...aus der Sicht dessen, der die Passage bereits schnell spielen kann, der also die optimale Bewegung bereits gefunden hat. Er kann die Stelle dann natürlich auch langsam mit eben dieser verlangsamten Bewegung spielen.
Wenn man die Bewegung aber noch nicht raus hat, hilft es einem eigentlich auch nicht so viel, wenn einem jemand erklärt: "wenn du es schnell spielen könntest, könntest du es auch langsam spielen" :rolleyes:
@ Haydnspaß: Das ist mal wieder eine super Feststellung, die ich voll unterstreichen kann. Ich denke mir in letzter Zeit öfter: Es ist unglaublich schwierig, jemandem etwas zu erklären, das er nicht kann, wenn man selbst es bereits kann. Denn der "Könner" fängt von der anderen Seite an, er hat alle Hilfsmittel zur Verfügung, weiß, wie sich die Bewegung anfühlt, hat entsprechende Muskeln trainiert, Sehnen gestärkt und sein Hirn überlistet.
Aber der "Unwissende" hat noch gar nichts davon. Und er versteht es nicht, wenn man ihm erklärt, wie es sich anfühlt, wenns fertig ist. Er erkennt vielleicht, wie es aussieht und warum es funktioniert, aber wie man an diesen Punkt gelant, weiß er immer noch nicht.
Ich habe es schonmal geschrieben, das macht für mich einen guten Lehrer aus: Den Schüler so nahe an eine
Erfahrung heranführen, dass er sie selbst machen kann. Man kann das Wissen nicht in Worten in das Hirn des Schülers einpflanzen. Man kann ihn sozusagen in einem Irrgarten der Umsetzungsmöglichkeiten vor die richtige Tür stellen (je näher, desto fähiger der Lehrer), aber ob er sie schließlich findet, öffnet, durchquert, darauf hat der Lehrer keinen Einfluss.
was ist denn wirklich das große Problem am schnellen spielen?
erstens eine Art ängstlicher Befangen (also was mentales)
zweitens der von mir oft erwähnte "Kontrollzwang"
drittens grundlegend falsches, d.h. unergonomisches üben
zu 1: mit einer "das pack ich eh nie" Haltung (self fullfilling prophezy) kann es sowieso nicht gelingen, man erwartet das scheitern und es wird eintreffen...
zu 2: wer nicht akzeptiert, dass das eigene Denkgehäuse schlichtweg zu träge ist, um schnellen Tönen bzw. Bewegungsgruppen en detail folgen zu können, der "denkt" immer hinter der Musik her, der kommt quasi immer zu spät - das summiert sich und führt zu verkrampften Reaktionen (Wut, Zorn, Druck, erzwungenes spielen etc etc)
zu 3: (sicher der interessanteste Aspekt) nehmen wir einen staccatissimo gespielten Ton, danach noch einen: also zweimal die maximal schnellste Bewegung/Ausführung von je einem Ton/Anschlag - - wie entsteht nun die Geschwindigkeit bei der Aufeinanderfolge von ZWEI Tönen? GANZ EINFACH: durch das verkürzen bzw. minimieren der Zeit zwischen diesen beiden.
Auch die drei Dinge kann ich bestätigen und habe sie allesamt an mir erfahren.
@ Rolf, ich finde übrigens, dass op. 25,11 ein ganz hervorragendes Stück ist, um besonders Punkto zwei zu üben und entdecken, zumindest für mich. Ich habe da wirklich schon so viel dran gelernt!
Ergänzen möchte ich noch etwas zu "Bewegungsgruppen":
Mir hat zum Verständnis hier sehr geholfen, von (gesungenen / Melodie-)Bögen und Phrasierung zu sprechen.
Anders (technisch) gesagt, es geht Betonung. Von der hängt ab, ob man Einzeltöne hört oder zusammengefasste Töne. Unter Umständen(!) lässt sich das bereits durch das pure Umdenken umsetzen. Stelle ich mir einen großen Bogen vor, spiele ich einen.
Man kann auch taktiert denken (vorsicht, nicht in extremer Form so spielen, klingt grausig). Je nach Taktart, Notenwerten, Tempo erst pro Vierteltakt, halbtaktig, ganztaktig, zweitaktig usw.
Wenn man sich nur auf diese Punkte konzentriert, wird das schnellste Stück plötzlich in der Vorstellung langsam. Man verliert sich nicht in den "Zwischentönen" (die übrigens meistens leiser sein dürfen als man denkt), ist lockerer, entspannter (auch mental) und das ganze Ding wird schneller und fließt unter einem großen Bogen.