"Diese Musik liebe ich wirklich" (Youtube-Links)

  • Ersteller des Themas Dreiklang
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So Sachen zu "hören", mitzubekommen, zumindest intuitiv, das meine ich mit "Durchdringen".
Und das Offensichtlichste - der in solcher Musik durchaus ungewöhnliche Orgelpunkt - ist dir nicht aufgefallen? Ansonsten ist das weder bemerkenswert polyrhytmisch noch polyphon, und dramatisch ist die Moll-Trübung auch nicht ansatzweise. Was der Moll-Stelle gegenüber dem statischen Rest ein wenig Bewegung verschafft, sind die taktweisen Harmoniewechsel zwischen s65 und t, die ein wenig von Wagner abgekupfert sind (3. Akt Tristan!).

Das Stück hat zweifellos die beabsichtigte meditative Wirkung und ist deshalb nicht nur als seicht zu bezeichnen. Aber die Wirkung erzielt es mit anderen Mitteln als mit den von dir erkannten.
 
Und das Offensichtlichste - der in solcher Musik durchaus ungewöhnliche Orgelpunkt - ist dir nicht aufgefallen?
Doch, natürlich... das ist übrigens der "Rhythmus Null" in diesem Stück. Da rührt sich gar nichts, von Anfang bis Ende... trotzdem ist das auch ein rhythmisches Gestaltungsmittel, beziehungsweise, ein Gestaltungsmittel, das hinsichtlich der empfundenen Rhythmik des Stückes wirkt. So sehe ich das zumindest. Von der Art gibt es noch mehr im Stück zu finden/entdecken, deswegen: "Polyrhythmik".
Ansonsten ist das weder bemerkenswert polyphon
Es braucht nach meinem Ermessen keine "Matthäus-Passion", um als bemerkenswert polyphon zu gelten, das geht eben auch im Kleinen.



die taktweisen Harmoniewechsel zwischen s65 und t, die ein wenig von Wagner abgekupfert sind
Das Wort "abgekupfert" würde ich bitte nur verwenden, wenn ein Stück unangenehm und uneindeutig an ein anderes erinnert, dessen grundsätzliche Ideen klaut, und am besten das Ganze noch als müden Abklatsch bzw. Aufguß.
Die benannten Harmonien können durchaus auf dem eigenen Mist der Komponisten gewachsen sein.

Das Stück hat zweifellos die beabsichtigte meditative Wirkung
Das Stück ist für mich alles andere als Meditationsmusik! Es mag auf solcher aufbauen, entwickelt die Idee aber doch sehr viel weiter.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hinweis: Habe die beiden größten Peinlichkeiten aus Beitrag #1.243 entfernt. Die Seitenhiebe auf @mick werden ihm egal sein - unschön zu lesen sind sie trotzdem. Lass es doch endlich mal bleiben. Und ganz nebenbei: in solchen von Weltmusik und Cross-over stilistisch geprägten Musiken ist das Operieren mit Begriffen aus der Dur-Moll-Tonalität und die Suche nach Parallelen bei Richard Wagner wenig erhellend... .

LG von Rheinkultur
 
Dann solltest du dich vielleicht mal mit dem spirituellen Hintergrund des Vajrasattva beschäftigen. ;-)
Ich weiß nur nicht, ob mir das beim Verständnis und der Einschätzung und vor allem dem Genuß des Stückes wirklich hilft? Vermutlich nicht...

Ich habe das Stück jetzt sicher schon die letzten zwei Wochen über 10 Stunden insgesamt gehört, und mein Appetit darauf und die Faszination daran sind noch immer nicht verebbt...

Bässe, Subwoofer, Höhen, und Laustärke auf Maximum bei längeren Autofahrten zum Beispiel... (aber natürlich, ohne zu übersteuern)

Und so wie es ausschaut, habe ich immer noch nicht alles entdeckt, was in dem Stück so steckt, oder was man darin sehen könnte. Erst gestern und heute wieder ...

Ich finde es unglaublich, welchen Genuß Musik dem Menschen bereiten kann. Das Stück hier rührt wieder tief in mir an irgendwelchen tief verankerten archaischen Mechanismen (?) Ich wüsste selbst nicht an welchen. Irgendwann würde ich das gern mal näher ergründen...

