Ich habe noch einmal weiter recherchiert und verschiedentlich Interessantes aufgefunden:
Der SWR hat eine längere Abhandlung (Essay) zum Thema veröffentlicht. Für die Komponistengeneration nach Strauss spielen Tonartcharakteristiken keine Rolle mehr, da andere Systeme erfunden wurden. Für die ausübenden Musiker setzt der SWR Kenntnisse der Tonartcharakteristika voraus, da die sich ja mit der Musik vieler Epochen auseinandersetzen müssen.
Zum Effekt des Transponierens gibt es ein interessantes Zitat von Robert Schumann von 1835 (nach koelnklavier): ''Daß durch Versetzung der ursprünglichen Tonart einer Composition in eine andere, eine verschiedene Wirkung erreicht wird, und daß daraus eine Verschiedenheit des Charakters der Tonarten hervorgeht, ist ausgemacht. Man spiele z.B. den "Sehnsuchtswalzer" in A dur oder den "Jungfernchor" in H dur! - die neue Tonart wird etwas Gefühlwidriges haben, weil die Normalstimmung, die jene Stücke erzeugte, sich gleichsam in einem fremden Kreis erhalten soll.''
Zur Frage der Stimmung: Wenn man mal Aufführungen im Rahmen der historischen Aufführungspraxis besucht, hört man gelegentlich Ensembles, die nicht die gleichstufige Stimmung verwenden. Das mag jeder für sich entscheiden, ich kann daher bisher in der Tonartcharakteristik keinen nennenswerten Einfluss bemerken. Die absolute Tonhöhe könnte schon eher einen Effekt haben. Da Prägung und Imagebildung einen Einfluss haben, relativiert sich das wieder. Wer auf seinem E-Piano zwischen verschiedenen Stimmungen wählen kann, wird das vielleicht nachvollziehen können.
Die meisten Komponisten haben sich aus der Diskussion herausgehalten. Die Diskussion selbst wurde über die Jahrhunderte stetig und auch stets überhitzt geführt. Man fährt am sichersten, wenn man die Äußerungen auf die Werke desjeweiligen Komponisten bezieht. Da ist es dann aber auch bedeutsam.
Berlioz hat die Tonartcharakteristika in einer Tabelle für die Violine zusammen mit den Schwierigkeitsgraden in seiner Kompositionslehre vermerkt. Warum er es-moll und es-Dur dabei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zuordnet, ist mir schleierhaft.
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