn überrascht mich jeden Tag aufs Neue.
:-D
 
Das geht mir ständig so, bedeutet aber nichts anderes als dass man das Stück einfach noch nicht kann / noch nicht durchdrungen hat. Ähnliches stellt man auch schnell fest, wenn man mal eine Hand (oder z.B. bei Bach eine Stimme) einfach weg lässt.
Ja, so ein Vorgehen finde ich für mich sehr erkenntnisreich. Auch mal z.B.bei Oktavpassagen nur die Oberstimme oder Unterstimme alleine ohne den Fingersatz zu ändern, desgleichen bei mehrstimmigem Akkordpassagen, bei unverändertem Fingersatz nur eine Stimme, dann zwei Stimmen usf. Stärkt das Gefühl für die einzelnen Stimmen und die Qualität der Technik.
 
:lol: Diese schöne Steilvorlage hat noch niemand genutzt, also übernehme ich das: Bitte sei nicht zu unsanft mit dem Mädel, wenn Du es am Strand angreifst. :lol:

jaja, das musste ja kommen. :-D
Aber da kann ich Dich beruhigen. Es würde mir nicht im Traum einfallen, ein Mädel rauh anzugreifen, wenn sie dies nicht auch will. Ich war als "der Typ mit den zärtlichen Händen" bekannt.

Im Übrigen gefällt mir die Planung Deines Mannes :super:. Nach dem Duktus: "Tausche drei Chopins gegen einen Stone."
 
Mein Pflichtprogramm sieht so aus:

1.C-Dur Tonleiter schnell
2.E-Dur Tonleiter mir Tempobeschleunigung, wenn gleichmäßig und klangschön
3. Schafe: nur rechts Takt 1+2 Zweiklänge sauber unter Beachtung der Melodienote.
4. Hauptthema aus Game of Thrones ( auf besonderen Wunsch einer Mitarbeiterin) leichte Fassung nur links gebrochene Akkorde gleichmäß und flüssig spielen
5. Chopin Walzer a Moll mir Rolfs vorgeschlagenem FS 5-4-2-1 nur links
6. Bach Präludium C-Dur 2 mal durchspielen mit Temposteigerung bei gleichmässigem Rhythmus und klangschönen Tönen.

Dauert ca 20 Minuten bis 1 Stunde


Mein Kürprogramm:

1. Hausaufgabe: Final Embrace, ein leichtes Klezmer-Stück
2. ". : schostakowitsch, Walzer nr. 2 in leichter Bearbeitung

Bonbons: Repertoire ( Lieblingsstücke) mal hier, mal dort, oft am Feurich, der strategisch günstig platziert ist, aus dem Weg in einen gekachelten Raum und zur Haustür.

Ich spiele täglich, weil mir sonst etwas fehlen würde, abhängig von meinem Zeitkontingent.

Ach ja, zum lästigen Wort Pflicht eine Anekdote:

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Der Brief beschreibt eine falsche und unkonsequente Handlung. :-D
 


:super::super::super: DAS spricht mir aus der Seele, die letzte Zeile zumindest.:super::super::super:

Passt schön hierzu:
Irgendwelche Pflichtübungen verweigere ich. Ich übe ausschließlich, was mir Spaß macht. Das durchaus auch mal Tonleitern sein, aber fester Bestandteil meiner Überoutine sind technische Übungen etc. nicht. Mag sein, dass mich das im Vorankommen hindert, aber das akzeptiere ich. Es ist ein Hobby. Es soll Spaß machen. Und zwar so viel wie möglich.

Das ist ja alles eine Frage der Einstellung zum Objekt. Ich sah das lange genug so wie Du! Vor einiger Zeit sagte ich mir, weil es hier wiederholt (von @rolf ?) empfohlen wurde: Mach Cortot-Übungen. Überwinde dich. Zieh es durch. Wenns doof ist, kannstes ja immer noch bleiben lassen.

Warum die dann doch Spaß machen? Weil sie nützen. Umgehend. Nicht irgendwann. Sofort. Zum Warmspielen sowieso. Was etwas nützt, macht automatisch auch Spaß. :super: Ich spiele sie bewusst auf dem schwerstgängigen Instrument.