Viele Grüße vom - bornierten -
Dreiklang :-D:super:
 
Zuletzt bearbeitet:
(...) ist das Operieren mit Begriffen aus der Dur-Moll-Tonalität und die Suche nach Parallelen bei Richard Wagner wenig erhellend...
... und dann noch: Oper... Ok, ich sag mal sonst nichts weiter dazu, höchstens:
„Die schönsten Stunden meines Lebens verdanke ich der Oper.“ - „Wieso, gehst Du so oft hin?“- „Ich nicht, aber meine Frau!“:-)
... ich weiß genau, das gefällt dem Rheini... (aber er wird's schon kennen, richtig...?)
 
... hab' ich eigentlich das schon mal reinverlinkt hier?

 
@agraffentoni Kein Kommentar.

Zum Cat Stevens: hab' ich heute beim Abendspaziergang gehört.

Und irgendwie kam es mir auf einmal in den Sinn: wieso eigentlich nicht anstatt "God's recreation of the FIRST day" anstelle: "God's recreation of the NEW day"...?

... hätte den Text noch um einiges ergreifender gemacht, finde ich ...
 

@agraffentoni
Und irgendwie kam es mir auf einmal in den Sinn: wieso eigentlich nicht anstatt "God's recreation of the FIRST day" anstelle: "God's recreation of the NEW day"...?
Der Anbruch des neuen Tages erscheint dem lyrischen Ich wie die Schöpfung des ersten Tages, deshalb auch recreation. „recreation of the new day“ verstehe ich als Wiederholung der Schöpfung in der Erschaffung eines neuen Tages.
 
„Die schönsten Stunden meines Lebens verdanke ich der Oper.“ - „Wieso, gehst Du so oft hin?“- „Ich nicht, aber meine Frau!“:-)
... ich weiß genau, das gefällt dem Rheini... (aber er wird's schon kennen, richtig...?)
Den kannte ich schon und befand ihn als zu schlecht für die Witze-Ecke, aber nicht wegen zu geringem Versaut-Sein.
Weil ich einen gut gelungenen Auftritt mit einem stattlich besetzten Männerchor hinter mir habe, ist meine Laune gut und ich beschränke mich darauf, einen netten Musikbezug zu posten:

Vermutlich haben sich da zwei Personen zu intensiv mit "Madame Butterfly" beschäftigt...!

LG von Rheinkultur
 
Der Anbruch des neuen Tages erscheint dem lyrischen Ich wie die Schöpfung des ersten Tages, deshalb auch recreation. „recreation of the new day“ verstehe ich als Wiederholung der Schöpfung in der Erschaffung eines neuen Tages.
Ja, so kann man es natürlich auch sehen.
Den kannte ich schon und befand ihn als zu schlecht für die Witze-Ecke
Und das war sowieso wieder ein Fauxpas von mir :cry: . Man darf/soll sowieso keine musikalischen Gattungen pauschal kritisieren :konfus: ... jede hat ihre Freunde, man verletzt die Gefühle von Menschen dadurch, und niemand ist besser oder schlechter, weil er bestimmte Musikgattungen nun mag, oder nicht mag.

Man kann sagen/verbalisieren, was man persönlich mag oder nicht, sowas geht... an der Oper bzw. den allermeisten Aufnahmen, die ich gehört habe, ist mir die Art zu singen zu verkünstelt, zu wenig natürlich. Es gibt auch (sehr wenige) Aufnahmen, bei denen ich das nicht so empfinde, und die mir auch durchaus gefallen. Zum Beispiel die Opern-Ausschnitte aus dem Film "Amadeus" (1984), und von Netrebko habe ich auch etwas (La Traviata).

Und was mich an den meisten Klassik-Aufnahmen stört, ist weniger "Borniertheit", sondern dass sie emotional eben nicht wirklich zünden bei mir. Ein anderes Tempo, ein anderer Ausdruck, mehr in die Musik eintauchen und ihre potenzielle Tiefe ausloten, und weniger gefühlte "Verkopftheit" und Rationalität bei der Wahl von Tempo und Gestaltung, und sie würden mich emotional sicher viel mehr ansprechen können.
 
an der Oper bzw. den allermeisten Aufnahmen, die ich gehört habe, ist mir die Art zu singen zu verkünstelt, zu wenig natürlich
Aber dir ist schon klar, dass ein Opernsänger (m/w/d/p) in einem Haus mit 2.000 Plätzen und einem 100-Mann-(m/w/d/p)-Orchester vor der Bühne anders singen muss als deine Omma, wenn sie mit dir "Backe, backe Kuchen" gespielt hat? Auch ein Schauspieler (m/w/d/p) im Theater spricht doch völlig anders als einer im Film, der ein Mikrofon vor der Nase hat.

