Ich beziehe mich im wesentlichen auf den Bereich Klassik. Und da eher auf Solo-Aufführungen.
Weil ich hier lediglich eine Diskussion anregen wollte und mich andere Meinungen interessieren. Zwecks Horizonterweiterung und so. Eine wissenschaftlich belastbare Analyse war und ist von mir nicht beabsichtigt.
Nö. Außer "schon relativ oft gehört und gelesen". Warum ich das hier einfach mal so ohne belastbare Quellen konstatiere? Siehe oben. Im übrigen scheine ich mit Blick auf den ein oder anderen Diskussionbeitrag mit dieser Einschätzung nicht alleine zu sein.
Danke für die Erläuterungen. Zu meiner Antwort: ich habe bisher die anderen Beiträge noch nicht gelesen, werde dies aber nun unmittelbar nachholen.
Tja, warum "erwartet" oder "fordert" - wie du im Eröffnungsbeitrag klarstellst - das Publikum dies bei professionellen, klassischen Klavier-Solo-Performces?
Zunächst frage ich mich, was Anlass für eine solche Überlegung derjenigen, die das fordern ist. Denn bei allen solchen Aufführungen, die ich bisher besucht habe, wurde ohne Noten gespielt. Das heißt, die Forderung wird ja üblicherweise erfüllt und Noten, deren Fehlen gefordert wird, sind gar nicht vorhanden. Das könnte auch bereits der Hauptgrund sein für die Forderung. Und damit war deine erste Formulierung, dass es "erwartet" wird, gar nicht so verkehrt. Weil es üblich ist, wird es erwartet und gleichzeitig gefordert, weil man es so gewohnt ist und ja oft verlangt, dass übliche Konventionen eingehalten werden. Das Thema könnte also eher aufkommen, wenn abweichend davon bei professionellen, klassischen Klavier-Solo-Performces verwendet werden.
Wenn ich mir das Bild des Pianisten auf der Bühne vorstelle, könnten Noten auf dem Notenpult auch optisch stören, wenn sie nicht flach im Flügel liegen. Die weißen, hellen Blätter sind auf den Notenpulten von schwarzen Konzertflügeln ziemlich auffallend und jemand könnte das als optischen Störfaktor empfinden. Da liegt auch ein kleiner Unterschied zur Kammermusik: denn wenn alle Noten vor sich haben oder bereits mehr Musiker auf der Bühne sind, fallen die Notenblätter beim Pianisten weniger auf.
Man könnte auch das Umblättern des Pianisten oder einer Hilfsperson als störend empfinden. Vielleicht passiert dabei eine ungewöhnliche Bewegung oder etwas anderes Auffälliges, dass die Aufmerksamkeit des Zuhörers für einen Moment ablenkt.
Ein weiterer Grund könnte das meiner Meinung nach falsche Vorurteil sein, dass ein Pianist ohne Noten besser spielen würde. Ob dies zutrifft oder nicht, ist ein ganz anderes Thema, aber nur viel dazu: es wäre widerlegt, wenn ein Pianist, der es sowohl mit als auch ohne Noten spielen kann, einmal so und einmal anders spielt und das Ergebnis tendenziell nach einer hinreichenden Anzahl von Versuchen, gleichwertig wäre; so einen Versuch würde ein vernünftiger Pianist aber wahrscheinlich als Zeitverschwendung betrachten. Wenn man komplett ohne Noten besser spielen würde, hätte sich das nach meiner Erwartung auch bei Kammermusik durchgesetzt, was aber nicht der Fall ist. Auch haben Pianisten bei CD-Einspielungen die Noten gelegentlich oder gar meistens auf dem Pult, obwohl sie die Stücke sicher auch auswendig spielen können. Dies widerlegt ebenfalls, dass das Spiel mit Noten nicht schlechter sein muss, vorausgesetzt natürlich, der Pianist (wenn ich hier Pianist schreibe, meine ich natürlich auch die Pianistin und das gilt der Vollständigkeit halber auch für alle anderen in diesem Beitrag oder in anderen Beiträgen genannten Wörter, wo gefordert werden könnte, dass ich weibliche Personen auch berücksichtige, was ich gedanklich selbstverständlich tue, aber der Lesefluss würde unverhältnismäßig gestört, wenn ich das jedesmal ausdrücklich schreiben würde, wie auch jetzt bei diesem Klammerzusatz) sich bestmöglich mit der Komposition auseinandergesetzt und diese entsprechend vorbereitet hat. Natürlich wäre er dann höchstwahrscheinlich nicht darauf angewiesen, dass die Noten vor ihm liegen, aber sie beeinflussen die Aufführung halt auch nicht negativ, was das hörbare musikalische Ergebnis angeht.
LG
Bassplayer
Edit: ich habe die anderen Beiträge nun gelesen. Der mögliche Grund, dass angenommen wird, dass ohne Noten besser gespielt würde, wurde in den Beiträgen diskutiert und hierzu gab es ja auch schon andere Fäden. Ich sehe hier noch einen weiteren Aspekt:
Wenn ich selbst solo vorgespielt habe, tat ich dies stets ohne Noten. Zum einen nahm ich an, dass das erwartet wird. Zum anderen war es für mich fast nie zusätzlicher Aufwand, Stücke auswendig zu lernen, weil das bei der Erarbeitung des Stücks idR automatisch erfolgte. Man liest aber oft hier, dass Anfänger und Amateure häufig Probleme mit dem Auswendiglernen haben und es als zusätzliche Leistung betrachten. Da vermute ich, dass diese von Profis verlangen, dass sie über dieses "Befähigung" verfügen, alles auswendig spielen zu können, was sie normalerweise ja auch tun, und fordern diese Leistung bei Konzerten dann auch ein.