Am 05.01. startete ich während meinem Weihnachtsurlaub aus Vergnügen das Cis-Dur Präludium aus dem WTK Band 1. Eigentlich arbeite ich an den in As-Dur und h-moll, die mir mein Lehrer aufgetragen hatte, aber beide lagen mir schon in den Fingern und es fehlte nur noch Detailarbeit, die ich mit meinem Lehrer zusammen machen wollte - daher suchte ich also nach einem neuen Stück, das mir gefällt und das ich zur Entspannung selbst erarbeiten konnte. Da das Cis-Dur Präludium schon immer mein Lieblingsstück aus dem WTK war, fiel meine Wahl darauf. Mein Lehrer hatte mich vorab gewarnt, dass das Stück relativ schwer sei, aber da es nicht nur gut klingt, sondern auch gut auf meine Schwächen (Finger spielen auf/zwischen schwarzen Tasten, eine bewegte linke Hand) zu passen schien, wählte ich das Stück trotzdem aus.
Als ich das Stück anfing, lies es mich nicht mehr los und ich startete daraus ein Experiment: Kann ich als Anfänger ein Stück auf meinem Schwierigkeitsgrad flott, effizient und zielstrebig erarbeiten? Wie viel Einsatz muss ich dafür zeigen und halte ich es überhaupt durch?
10 Tage später ist eine erste Version des Stücks fertig. Ich habe heute die Schlusstakte geübt und mit dem Rest verbunden und eine Aufnahme des ganzen Stücks gemacht. Ich war erstaunt, dass es einigermaßen gut geklappt hat.
Ich habe das Stück versucht so zu erarbeiten, wie es mir stets gesagt wurde - zerlege es dir in Phrasen, die du separat übst, trenne ggf. die Hände und baue dir Übungen und klangliche Variationen daraus und stelle die Phrase dann sukzessive rückwärts mit den anderen Phasen zusammen.
Da ich die manuelle Schwierigkeit anhand der Tonart überhaupt nicht einschätzen konnte, startete ich einfach von Beginn an.
Es hat viel Spaß gemacht zu üben, aber es war auch sehr anstrengend - an einer Phrase habe ich leicht zwei Stunden geübt: Jede Hand kurz getrennt, langsam beide zusammen, Tempo steigern, mit der ersten Phrase davor zusammen üben, usw.
Cis Dur ist nicht nur schlecht zu lesen, sondern liegt mir sehr ungewohnt und teilweise unbequem in der Hand.
Zunächst kam ich sehr gut voran. Die erste Hälfte des Stücks erarbeitete ich mir in etwa 4 Tagen, obwohl ich die Läufe in der linken Hand ab Takt 32 schwierig fand und auch am Fingersatz schrauben musste, dessen Sinn sich mir nicht erschloss, aber ich bin auch nur ein dummer Laie
Ab der zweiten Hälfte musste ich mich anfangen durchzubeißen - langsam wurde es ermüdend und auch durch den Arbeitsbeginn wurde es schwer, sich am Abend noch mehr als eine Stunde zu konzentrieren. Am 09.01 musste ich leider auch einen Tag lang pausieren, da ich sehr schlecht geschlafen hatte.
Dieses Wochenende war ebenfalls eine harte Probe - ab Takt 76 kommt eine relativ verzwickte Stelle, wie ich finde, die bis in Takt 86 anhält und irgendwie nicht innerhalb der üblichen Zeit "wollte". Aber ich habe mich damit motiviert, dass danach nur eine Wiederholung des vorhergehenden Motivs kommt und ich somit fast am Ende war, wenn die Stelle denn sitzt.
Das schöne Arpeggio mit der verminderten Dominante im Schlusstakt war dann wieder sehr angenehm zu spielen und es saß auch schnell in der Hand.
Ich fand es sehr befriedigend nach der harten Arbeit, das Stück heute klingen zu lassen. Aber ich muss ehrlich sagen: Ich weiß nicht, ob mir das auf Dauer nicht zu anstrengend wird, auf diese Weise weiter zu machen. Schließlich konzentriere ich mich als Programmierer eh schon den ganzen Tag und irgendwann macht der Kopf "dicht", so gerne ich auch geistig arbeite. Man neigt mehr dazu, abschalten zu wollen, um sich mehr zu bewegen als zu sitzen und zu denken - ich schweife schneller beim üben ab als am Wochenende.
Dennoch zeigt es mir, und vielleicht auch den anderen Anfängern und Laien, dass man mit Ehrgeiz, Motivation und Biss auch relativ flott zum Ziel kommen kann (eigentlich rechnete ich für das Präludium einen Monat), daher wollte ich das hier rein posten, vielleicht als Motivation für andere