Davon abgesehen taugt Oper auf Aufnahmen nichts. Solange man die Gegegebenheiten einer Live-Vorstellung nicht oft erlebt hat und von der Aufnahme dahin abstrahieren kann, vermittelt sie ein völlig falsches Bild dieser Kunstform.

Jemand, der noch nie einen Berg bestiegen hat, wird sich von einem Watzmann-Foto auch kein realistisches Bild davon machen können, was eine Überschreitung bedeutet. Wer schon einige Berge bestiegen hat, wird das vielleicht einschätzen können, auch ohne konkret dort gewesen zu sein.
 
Aber dir ist schon klar, dass ein Opernsänger (m/w/d/p) in einem Haus mit 2.000 Plätzen und einem 100-Mann-(m/w/d/p)-Orchester vor der Bühne anders singen muss (...)
Ist mir bewusst... mir ist nur nicht ganz klar, ob der Stil, in dem gesungen wird bzw. letztendlich gesungen werden muss, nicht auch durch die ganze Art der (Opern-)Gesangsmusik mit determiniert wird. Oder anders ausgedrückt: kann man in Opern wesentlich "anders" singen, als eben gesungen wird... (?)
Am Ende vielleicht, wie so oft, Geschmackssache.

Davon abgesehen taugt Oper auf Aufnahmen nichts. Solange man die Gegegebenheiten einer Live-Vorstellung nicht oft erlebt hat und von der Aufnahme dahin abstrahieren kann, vermittelt sie ein völlig falsches Bild dieser Kunstform.
Zweifellos richtig ist, dass eine Aufnahme (egal, wie technisch gut auch immer) niemals alle Details, Feinheiten und Klarheit dessen transportieren kann, was im Konzertsaal live akustisch passiert... und auch nicht all das Drumherum (sehen und gesehen werden, Leute kennenlernen usw. usf.).

Das ist ein Faktor X, den ich tatsächlich nicht wirklich kenne. Auch nach Jahren habe ich bisher noch nicht in einen Abend und eine respektable Konzertkarte investiert aus Angst davor, nach eine Viertelstunde doch wieder - unhöflicherweise - vielleicht den Saal still und leise zu verlassen.

Von demher: ich weiß es (einfach) nicht, wie groß der Faktor X für mich persönlich wäre (oder gar allgemein gesprochen).

Allerdings: ob eine Opern-Aufnahme jetzt "ein völlig falsches Bild" vermittelt, soweit würde ich dann auch wieder nicht gehen. Die Bilder, die man sieht, sind ja so auch auf der Bühne gewesen, und im Wesentlichen wurde ja auch das gesungen und gespielt, was man dann sieht und hört. Es fehlen halt Details, die aber durchaus noch eine höhere Erlebnisebene liefern.

Jemand, der noch nie einen Berg bestiegen hat, wird sich von einem Watzmann-Foto auch kein realistisches Bild davon machen können, was eine Überschreitung bedeutet. Wer schon einige Berge bestiegen hat, wird das vielleicht einschätzen können, auch ohne konkret dort gewesen zu sein.
Sicher, die Gerüche, der Wind, die Temperatur, die angenehme Anstrengung, die vielen Details auf dem Weg, all das kann Dir ein Natur-Foto nicht liefern. Ob der Vergleich hier allerdings wirklich greift...(?)
 
mir ist nur nicht ganz klar, ob der Stil, in dem gesungen wird bzw. letztendlich gesungen werden muss, nicht auch durch die ganze Art der (Opern-)Gesangsmusik mit determiniert wird. Oder anders ausgedrückt: kann man in Opern wesentlich "anders" singen, als eben gesungen wird... (?)
Am Ende vielleicht, wie so oft, Geschmackssache.
Soweit ich weiß, geht es beim Operngesang darum, den Klang ganz bestimmter Formanten zu erreichen, also Obertöne, die die Naturstimme überlagern, verdrängen. Im Popgesang dagegen wird die Naturstimme entfaltet.

Ich mag Opern sehr gern und höre da alles von Monteverdi bis Berg, aber der Klang der Stimmen im Sinne von „Wohlklang“ ist da für mich sekundär. Entscheidend ist, wie die jeweilige Rolle stimmlich und damit einhergehend charakteristisch umgesetzt wird. Wenn ich eine sinnliche, ergreifende, berührende Stimme hören will, höre ich z.B. Whitney Houston, Adele oder Freddy Mercury, wenn ich eine gute Charakterstimme hören will, höre ich z.B. Jessye Norman, Birgit Nilsson oder Wolfgang Windgassen.
 

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