Seit ich diese Übungen konsequent (also jeden Tag transponiert in die nächsthöhere Tonart) durchführe, habe ich noch mal einen richtigen Sprung nach vorn gemacht (bitte nicht im Sinne Maos verstehen:lol:). Über das Transponieren kommt man dann auch fast unweigerlich zu Kadenzen und Spielereien damit... Oder man kann das auch mal in verrückten Rhythmen spielen. Oder man kann sie gegenläufig spielen statt parallel. Dazu steht sogar eine Anleitung (für die Gegenläufigkeit) dabei, für ältere und trägere Hirne. Langweilig wird es mit DIESEN Fingerübungen garantiert nicht. Es gibt ja leider auch Tage, an denen man mental oder physisch zu ausgelaugt ist für "richtige" Stücke. :heilig: Bevor man dann gar nichts macht...

@thinman
Die Noten für den Song "Let it be" (der mir auch selbst gut gefällt) habe ich mir spontan aus dem Netz gezogen und direkt gespielt, um ihm zu beweisen, dass es nicht unbedingt "klassische Klavierliteratur" sein muss, um Freude am Klavier zu haben. :herz:
 
Jetzt, nachdem ich ein paar Seiten in dem Faden gelesen habe, ist mir klar geworden was ich falsch gemacht habe, warum ich das Klavierspielen nicht gelernt habe.

Mit den 10 Minuten je Übungseinheit, drei mal wöchentlich war nicht viel zu erreichen. Beim nächsten Versuch werde ich das anders organisieren.
 
Das ist ja alles eine Frage der Einstellung zum Objekt.
Auf jeden Fall.

Warum die dann doch Spaß machen? Weil sie nützen.
"Nützlichkeit" spielt in meiner Einstellung zu meinem eigenen Klavierspiel eine sehr untergeordnete Rolle.

Ich denke, wir sind nicht so weit auseinander, wie es scheinen mag. Wenn mein Klavierlehrer zur Korrektur von Fehlern oder zur Verbesserung Übungen empfiehlt, die auf den ersten Blick keinen Spaß machen, dann verweigere ich das nicht, sondern gebe den Empfehlungen eine Chance.

Aber ich werde noch mal über meine Einstellung nachdenken.
 
:super::super::super: DAS spricht mir aus der Seele, die letzte Zeile zumindest.:super::super::super:

Mir auch!

Mit meinen Variablen "Pflichtstücken " stelle ich Fortschritte fest, was Geläufigkeit, Klangveredelung ( ein bildschönes Wort) und Fingerkontrolle angeht.
Das beseelt!

Insbesondere die linke Hand schwächelt bei Übungen zur Fingerkontrolle, unter anderem auch aufgrund der Bandscheibenschäden in der HWS.
Das verhindert bei durchdacht durchgeführten Übungen aber nicht eine Verbesserung meiner fingerkontrolle, solange ich darauf achte, dass ich nicht dazu beitrage, indem ich meine Wirbelsäule zusätzlich verspanne. "Verbissenen und "hartnäckiges" Üben breche ich daher frühzeitig ab.

Damit erziehe ich mich auch zum "Geduldigsein"!

Ist aber leider so, dass ich immer wieder meinen alten, ankonditionierten, verkrusteten Verhaltensmustern erliege und der ungesunde Ehrgeiz und die Ungeduld zupackt. :lol:

Aber: wir können bis ins Greisenalter lernen. Geduld, Gelassenheit und Klavierspielen. :geschenk:
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Brief beschreibt eine falsche und unkonsequente Handlung. :-D

@Peter:

Das war kein Brief, sondern ein Eintrag in mein Poesiealbum.

Also so ein Mädchending. Wie bereits sehr junge Männer darüber denken und dachten zeigt folgender Eintrag meines kleinen Bruders:

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Ich war total sauer und habe mindestens eine Woche nicht mit ihm gesprochen.

Wir lachen so oft darüber :kuscheln:
 

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